Gründung des "Bundes soziale Verteidigung"

von Christine Schweitzer

Eine umfassende Zusammenarbeit mit dem Ziel, das Militär abzuschaffen und Soziale Verteidigung aufzubauen, strebt ein großer Teil der Organisationen und Gruppen an, die im Juni 1988 den Kongreß „Wege zur Sozialen Verteidigung" organisiert hatten. Zu dem Kongreß waren über eintausend Menschen nach Min¬den gekommen, um sich über Soziale Verteidigung auszutauschen und über die Chancen und Wege der Durchsetzung zu beraten. Ein Ergebnis der Tagung war, daß ein großes Bedürfnis nach Vernetzung der unterschiedlichen Ansätze und Initiativen besteht. Im März ist es soweit: Ein "Bund für Soziale Verteidigung" soll gegründet werden.

Zweck des Zusammenschlusses soll es sein, die Basisarbeit zur Sozialen Verteidigung zu vernetzen, in Arbeitsgruppen (u. a. Frauen und Soziale Verteidigung, Soziale Verteidigung und militärische Defensivkonzepte, Soziale Verteidigung in der kommunalen Friedensarbeit) die unterschiedlichen Aspekte der Sozialen Verteidigung voranzubringen und in der Öffentlichkeit die Anliegen der Abschaffung des Militärs sowie der Entwicklung und Praktizierung gewaltfreier Methoden der Konfliktlösung mehr Gehör zu verschaffen. In dem Entwurf für eine Gründungserklärung werden vier Aufgabenbereiche umrissen:

  • Der Bund soll die Methoden des gewaltfreien Widerstandes so weiterentwickeln, daß das Ziel, das Militär abzuschaffen, durchgesetzt werden kann und die angestrebte entmilitarisierte Gesellschaft in die Lage versetzt wird, sich ohne Waf¬fen gegen gewaltsame Übergriffe von innen oder außen zu verteidigen;
  • Er will auf gesellschaftliche Strukturen und das Einüben von Lebensweisen hinwirken, die eine Gesellschaft verteidigenswert und verteidigensfähig machen (Dernokratisierung, internationale Gerechtigkeit, ökologische Wirtschaftsweisen);
  • Er will Möglichkeiten des Widerstandes gegen Repression Sozialer Bewegungen erarbeiten;
  • Last noch least will er sich dafür einsetzen, daß von der BRD keine militärischen Interventionen ausgehen bzw. von ihr unterstützt werden.

Mitglieder des "Bundes" können sowohl Einzelpersonen wie freie Zusammenschlüsse (Basisinitiativen usw) und "juristische Personen", also Verbände und Organisationen werden. Gremien des Bundes sind die Mitgliederversammlung, die erwähnten Arbeitsgruppen, ein siebenköpfiger, quotiert besetzter Vorstand mit zwei gleichberechtigten Vorsitzenden, einem Mann und einer Frau, und ein Bundesausschuß, in dem Vertreterlnnen von Trägerorganisationen, den AG's und die Vorstandsmitglieder sit¬zen und der zwischen den Mitgliederversammlungen die Grundlagen der Arbeit festlegen soll. Die Geschäftsstelle wird in Minden sein.
Der Trägerkreis hat viel Zeit auf die Erarbeitung eines Entwurfs für ein Gründungsmanifest verwendet, das auf der Gründungsversammlung politisch diskutiert, und verabschiedet werden soll und das als eine Art Programm für die kommenden Jahre anzusehen ist. Es kann, genau wie die Vorschläge zur Satzung und Geschäftsordnung und die Teilnehmerinnenunterlagen zur Gründungsversammlung, beim Kongreßbüro in Minden angefordert werden.
Die Gründungsversammlung findet vom 10. - 12. März 1989 in Minden statt, zu ihr sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Während der Gründungsversammlung wird auch die Konstituierung von ersten Arbeitsgruppen stattfinden.

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.