Eine Woche vor Ostern rufen wir mit unserem Aufruf "Kriege stoppen - Frieden und Abrüstung jetzt! " in mehreren Zeitungen zur Teilnahme an den Ostermärschen 2025 auf. Hilf auch du mit bei der Mobiliserung!
Zum besseren Verständnis vgl. auch die Vorschläge zu einer Nuklearwaffen-Konvention in der Kampagnenzeitung.
Handlungsmöglichkeiten für eine atomwaffenfreie Welt
von
Beim Hearing zur Zukunft des Nichtverbreitungsvertrages in Bonn am 17.01.95 hat Wolfgang Liebert sehr anschaulich deutlich gemacht, daß die Bundesregierung eine wesentliche Mitverantwortung für die notwendige neue, realpolitisch durchaus mögliche Weichenstellung hin zu einer nuklearwaffenfreien Welt trägt. Die Übersichten liefern u.E. überzeugende Argumente dafür, daß die Handlungsmöglichkeiten der Bundesregierung als "Nicht-Atomwaffenstaat" durchaus nicht - wie aus Regierungskreisen gern behauptet - weitgehend erschöpft sind. Aus seinem Vortrag veröffentlichen wir zusammenfassende Überblicke: Möglichkeiten der Atomwaffenstaaten und insbesondere auch der deutschen Politik. (ms)
Katalog möglicher Maßnahmen der deutschen Exekutive [unter Angabe der Handlungskonsequenzen]
* Verzichtserklärung; kein Interesse an der Nutzung ziviler Kernsprengungen [keine direkten Handlungskonsequenzen];
* erklärter Verzicht auf HEU-Produktion und HEU-Nutzung [Verzicht auf gegenwärtige Konzept des geplanten Garchinger Forschungsreaktors FRM II];
* Verzicht auf Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente auf deutschem Boden [zurzeit de-facto keine weitere Handlungskonzequenz];
* Verzicht auf Plutoniumnutzung [1. Kündigung aller Wiederaufarbeitungsverträge im Ausland, 2. Ende der Mischoxidnutzung (MOX) in deutschen Reaktoren, 3. "Aus" für die neue Hanauer Brennelementefabrik];
* allgemeine Erklärung der Nicht-Produktion und Nicht-Nutzung waffengrädigen Nuklearmaterials in für Kernwaffen relevanten Mengen [Konsequenzen wie oben; hinzu: Nichtnutzung von Tritium];
* nationale Schritte zur Internationalisierung aller Lager waffenfähigen Materials [Übergabe deutscher Plutoniumvorräte an eine internationale Behörde];
* Verzicht auf Weiterentwicklung neuer proliferationsträchtiger Nukleartechnologie [Einfluss auf FuT-Programme zur Trägheitseinschlussfusion, zur Laserisotopentrennung, zu bestimmten Beschleunigerentwicklungen, zur Brüterentwicklung möglich];
* Aufrechterhaltung der strikter gewordenen Exportkontrolle und ihre ungeteilte Anwendung bis das Prinzip "exportiert werden kann, was auch im eigenen Land für unverzichtbar gehalten wird" maßgeblicher werden kann [keine Aufweichung der Gesetzgebung im Dual-use Bereich oder im Rahmen der europäischen "Harmonisierung"; keine Exporte mehr im Zusammenhang mit Kernwaffenprogrammen von Kernwaffenstaaten];
* Eintreten für Einrichtung einer nuklearwaffenfreien Zone in Mitteleuropa [Abzugsforderung für die immer noch auf deutschem Boden stationierten Kernwaffen];
* massive Entwicklung von Alternativen zur Kernenergienutzung insbesondere in Kooperation mit sich entwickelnden Ländern [institutionelle und forschungs- und technologiepolitische Konsequenzen unter Einschluss internationaler Kooperationsprogramme; Initiative für eine entsprechende Internationale Behörde; (Fort-)Entwicklung von Aus- und Umstiegsszenarien];
* Förderung der Entwicklung von Wegen zur Zerstörung von Plutonium [forschungs- und technologiepolitische Konsequenzen]
Vorschläge für eine deutsche Position in Bezug zum NVV/NPT
Deutschland sollte
1. für eine befristete Verlängerung des NVV/NPT unter Einschluss eines regelmäßigen Review-Prozesses eintreten (der "Hebel" des Artikel VI sollte nicht aus der Hand gegeben werden);
2. für entsprechende völkerrechtlich verbindliche Zusatzerklärungen und -vereinbarungen mit Bezug zum NVV/NPT werben;
3. eine tiefgreifende Reform der IAEO anregen (unter Einschluß der Gründung einer Internationalen Energieagentur);
4. die Transformation des Non-Prolifertationsregimes zu einer Konzeption der nuklearwaffenfreies Welt propagieren.
Ein deutscher Maßnahmenkatalog sollte den Zielen dienen
* Schritte zur Aufhebung der Wahrnehmung des NVV/NPT als diskriminatorischen Vertrages
* Bearbeitung der NPT-inhärenten Ambivalenz- und Dual-use-Problematik
* Glaubwürdigkeit und Übertragbarkeit der Position auf alle Staaten durch eindeutigen Selbstverzicht
* Erreichung maximaler Proliferationsresistenz des genutzten Brennstoffkreislaufes, insbesondere Vermeidung des Erhaltes wissenschaftlich-technologischer Optionen, die für Kernwaffen wesentliche Voraussetzungen sind
* Internationalisierung des Prozesses, der die Transformation des NV/NP-Regimes will.