60ster Jahrestag in Hiroshima

Hiroshima/Nagasaki-Tag 2005

von Angelika Wilmen

Mit über 200 Veranstaltungen zum 60. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki fordern Friedengruppen und die "Bürgermeister für den Frieden" (mayors for peace) die Abschaffung aller Atomwaffen bis zum Jahr 2020.

In vielen Städten wurde als gemeinsame Aktion am Vorabend des Hiroshima-Tages (Freitag, 5. August) zwischen 22 Uhr und 0.15 Uhr die "Nacht der 100.000 Kerzen" - Für eine Welt ohne Atomwaffen - gestaltet - als Verbindung zu den Gedenkfeierlichkeiten, die am 6. August um 8.15 Uhr Ortszeit im Hiroshima Memorial-Park begangen werden. Auch in Japan werden jedes Jahr am Hiroshimatag auf Flüssen schwimmende Kerzen angezündet als Erinnerung an die vielen Menschen, die vor 60 Jahren im Wasser schwimmend Rettung vor dem atomaren Feuer suchten.

Im Folgenden geben wir einen kurzen nicht vollständigen Überblick über die Aktivitäten in der Bundesrepublik. Wir stellen Aktivitäten aus Berlin, Potsdam und Rheinland-Pfalz vor. (Red.)

In mehreren Gedenkveranstaltungen aus Anlass des 60. Jahrestages der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki wurde am 6. August in Berlin der Opfer gedacht. Bei Veranstaltungen im Volkspark Friedrichshain, in Kirchen und auf öffentlichen Plätzen wiesen Friedensinitiativen auf die bleibende nukleare Gefahr hin. Mit Unterstützung der Kirchengemeinde fand in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein von IPPNW und IPPNW-concerts organisiertes Benefizkonzert zugunsten der IPPNW-Studierendenarbeit für die Abschaffung der Atomwaffen statt. Alban Gerhardt und das Ensemble Incendo spielten Werke von Bach, Schubert und Schostakowitsch. Die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen verlas zur Begrüßung der etwa 500 Zuhörerinnen ein Grußwort des Bürgermeisters von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, in dem er der IPPNW für ihren Einsatz dankte. Ich hoffe, Sie alle werden die Erinnerung an Hiroshima in Ihren Herzen bewahren und damit fortfahren, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um die Samen der nuklearen Abrüstung in diesem Jahr zu säen, so Akiba. Bischof Wolfgang Huber bezeichnete die Existenz von Atomwaffen als untragbares Risiko und rief dazu auf, das Problem der Atomwaffen wieder im Bewusstsein und im Gewissen der Öffentlichkeit zu verankern. IPPNW-Ehrenvorstandsmitglied Prof. Ulrich Gottstein forderte in seiner Ansprache, dass die Aktivität gegen Krieg, für Frieden und Gerechtigkeit und die Abschaffung aller Atomwaffen weitergehen müsse: "Die Erfahrungen von Hiroshima und Nagasaki und die weitergehende weltweite Atomwaffenrüstung haben uns gelehrt, dass Menschen ohne Ethik und Moral "im Bedarfsfall" zu jeder Waffe greifen, über die sie verfügen. Das gilt für Regierungen, für fatalistische Kriegsführer und natürlich auch für Terroristen. Daher kann es nur eine Forderung geben: Die totale Abschaffung und Vernichtung aller Atomsprengköpfe weltweit! Das sind wir den Opfern von Hiroshima und Nagasaki, aber auch unseren Kindern und Kindeskindern schuldig", sagte er.

Vor und nach dem Konzert fand die Nacht der 100.000 Kerzen mit Lesungen, Ausstellungen und Musik statt. In der Heilig-Kreuz-Kirche zeigte die Berliner Friedensbewegung eine Fahnen- und Klanginstallation "Aus den Schatten von Hiroshima zur Zukunft mit Sonnenenergie". Auf dem Breitscheidplatz wurden Unterschriften für einen bundesweiten Appell gesammelt, der die zukünftige deutsche Regierung zu einem nachdrücklichen Beitrag für eine atomwaffenfreie Welt aufruft. Dazu gehört ein Ende der deutschen Teilhabe an US-Atomwaffen, der Ausstieg aus der nuklearen Planung der NATO, sowie der Abzug der US-Atomwaffen von deutschem Boden. Bis zum 24. Oktober, dem UN-Abrüstungstag, werden noch Unterschriften gesammelt.

Aktion Hiroshima-Platz in Potsdam
Im Gedenken an den Befehl zum Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki vor 60 Jahren haben IPPNW und der bündnisgrüne Kreisverband Potsdam Ende Juli das bisher namenlose Areal gegenüber der Truman-Villa in der Karl-Marx-Straße in Potsdam in einer symbolischen Aktion Hiroshima-Platz getauft. Am 24. Juli 1945 unterzeichnete der US-amerikanische Präsident Harry S. Truman in seinem Domizil während der Potsdamer Konferenz den Abwurfbefehl und verantwortete so den Tod Tausender Menschen. Stephan Hohmann, Vorstandsmitglied der deutschen IPPNW-Sektion, erklärte bei seiner Rede: "Wir müssen die Erinnerung an Hiroshima wach halten. Wer sich der katastrophalen Auswirkungen von Atomwaffen auf die Zivilbevölkerung bewusst ist, wird alles tun, um ihren Einsatz zu verhindern. Deshalb ist es wichtig und richtig, dass wir heute hier mit der Benennung des Hiroshima-Platzes und der Enthüllung dieser Gedenktafel ein Zeichen setzen. Von dort, wo vor genau 60 Jahren der Befehl zum Massenmord ausging, kommt heute ein klares "Nie wieder!".

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