Hunderte von Soldaten und Reservisten verweigerten Einsatz im Libanon

von Rudi Friedrich

Die israelischen Organisationen New Profile und Yesh Gvul meldeten im August 2006, dass sich viele Soldaten und Reservisten der israelischen Armee dem Kriegseinsatz im Libanon entzogen haben und Hunderte ihn verweigerten. Mindestens zehn Verweigerer wurden inhaftiert. Dies widerlegt die offiziellen Berichten, dass es eine hohe Motivation gegeben habe, sich für den Libanonkrieg zu melden.

Neben den bekannt gewordenen Fällen haben sich tatsächlich viele aus medizinischen oder physischen Gründen zurückstellen lassen, so berichteten die israelischen Organisationen, die sich für Kriegsdienstverweigerer einsetzen. Andere haben sich unerlaubt von der Truppe entfernt oder sind ins Ausland gegangen.

Die bekannt gewordenen Verweigerer des Libanonkrieges
Der 28-jährige Hauptmann Amir Pasteur erklärte am 30. Juli, dass „die Teilnahme am Krieg den Werten widerspricht, mit denen ich erzogen worden bin". Er wurde in einem Disziplinarverfahren zu 28Tagen Haft verurteilt, nachdem er seine Untergebenen über seine Entscheidung informiert hatte.

Der 28°jährige Feldwebel Itzik Shabbat war am 19. Juli 2006 .zum Reservedienst in den besetzten Gebieten einberu¬fen worden, um dadurch Kräfte der Armee für den Krieg im Libanon freizustellen. Er erklärte: "Meiner Meinung nach wird nur die Verweigerung des Krieges diesem Wahnsinn ein Ende setzen und den falschen Vorstellungen ein Ende bereiten, dass die gesamte Heimatfront diesen unnötigen Krieg unterstützt, der aus fadenscheinigen Gründen geführt wird." Es ist unbekannt. ob ersieh der Armee gestellt hat.

Hauptfeldwebel Omri Zeid weigerte sich, dem Befehl nachzukommen, 150 Raketen auf das libanesische Dorf Mjadara abzufeuern. Zeid nahm seinen Rucksack und erklärte den anderen Soldaten: ,,Ich bin nicht bereit, Teil einer Armee zu sein, die auf Frauen und Kinder schießt." Er wurde einen Tag später aus der Armee entlassen. Ein Verfahren wurde nicht eröffnet.

Der 26-jährige Hauptfeldwebel Zohar Milchgrub weigerte sich,. den Reservedienst in den besetzten Gebieten abzuleisten. ,,Für mich war es sehr klar, dass ich nicht wieder auf einem Posten in den be¬setzten Gebieten sein wollte. Die Entschei¬dung, den Einsatz in diesem Krieg zu verweigern, war für mich ebenso selbstverständlich." Er wurde Mitte August zu einer zehntägigen Haftstrafe verurteilt.

Der Hauptfeldwebel K. Daniel wurde Anfang Augustwegen seiner Verweigerung zu 28 Tagen Haft verurteilt.

Der26·jährige Hauptfeldwebel ltamar Shapira weigerte sich am 8. August, in den Libanon zu gehen. Er erklärte, dass er dies für die Sicherheit der Bürger Israels tue. Er wurde zu 14 Tagen Haft verurteilt.

Der 23-jährige Hauptfeldwebel D;Y. weigerte sich, den Reservedienst in den besetzten Gebieten anzutreten. Er erklärte: ,,Ich will nicht dem Apartheidsystem dienen, das der Bevölkerung in den besetzten Gebieten von unserer Regierung auferlegt wurde. Ich weigere mich auch, an diesem sinnlosen Krieg teilzunehmen, wie auch an Handlungen, die als Kriegsverbrechen an¬zusehen sind. Dieser Krieg ist auch schädlich für die Bevölkerung in Israel." Er wurde zu 28Tagen Haft verurteilt.

Fünf Reservisten wurden nach ihrer Weigerung, an deri Operationen im Süden Libanons teilzunehmen, Mitte August 2006 zu jeweils 21 Tagen Haft verurteilt, · obwohl der geplante Vorstoß der israelischen Bodentruppen abgesagt worden war.

Zum Hintergrund
In Israel sind alle jüdischen Männer und Frauen wehrpflichtig. Die Dauer des Militärdienstes beträgt für Männer drei Jahre, für Frauen 20 Monate. Nach Ablauf des regulären Militärdienstes leisten Männer bis zu ihrem 50. Lebensjahr mindestens einmal jährlich für ca. 30 Tage einen Reservedienst ab.

Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung können praktisch nur Frauen in Anspruch nehmen. Männer werden in der Regel zu mehrmaligen zwei- bis vierwöchigen Arreststrafen verurteilt.

Erstveröffentlichung in: zivil 4/2006

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Rubrik

Friedensbewegung international