Internationales Fasten für einen Atomtest-Stopp

von Jutta von Ochsenstein

Vom 5.-13.03.90 fand ein internationales Fasten für einen Atomtest-Stopp vor allem in den atomwaffenbesitzenden Ländern statt. Der Termin war parallel zur ökumenischen Weltversammlung in Seoul gewählt worden, wo die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung behandelt wurden. Jutta von Ochsenstein von der Gruppe "Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung" aus Mutlangen berichtet kurze Eindrücke:

Das Fasten hat eine für uns unerwartet breite Aufnahme in der ganzen Welt gefunden. Bis zum Schluß kamen immer neue öffentliche Fastenorte dazu, vom sowjetischen Atomtestgelände in Kasachstan über Göteborg, Izmir, Madrid bis zum US-amerikanischen Atomtestgelände in Nevada. Niemand kann heute sagen, wie viele Menschen mit uns mitgefastet haben, vielleicht waren es tausend, vielleicht auch zweitausend. Auch auf der Ökumenischen Weltversammlung in Seoul fastet einige KirchenvertreterInnen. Die politische Wirkung dieser Fastenaktion ist natürlich bei einer so kurzen Dauer nicht genau auszumachen. Wichtig scheint uns zu sein, daß es in Frankreich eine für die dortigen politischen Verhältnisse neue Offenheit der Massenmedien gab.

Wir möchten hier vor allem die folgende Erfahrung unserer 9-tägigen Fastenmahnwache vor dem US-amerikanischen Generalkonsulat in Stuttgart mitteilen:

Am stärksten getroffen hat uns immer wieder, daß zwar sehr viele Menschen von den Gefahren und Opfern der Atomtests wissen und unsere Forderungen nach einem sofortigen und endgültigen Atomteststopp unterstützen, - aber diese vielen Menschen sehen irgendwie keinen Weg, ihrem Wissen und ihrem Protest einen angemessenen Ausdruck zu geben.

Das Fasten ist eine Aktionsform, die an dieser Situation ansetzt. Sie kommt dem großen Bedürfnis entgegen, der eigenen Betroffenheit über die Atomtests öffentlichkeitswirksam Ausdruck zu verleihen. Und sie bietet langfristig die Möglichkeit, durch Eskalation einen wirklichen politischen Druck und Widerstand auszuüben.

In diesem Sinne wollen wir kontinuierlich weitere Fasten für einen Atomteststopp durchführen. Als nächsten Termin schlagen wir den August 1990 vor, beginnend mit dem Hiroshima-Tag.

Kontakt: Jutta von Ochsenstein, Carl-Kabat-Haus, Schulstr: 7, 7075 Mutlangen, 07171/74263

 

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