Israel

Israel: Erster Reservist wegen Verweigerung in Gaza inhaftiert

In Israel wurde der erste Reservist, der sich dem Kriegseinsatz im  Gazastreifen verweigert, zu 14 Tagen Arreststrafe verurteilt. Das  berichtete die Organisation /Courage to Refuse/ (Mut zum  Verweigern), die zugleich darauf hinwies, dass der Reservist seinen  Namen nicht genannt haben möchte. In „Courage to Refuse“ haben sich  Soldaten und Offiziere der israelischen Armee zusammen geschlossen, die  sich gegen die Besatzungspolitik der israelischen Regierung wenden.

In Israel weigern sich nicht nur Reservisten, sich für die  Besatzungspolitik der israelischen Regierung einsetzen zu lassen.  Bekannt geworden sind auch Abiturientinnen und Abiturienten, die sich  in der Gruppe der „Shministim“ zusammengeschlossen haben. Sie  protestieren mit ihrer Verweigerung "gegen die Politik der Besatzung und gegen die Methoden des Militärapparats, wie sie sich heute darstellen: Rechtsverletzungen, rassistische Diskriminierung und völkerrechtswidriges Handeln". Darüber hinaus gibt es einen hohen  Prozentsatz von israelischen Wehrpflichtigen, die sich der Ableistung  des Militärdienstes entziehen. Nach offiziellen Angaben des Militärs leiste nicht einmal die Hälfte eines Jahrgangs den Militärdienst ab  oder beende ihn regulär, so die feministische, antimilitaristische Organisation /New Profile/. 

"Es ist meine Pflicht, zu sagen: 'Schluss jetzt!’“
Über 300 Menschen hatten am 8. Januar vor dem Verteidigungsministerium  in Tel Aviv protestiert, berichtet „Courage to Refuse“. Die  Demonstranten riefen zur Beendigung des Krieges in Gaza auf und riefen  Soldaten der israelischen Armee zur Verweigerung auf. Bekannt geworden sind bislang etwa ein Dutzend Fälle von Verweigerern. Die genaue Zahl  sei jedoch schwer festzustellen, so die älteste israelische  Verweigererorganisation „Yesh Gvul“: "Häufig werden Verweigerungen erst bekannt, wenn die Armee mit Disziplinarverfahren gegen die Soldaten vorgeht."

Einer der Reservisten, die sich dem Einsatz in Gaza verweigerten, ist  der 25-jährige Yitzchak Ben Mocha. Er war zu seiner Eliteeinheit von  Fallschirmspringern einberufen worden, meldete sich dort, verweigerte  aber die Ausführung von Befehlen. Darauf hin schickte ihn das Militär wieder nach Hause.

Er stellte seine Gründe ausführlich in ABC  (Australien) vor: "Ich bin in die Armee eingetreten, weil ich Teil einer Armee sein wollte, die Israel verteidigt. Doch im Laufe meines Dienstes setzte sich die Erkenntnis durch, dass der Staat Israel weder dem Ende der Besatzung, noch dem Leiden eines ganzen Volkes, noch dem Leben der eingesetzten Soldaten auf politischer und sozialer Ebene Priorität einräumt. Vielleicht war es das Leiden der palästinensischen  Bevölkerung, welches ich zum ersten Mal direkt erlebte. Vielleicht war es die Einsicht, dass die fortwährende Besatzung die Soldaten blind macht für den Unterschied zwischen dem, was erlaubt, und dem, was verboten ist. Vielleicht war es die Einsicht, dass die Ausübung von  Gewalt und Unterdrückung gegenüber einem ganzen Volk zu nichts Gutem  führen kann. Vielleicht war es die unverfrorene Ignoranz der  israelischen Gesellschaft und ihrer politischen Führung gegenüber der  dringenden und sofortigen Notwendigkeit, die Besatzung, die  Unterdrückung, das Kämpfen und das Blutvergießen auf beiden Seiten zu  beenden. Und vielleicht waren es all diese Faktoren zusammen, die mich  begreifen ließen, dass es meine Pflicht ist zu sagen 'Schluss jetzt!'.  'Schluss jetzt!' zum Wohle des palästinensischen Volks, 'Schluss jetzt!'  zum Wohle der israelischen Gesellschaft und ein weiteres großes 'Schluss  jetzt!' zu meinem eigenen Wohl."

Dieser Text wurde als Pressemitteilung von Connection e.V. und Yanda e.V. am 13. Januar veröffentlicht.

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Friedensbewegung international