Israelische Friedens- und Menschenrechtsgruppen

von Jörn Böhme
Schwerpunkt
Schwerpunkt

Vorbemerkung: Aufgrund der Vielfalt kleinerer und größerer israelischer Gruppen, die zu den Themen Frieden und Menschenrechte arbeiten, kann die folgende Übersicht nur ein grober Überblick sein. So werden z.B. weder die Initiative von Müttern israelischer Soldaten vorgestellt, die sich für einen Abzug aus dem Südlibanon einsetzen, noch die religiöse Friedensgruppe Netivot Schalom, noch das Komitee gegen Folter in Israel. Bei der Zusammenstellung ist aber darauf geachtet worden, daß Gruppen erwähnt werden, die mit langer Kontinuität arbeiten und über die man auch Informationen und Kontakte von anderen Gruppen erfahren kann.

Ein umfangreicher Überblick über Friedens- und Menschenrechtsgruppen ist im Internet unter http://www.ariga.com/ zu finden.

1. Friedensorganisationen

Frieden Jetzt (Peace Now, Shalom Achshav)

1978 entstand diese breite Bewegung, um in Israel die Bevölkerung für eine positive Antwort auf die Friedensinitiative des ägyptischen Präsidenten Sadat zu mobilisieren und die Regierung Begin unter Druck zu setzen. Während des Verhandlungspro-zesses zwischen Israel und Ägypten und später während des Libanon-Krieges (1982) und während des palästinensischen Aufstandes (Intifada) organisierte Peace Now Großdemonstrationen. Politisch gibt es enge Verbindungen zu Meretz und zur Arbeitspartei. Frieden jetzt gibt regelmäßig Berichte über die Sieldungsaktivitäten der israelischen Regierung heraus.

Kontaktadresse: 6 Lloyd George Street, P.O.B 8159, Jerusalem 91081, Tel. 00972-2-5660648, Fax 00972-2-5617254, e-mail: peacenow [at] actcom [dot] co [dot] il, Internet: http://www.peace-now.org

Gush Shalom (Friedensblock)

Gush Shalom wurde 1992 u.a. von dem Publizisten Uri Avnery gegründet, nachdem die Regierung Rabin, der neben der Arbeitspartei auch Meretz und die religiöse Shas-Partei angehörte, 415 Palästinenser aus den besetzten Gebieten nach Libanon exiliert hatte. Sie arbeitet durch Demonstrationen, Mahnwachen und Zeitungsanzeigen und ruft zum Boykott von Produkten aus israelischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten auf.

Kontaktadresse: P.O.B 3322, Tel Aviv 61033, Tel. 00972-3-5221732, Fax 00972-3- 5271108, e-mail: info [at] gush-shalom [dot] org, Internet: http://www.actcom.co.il/~pi

Dor Shalom (Friedensgeneration)

Nach dem Mord an Yitzhak Rabin im November 1995 gingen Tausende, vor allem junge Leute auf die Straßen, um Mahnwachen abzuhalten. Diejenigen, die sich dann nicht in bereits bestehenden Organisationen engagierten, oder wieder zurückzogen, gründeten Dor Shalom. Es waren vor allem junge Rechtsanwälte, Unternehmer, MitarbeiterInnen von Werbeagenturen, die durch den Mord politisiert wurden. Prominentestes Mitglied ist Yuval Rabin, der Sohn des früheren Ministerpräsidenten. Inzwischen hat Dor Shalom seinen Schwerpunkt von der Organisation von Friedensaktivitäten hin zur Beschäftigung mit sozialen Problemen verlagert.

Kontaktadresse: Derech Ben Gurion 10, Ramat Gan 52573, Tel. 00972-3-5755454, Fax 00972-3-5755675, e-mail: info_dor [at] dorshalom [dot] org [dot] il, Internet: http://www.ariga.com/

Bat Shalom

Bat Shalom ist eine israelische Frauengruppe im Westen Jerusalems, die Anfang der 90er Jahre gegründet wurde. Sie arbeitet mit dem Jerusalem Center for Women im Ostteil der Stadt zusammen. Beide Gruppen zusammen bilden die Gruppe Jerusalem Link. 1997 organisierten die Gruppen die Kampagne "Sharing Jerusalem", bei der mit Symposien, Ausstellungen und Jazzkonzerten für das Konzept "Zwei Hautstädte für zwei Staaten" geworben wurde.

Kontaktadresse: P.O.Box 8083, Jerusalem 91080, Tel. 00972-2-5631477, Fax 00972-2-5617983, e-mail: batshalo [at] netvision [dot] net [dot] il, Internet: http://www. ariga.com/

2. Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen

B`Tselem - The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories

B`Tselem wurde 1989 nach Beginn der Intifada, des palästinensischen Aufstandes gegründet und informiert in Form von Berichten, Fallstudien, Presseerklärungen über Menschenrechtsverletzungen in den palästinensischen Gebieten. B`Tselem dokumentiert auch Menschenrechtsverletzungen durch die Palästinensische Behörde.

Kontaktadresse: 43 Emek Refaim St. (Second Floor), Jerusalem 93141, Tel. 00972-2-5617271, Fax 00972-2-5610756, e-mail: btselem [at] actcom [dot] co [dot] il, Internet: http://www.btselem.org

Association for Civil Rights in Israel (ACRI)

Die Association for Civil Rights in Israel, die neun Rechtsanwälte beschäftigt, besteht bereits seit 1972. ACRI versucht auf gerichtlicher Ebene gegen Menschenrechtsverletzungen vorzugehen. In den palästinensischen Gebieten betrifft dies z.B. Fälle von Häuserzerstörungen, Administrativhaft, Haftbedingungen und Familienzusammenführung. Innerhalb des Kernlandes Israels setzt sich ACRI für religiösen Pluralismus, die Gleichbehandlung von Frauen und Behinderten, für die Einhaltung von Pressefreiheit und gleiche Rechte für israelische Palästinenser ein.

Kontaktadresse: P.O.Box 35401, Jerusalem 91352, Tel. 00972-2-6521218, Fax 00972-2-6521219, e-mail: acri [at] actcom [dot] co [dot] il

Kav Laoved

Kav Laoved wurde 1990 gegründet, um sich für die weitgehend rechtlosen palästinensischen ArbeiterInnen aus den palästinensischen Gebieten einzusetzen, die in Israel arbeiten. Durch Öffentlichkeitsarbeit, Rechtsberatung und Kontakte zum Gewerkschaftsdachverband Histadrut gelang es, gewisse Erfolge zu erzielen. Aufgrund des Rückgangs der Zahl palästinensischer ArbeiterInnen infolge der zunehmenden Absperrungen der palästinensischen Gebiete, wandte sich die Organisation seit 1995 verstärkt den Probleme von ausländischen ArbeitsmigrantInnen zu, die vor allem aus Südosteuropa und Asien kommen.

Kontaktadresse: 78 Allenby St., P.O.Box 2319, Tel Aviv 61022, Tel. 00972-3-5102266, Fax 00972-3-5173081, e-mail: kavl [at] netvision [dot] net [dot] il

3. Gruppen im Bereich jüdisch-arabischer, israelisch-palästinensischer Verständigung

Neve Shalom/Wahat al-Salam (Oase des Friedens)

Neve Shalom/Wahat al-Salam ist ein Gemeinschaftsdorf von jüdischen und palästinensischen Israelis. Das Dorf unterhält eine inzwischen als Experimentalschule anerkannte jüdisch-palästinensische Schule und einen Kindergarten (bilingual, binational und interreligiös). Außerdem gibt es eine Friedensschule, die Begegnungen für jüdische und palästinensische SchülerInnen und Erwachsene aus Israel, sowie aus Israel und den palästinensischen Gebieten durchführt und ein Gästehaus.

Kontaktadresse: 99761 Doar NaShimshon, Tel. 00972-2-9915621, Fax 00972-2-9911072, e-mail: nswas [at] compuserve [dot] com, Internet: http://ourworld.compuserve.com/homepages/nswas

Freundeskreis in Deutschland: Sonnenrain 30, 53757 Sankt Augustin, Tel/Fax: 02241-331153

Re`ut Sadaka

Re`ut Sadaka versteh sich als jüdisch-arabische Jugendbewegung. Gegründet 1982 gibt es inzwischen zahlreiche Regionalgruppen. Diese führen sowohl wöchentliche Treffen wie auch Wochenendseminare durch. GruppenleiterInnen werden in Seminaren ausgebildet. Mitglieder von Re`ut/Sedaka initiieren außerdem Sozialeinsätze in jüdischen und arabischen Ortschaften oder in Wohnbezirken mit gemischter Bevölkerung und führen öffentliche Informationsveranstaltungen durch.

Kontaktadresse: P.O.Box Allenby St. 20, Haifa 33265, Tel. 00972-4-8526926, Fax 00972-4-8528392

4. Verschiedenes

Israeli Council for Israeli-Palestinian Peace (The Other Israel)

Die Gründung 1976 war eine Reaktion auf die von der PLO signalisierte Bereitschaft zu einem Dialog mit zionistischen Israelis. Grundlage der Arbeit war immer der Einsatz für die Gründung eines palästinensischen Staates in der Westbank und dem Gazastreifen neben dem Staat Israel.

Die Gruppe gibt den monatlich auf Englisch erscheinenden Rundbrief "The Other Israel" heraus, der neben politischen Analysen ausführlich alle Aktivitäten von Friedens- und Menschenrechtsgruppen einschließlich der Kontaktadressen dokumentiert.

    
Kontaktadresse: P.O.B 2542, Holon 58125, Tel. 00972-3-5565804, Fax 00972-3-5565804, Internet: http://members.tripod.com/~other_israel/

Ecopeace

Ecopeace ist eine Dachorganisation von israelischen, palästinensischen, jordanischen und ägyptischen Umweltschutzgruppen. Das Ziel der Organisation ist der regionale Informations- und Erfahrungsaustausch, um wissenschaftliche Forschung, öffentliche Aufklärung und Engagement zu unterstützen, den Frieden in der Region zu fördern und zu nachhaltiger Entwicklung beizutragen. Daneben soll ein regionales gemeinsames Programm im Umweltbereich entwickelt werden, lokale NGOs sollen beraten und zur Eigenständigkeit befördert werden. Unter anderem ist die Organisation aktiv beim Schutz des Toten Meeres und des Golf von Aqaba.

Kontaktadresse: P.O.B. 55302, E. Jerusalem, Tel. 00972-2-6260841, Fax 00972-2-6260840, e-mail: ecopeace [at] netvision [dot] net [dot] il

Alternative Information Center

Das Alternative Information Center ist eine seit langem bestehende anti-zionistische Gruppe, die u.a. die Zeitschrift "News From Within" herausgibt und eng mit palästinensischen Gruppen zusammenarbeitet.

Kontaktadresse: P.O.Box 31417, Jerusalem, Tel. 00972-2-6241159, Fax 00972-2-6253151, e-mail: aicmail [at] trendline [dot] co [dot] il, Internet: http://www.aic.netgate.net

Palästinensische Gruppen

LAW (The Palestinian Society For The Protection Of Human Rights And The Environment)

LAW ist die zur Zeit bekannteste und aktivste palästinensische Menschenrechtsorganisation. Über sie kann man auch Informationen über andere palästinensische Gruppen erhalten.

Kontaktadresse: P.O. Box 20873, Jerusalem, Tel. 00972-25812364, Fax 00972-2-5811072, e-mail: lawe [at] netvision [dot] net [dot] il, Internet: http://www.lawsociety.Org/

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Jörn Böhme ist langjähriges Mitglied des DIAKs.