Deutliches Zeichen von Christinnen und Christen für atomwaffenfreie Welt

Kirchlicher Aktionstag in Büchel

von Dieter Junker
Initiativen
Initiativen

Bereits zum fünften Mal setzten Christinnen und Christen am Fliegerhorst Büchel ein deutliches Zeichen für eine atomwaffenfreie Welt, dort, wo die letzten Atomwaffen auf deutschem Boden lagern. Hier am „Ort des höchsten Ausdrucks der Abschreckungslogik“ den Ruf von Jesus Christus zur Feindes- und Nächstenliebe nicht zu überhören, dazu rief der mennonitische Theologe Professor Dr. Fernando Enns (Hamburg) auf. Dazu gehöre auch ein neues sicherheitspolitisches Denken und eine friedenslogische Politik. Enns ist Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

„An diesem Ort hier erfahren wir, wie real die tödliche Gefahr ist, zumal jetzt, da der Einsatz von Atomwaffen auch für jene plötzlich wieder zu einer realen Möglichkeit geworden ist, die, etwas naiv, meinten, man könne diese Waffen zur Massenvernichtung ruhig hier belassen“, so Enns beim Gottesdienst in Büchel. Wenn er heute an diesem Ort stehe und zur Orientierung die Bibel in die Hand nehme, dann würden die Fragen Jesu Christi drängender, echter, ganz real. „Sollen wir Orte wie diese haben, für unsere eigene, vermeintliche Sicherheit? Entspricht das unserem Bekenntnis? Indem wir diesen Ort heute berühren, können wir diesen ernsten Fragen nicht mehr ausweichen oder sie in der Schwebe halten“, machte er nachdrücklich deutlich und verwies auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.

Als ein Mensch unter die Räuber gefallen sei, wären zunächst die Gebildeten und Gelehrten gekommen, die aber nicht geholfen hätten. Doch ausgerechnet der gering geachtete Samariter habe das getan, was recht sei, betonte Enns. Das eröffne Fragen, auch angesichts des Krieges in der Ukraine. „Sind wir mit unserem diakonischen Engagement und der wichtigen und notwendigen Hilfe für die Menschen in Not auf der richtigen Seite? Natürlich. Das ist gut und richtig. Aber wir dürfen nicht die Leidenden zu Objekten unserer Hilfsbemühungen reduzieren, sondern werden ihnen erst dann zu Nächsten, wenn wir sie ernst nehmen, gemeinsam einen Weg finden aus dem Leid, das der Krieg anrichtet. Das simple Liefern von Waffen an die eine Seite gegen die andere sehe ich in Frage gestellt“, so der mennonitische Theologe. Denn der Samariter gebe dem, der unter die Räuber gefallen ist, nicht Waffen. Nicht zur Vorsorge, nicht zur Abschreckung. „Ist das nicht das Thema, das wir hier an diesem Ort nicht überhören dürfen?“, fragte Fernando Enns.

„Der Einsatz von Atomwaffen darf nach Gottes Willen nicht sein, weil er die Schöpfung Gottes und menschliches Leben bleibend zerstört“, betonte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, in einem Grußwort und wies darauf hin, dass es das Verdienst des Kirchlichen Aktionstages gegen Atomwaffen in Büchel sei, dies immer wieder in Erinnerung zu rufen. „Es darf nicht sein, dass sich die Politik und auch die Gesellschaft an die Existenz von Atomwaffen gewöhnen und so blind für ihre Risiken werden“, so der Präses.

Seit 2018 gibt es jährlich diesen Kirchlichen Aktionstag, zu dem die Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“ aufruft. In diesem Jahr waren rund 100 Teilnehmer*innen in die Eifel gekommen. Eine „nicht große, aber dennoch wahrnehmbare Runde“, wie Uli Suppus von der Hunsrücker Friedensbewegung zur Begrüßung betonte.

Die Teilnehmer*innen forderten in einer Botschaft an die in Karlsruhe im September tagende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) die dort zusammenkommenden Kirchen dazu auf, sich gegenüber ihren jeweiligen nationalen Regierungen für den Beitritt zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag zu engagieren sowie sich im Geiste Jesu für ein neues sicherheitspolitisches Denken und eine friedenslogische Politik einzusetzen. „Wir glauben, dass wir Christinnen und Christen in der Nachfolge Jesu eine ganz besondere Verantwortung für den Frieden haben.“

Die Botschaft aus Büchel wurde dem mennonitischen Theologen Professor Dr. Fernando Enns übergeben. „Ich werde diese Botschaft gerne den Geschwistern in Karlsruhe übermitteln. Der ÖRK hat sich immer schon für eine atomwaffenfreie Welt eingesetzt“, betonte Enns, verwies aber auch darauf, dass die ökumenischen Partner auch fragen würden, was denn die deutschen Kirchen für eine atomwaffenfreie Welt tun würden. „Und da stellt sich dann auch die Frage nach Büchel“, machte der Theologe deutlich.

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Dieter Junker lebt im Hunsrück und ist als freier Journalist für mehrere Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenagenturen tätig.