COP 26

Klima und Frieden auf der Klimakonferenz in Glasgow

von Angelika Claußen

„War is not green“ und #NowarNowarming - das waren die Botschaften, die ein internationales Bündnis aus Friedens- und Umweltbewegung, das sich im Vorfeld der Klimakonferenz COP 26 in Glasgow gegründet hatte, an die Klimakonferenz schickte. Das Aktionsbündnis (1) hatte eine Petition an die Konferenz verfasst mit der Forderung, dass der militärisch bedingte Stiefelabdruck verpflichtend in die Jährlichen Klimaberichte an das UNFCCC aufgenommen werden müssen.

Denn ohne die genaue Erfassung der Emissionen von Rüstungsindustrie und Militär kann keine ernsthafte Klimapolitik betrieben werden. Gleichzeitig ist dieser Fokus der Schlüssel dafür, dass im Diskurs der Klima- und der Friedensbewegung das bisher ausgesparte Militär und dessen hohen CO-2- und Ressourcen-Verbrauch ebenso wie die ungeheure toxische Zerstörungskraft der eingesetzten Waffen in den Blick genommen werden können.

Als eine Ursache für die aktuelle Klimakrise sind die militärisch bedingten Emissionen wesentlich. So verzeichnete das US-Verteidigungsministerium allein beispielsweise 2017 einen höheren Treibhausgasausstoß als Länder wie Dänemark oder Schweden. (2) Ein von der Bundeswehr eingesetzter Kampfjet vom Typ Eurofighter verbraucht 3.500 Kilogramm Treibstoff pro Flugstunde, entsprechend elf Tonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht dem jährlichen CO-2 Fußabdruck einer Bundesbürger*in, der schon viel zu hoch ist.

Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Kriegen und Konflikten und globaler Erwärmung zeigt, dass bewaffnete Konflikte und Kriege durch die Klimakrise angeheizt werden. Um diese Spirale zu durchbrechen, muss abgerüstet und auf Erneuerbare Energien gesetzt werden.

Am 4.11.2021, dem Aktionstag des Netzwerks Klima und Frieden, berieten Frauen der beteiligten Organisationen unter dem Banner von CODE PINK, wie unsere Ziele „Abrüsten für das Klima“ besser miteinander verbinden können. In der Diskussion wurde von WILPF Vertreterinnen der Vorschlag gemacht, die wachsende Bedrohung durch einen Atomkrieg aufgrund des atomaren Wettrüstens aller Atomwaffenstaaten mit der „Stop Ecocide“-Bewegung zu verbinden. Denn schließlich sei der Einsatz von Atomwaffen der größte Ökozid.

Sowohl auf der Demonstration der Fridays for Future (50.000 Teilnehmer*innen) als auch auf der COP 26 Demonstration der Zivilbevölkerung (120.000 Teilnehmer*innen) war der internationale Friedensblock gut sichtbar vertreten.

In den Zelten der Regierungsvertreter*innen war der militärisch bedingte Fußabdruck ganz ausgespart. Kaum ein Mitglied der Friedensorganisationen hatte sich überhaupt registrieren können. Als IPPNW -Vertreterin hatte mir eine befreundete Antiatomorganisation aus den USA, die wie die IPPNW im Bündnis „Don’t nuke the climate“ (3) mitarbeitet, eine Registrierung überlassen. Hier war mein Ziel, Lobbyarbeit zu leisten, um Regierungsvetreter*innen zu überzeugen, dass Atomkraft kein Klimaretter ist. Angehörige aus der Atomindustrie waren fast übermächtig mit 141 Pro-Atom-Lobbyist*innen vertreten, wie das Recherchenetzwerk der schottischen Zeitung The Ferret (4) herausgefunden hatte.

Die massive Propaganda für neue Atomkraftwerke muss im Zusammenhang mit dem aktuellen atomaren Wettrüsten gesehen werden. Denn „ohne zivile Atomenergie gibt es keine militärische Nutzung, und ohne die militärische Nutzung auch keine zivile Atomenergie", bekräftigte Ministerpräsident Macron im Dezember 2020 bei einer Rede in der französischen Atomschmiede le Creusot. (5) Das Bündnis “Don’t nuke the climate“ legte in einer Pressekonferenz auf der Klimakonferenz dar, warum Atomenergie keine Lösung für den Klimawandel darstellt. Für die IPPNW stellte ich unsere aktuelle Erklärung zu dem Zusammenhang zwischen Atomwaffen und Atomenergie vor: „Nuclear power has no place in a healthy sustainable future“. (6) 

Mein Fazit: Friedensbewegung und Klimabewegung müssen weiterhin und gemeinsam an dem Paradigmenwechsel arbeiten, wo Frieden als grundlegender Bestandteil der sozial-ökologischen Transformation begriffen wird.

Anmerkungen
1 https://actionnetwork.org/petitions/stop-excluding-military-pollution-fr...
2 Crawford, N. (2019): Pentagon Fuel Use, Climate Change and the Cost of War. Watson Institute Research Briefs.  
3 https://dont-nuke-the-climate.org/
4 https://theferret.scot/1000-fossil-fuel-big-business-cop26/
5 https://www.elysee.fr/front/pdf/elysee-module-16825-fr.pdf
6 http://www.ippnw.eu/artikel/c5c63b518180626a6095280b879637a7/nuclear-pow...

Genauere Informationen zum militärischen Stiefelabdruck finden sich unter: https://militaryemissions.org/, ein neues Projekt zum Klimakiller Militär, das sich der Analyse und der Schließung der militärischen Emissionslücke widmet und dazu eine Datenbank aufbaut.  

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Rubrik

Friedensbewegung international