Totale Kriegsdienstverweigerung

Kollektiver gewaltfreier Widerstand gegen Militarismus

von Detlev Beutner
Schwerpunkt
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Seit jeher gibt es Menschen, die sich der Zwangsrekrutierung zum Militär und allen Ersatzdiensten verweigern. Während diese Totalverweigerer noch bis in die 70er Jahre meist isoliert und individualisiert auftauchten (sowohl Zeugen Jehovasals auch politisch motivierte Totalverweigerer), enstanden ab Mitte der 70er Jahre international Totalverweigerer-Bewegungen, so auch in Deutschland: Im Osten etwa um die Gruppe des "Freundeskreises Wehrdiensttotalverweigerer" (FWTV), im Westen zunächst unter dem Titel "Kollektiver Gewaltfreier Widerstand gegen Militarismus" (KGW).

Von Staats wegen schwankte die Verfolgung mit der politischen Großwetterlage: Waren in den 80ern noch Gesamtstrafen von über zwei Jahren möglich, wurde Anfang der 90er über einen Zeitraum von etwa vier Jahren kein Totalverweigerer mehr durch die Strafjustiz inhaftiert (die Verfolgung durch die Bundeswehr folgte dieser Entwicklung allerdings nicht). Inzwischen weht der Wind mit der Militarisierung der Politik wieder etwas schärfer.

Während die Totalverweigerer meist aus anderen Sozialen Bewegungen kamen oder - noch häufiger - durch die Totalverweigerung zu anderen Sozialen Bewegungen stießen, bestand in umgekehrter Richtung seit jeher wenig Interesse, Totalverweigerung als Grundsatzfrage in politischen Zusammenhängen zu betrachten. Sowohl deshalb, als auch durch die erfolgreiche Politik des Staates, durch den ,Zivildienst` dem antimilitaristischen Widerstand den Stachel zu nehmen, und schließlich wegen der mit der TKDV zusammenhängenden Drohung drakonischer Strafen konnte sich die Bewegung (anders aber als etwa in Spanien) nicht zu einer Massenbewegung entwickeln.
 

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