Büchel

Konversion: Tauchbecken statt Raketen

von Dirk-Michael Harmsen
Hintergrund
Hintergrund

In diesem Beitrag werden Gedanken zu einer möglichen Konversion der US-Atombomben-Silos auf dem Fliegerhorst Büchel / Eifel dargelegt.

Am 7. Juli 2018, genau ein Jahr, nachdem der UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen von 122 Mitgliedsstaaten der UNO verabschiedet wurde, werden auf einem kirchlichen Aktionstag vor dem Haupteingangstor zum Fliegerhorst folgende Forderungen an die deutsche Bundesregierung gestellt:

  • Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags,
  • Beendigung der "Nuklearen Teilhabe" Deutschlands innerhalb der NATO,
  • Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland und Europa,
  • Zivile Orientierung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik.

Sollte eines Tages die "Nukleare Teilhabe" Deutschlands beendet und die US-Atomwaffen aus Deutschland entfernt werden, stellt sich die Frage nach der Konversion der Silos, in denen die Atomwaffen gegenwärtig sicher gelagert sind.

Rückblick auf die Konversionsanstrengungen in Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2013
Bevor ich Ideen hierzu äußere, möchte ich kurz auf die Situation der Konversion militärisch genutzter Grundstücke in Rheinland-Pfalz eingehen, wie sie sich im Jahr 2013 darstellte.

"Bis vor wenig mehr als zwanzig Jahren galt Rheinland-Pfalz als ‚Flugzeugträger der NATO‘, gab es hier doch mit Bitburg, Hahn, Pferdsfeld, Ramstein, Sembach, Spangdahlem und Zweibrücken sieben Militärflughäfen der NATO.(1) Der Luftraum über Europa wurde vom Kommandobunker Börfink im Hunsrück aus überwacht. Nicht weit davon entfernt befand sich bis Ende der 1980er Jahre die NATO-Atomraketenbasis Pydna. Knapp 70.000 US-Soldaten waren im Land stationiert, vorwiegend im südlichen Teil. Die höchste Konzentration französischer Truppen befand sich im Raum Trier: Hier lebten bis zu 30.000 französische Soldaten, zum Teil mit ihren Familien, und Trier galt zeitweise als die zweitgrößte französische Garnison nach Paris. Die größte Garnisonsstadt Deutschlands aber war Koblenz als ein Zentrum der Bundeswehr." (2)

Bis zum Jahr 2012 reduzierte sich die Zahl der US-Streitkräfte auf 18.500 Soldaten und Soldatinnen, die französischen Streitkräfte verließen vollständig das Land, die Zahl der Mitglieder der Bundeswehr verringerte sich von 40.500 Personen um 17.000 auf 23.500 Personen. Der Abbau der Zivilangestellten bei den drei Streitkräften in Rheinland-Pfalz betrug etwas über 37.000 Personen.

"Die gewaltige Aufgabe der Konversion wurde in Rheinland-Pfalz sehr erfolgreich gelöst. Aber dafür waren auch gewaltige Anstrengungen nötig." Die Details dieser Anstrengungen werden in der  Fußnote 2 zitierten Veröffentlichung dargestellt. Als Beispiele werden die Konversionen der Flugplätze Hahn und Zweibrücken beschrieben.

Ideen zu einer Konversion der Atombomben-Silos in Büchel
Sollte es dereinst gelingen, die Nukleare Teilhabe Deutschlands zu beenden und die US-Atombomben aus Büchel zu entfernen, dann wäre die Zeit reif für Überlegungen zur Konversion der frei gewordenen Flächen. Ich gehe davon aus, dass der Fliegerhorst der Luftwaffe zunächst erhalten bleibt. Dann ist der Verlust der Arbeitsplätze im Einzugsbereich von Büchel ausgesprochen gering, denn nur das US-amerikanische Militärpersonal von rund 140 Personen (3) mit samt den sie begleitenden Familien würde Büchel und Umgebung verlassen. Deutsche zivile Angestellte auf dem Flugplatz wären nicht betroffen.

Wie aus Abbildungen ersichtlich, liegen die Atomwaffen-Silos am Ende der Start- und Landebahn des Fliegerhorstes.

Wie wäre es, wenn die Atomwaffen-Silos zu unter der Erdoberfläche befindlichen großen "Tiefsee-Tauchbecken" umgestaltet werden? Die Tauchbecken könnten unterschiedlich konfiguriert werden, z. B. als Schiffswrack mit unterschiedlichen Kammern oder als Höhlenformationen mit Unterwasserpflanzen wie Korallen u.a. und entsprechend farbenfroher Beleuchtung im oberen Bereich.

Zugänge zu den Tauchbecken könnten unterirdisch angelegt werden, ausgehend von Gebäuden, die außerhalb der Grenzen des Fliegerhorstes errichtet werden, mit einer Tauchschule, Schulungsräumen für angehende TaucherInnen, Umkleidebereiche mit Duschen und Saunabetrieb, individuelle Aufbewahrungsmöglichkeiten für Tauchausrüstungen. Ein Lounge- und Snack-Bereich (indoor und outdoor) sowie Parkplätze könnten dieses für die Region ungewöhnliche Sportzentrum abrunden. Um das Sportzentrum zu betreiben, würde eine Reihe neuer Arbeitsplätze entstehen. Im Erfolgsfall dieser friedlichen Konversion könnten entweder im Gebäude selbst oder in entsprechenden Anbauten gesundheitsfördernde Praxen für Physiotherapie, Ergotherapie, Massage oder Fußpflege eingerichtet werden.

Statt eines Tauchbeckens könnte auch ein unterirdischer Klettergarten angelegt werden.

Sollte irgendwann in der Zukunft der Fliegerhorst Büchel von der Luftwaffe aufgegeben werden, dann weiß die rheinland-pfälzische Landesregierung aufgrund ihrer zurückliegenden Erfahrungen, wie sie auch diese Fläche sinnvoll in zivile Nutzungen umwandeln kann. (4)

Anmerkungen
1 Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der Fliegerhorst Büchel in dieser Aufzählung nicht genannt wurde.
2 Anna Köbberling, "Konversion in Rheinland-Pfalz", Blätter zum Land 2/2013, Landeszentrale für politische Bildung Rheinland Pfalz (Hrsg.),
https://politische-bildung-rlp.de/fileadmin/download_neu/blaetterzumland...
3 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Fliegerhorst_B%C3%BCchel (15.05.2018)
4 Vgl. BMVg und Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Hg): Merkblatt Konversion, Stand 19.06.2013, extern – 8639560.pdf

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Hintergrund
Dr. Dirk-Michael Harmsen hat Experimentelle Kernphysik sowie Elementarteilchenphysik studiert und ist seit 2000 Mitglied (primus inter pares) im Leitungskreis „Forum FriedensEthik (FFE) in der Evangelischen Landeskirche in Baden“. FFE ist ICAN-Partnerorganisation. In dieser NGO-Eigenschaft hat er am 23.04.2018 an der Sitzung des NPT 2020 Prep Com am UN-Sitz in Genf teilgenommen.