Krieg, Lügen und Video: Wie wir den Krieg sehen sollen

von Kathrin Vogler

"Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie`s lesen." Schon Karl Kraus wusste um die Funktionsweise von Propaganda, wie wir sie im Krieg gegen den Irak in typischer Weise, wenn auch mit neuen Akzenten, beobachten konnten. Weder Tony Blair noch George W. Bush mussten bis heute politische Konsequenzen für die bewusste Irreführung der Weltöffentlichkeit ziehen. Und noch nach dem Ende der Bombardierungen kann Propaganda töten - wie das Beispiel des britischen Wissenschaftlers Kelly zeigt. Die Medien sind ein eigener globaler Kriegsschauplatz im Kampf um die Herzen und Hirne der Menschen. Es lohnt sich immer wieder, diesen Kriegsschauplatz genau zu analysieren, denn dies ist das Feld, auf dem auch Friedensbewegungen agieren und Punkte machen müssen.

Die zentralen Waffen dieses Kampfes sind das Bild und die Sprache. Mit ersterer setzen wir uns im ersten Artikel dieses Schwerpunktes auseinander, in dem wir eine Podiumsdiskussion der Reihe "Tacheles" der evangelischen Kirche dokumentieren. Mit der zweiteren beschäftigt sich Antje Krüger in dem Text "Friedenstruppen -Marsch!" Heinz Loquai beschreibt die Funktion der Medien als Wegbereiter gewaltsamer Konfliktaustragung. Wie die NATO auf diesem Kriegsschauplatz agiert, erläutert Ulrich Albrecht in seinem Artikel über die Informationspolitik des Militärbündnisses.

Ein besonders drastisches Mittel der Zensur - nicht nur im Krieg - ist die gezielte Gewalt gegen Journalisten. Solche Angriffe als "Berufsrisiko" von Kriegsberichterstattern zu verharmlosen, verkennt die Auswirkungen auf die Informations- und Pressefreiheit. Die Arbeit von Organisationen wie "Repoerter ohne Grenzen" sollte daher auch über den journalistischen Berufsstand hinaus in den sozialen Bewegungen von besonderem Interesse sein. Ohne die individuelle Freiheit und Unversehrtheit der Berichterstattenden gibt es keine Freiheit der Lesenden, Zuschauenden und -hörenden, wie Kerstin Zyber und Margarete Jacob in ihrem Artikel zeigen.

Gegenüber der scheinbaren Allmacht regierungsgesteuerter Kriegspropaganda und ihrer Verbreitung durch die großen Medienimperien mit ihrem Meinungsmonopol in Presse und TV, nehmen sich die Ansätze alternativer Öffentlichkeit noch bescheiden aus. Dennoch sollten sie nicht unterschätzt werden. Seit Johan Galtung gibt es klare Kriterien für Friedensjournalismus. Friedensfördernde Berichterstattung ist nicht nur eine Frage der Persönlichkeit oder der politischen Grundhaltung einzelner. Sie kann gelernt und weiterentwickelt werden. Dieser Aufgabe widmet sich das Institut für Journalistik der Universität Dortmund mit vielfältigen Lehrveranstaltungen zum Friedensjournalismus - Ruth Kuczka stellt dieses Projekt vor.

Ohne das Internet wären Aktionen wie die weltumspannenden Anti-Kriegs-Demonstrationen am 15. Februar in diesem Umfang nicht möglich gewesen. Das Netz bietet gerade AktivistInnen einen großen Schatz an versteckten und verschwiegenen Informationen. In zwei Artikeln beschäftigen wir uns mit Initiativen alternativer Information im Netz: mit der Initiative Nachrichtenaufklärung und ihrem Engagement zur Verbreitung unterdrückter Nachrichten und dem friedenspolitischen Portal "PeaceLink", das zwar von Interessierten außerhalb der Friedensbewegung gerne genutzt wird, innerhalb der friedenspolitischen Szene allerdings noch wenig Resonanz erfährt.

Am Ende dieses Schwerpunktes schließlich finden sich eine Literaturliste zum Thema sowie Liste ausgewählter Medien aus der Friedensbewegung - einen Spiegel der inhaltlichen und organisatorischen Vielfalt.

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