Kriegsverbrechen Uranmunition

von Frieder Wagner

Uranmunition und Uranbomben sind die wohl furchtbarsten Waffen, die heutzutage in Kriegen eingesetzt werden. Denn eine der Folgen der Anwendung von Uranwaffen ist, dass es bei Mensch und Tier zu Chromosomenbrüchen kommt und so der genetische Code verändert wird. Das ist seit Jahrzehnten eine wissenschaftliche Tatsache und der amerikanische Arzt Dr. Karl Muller hat dafür schon 1946 den Nobelpreis erhalten. Trotzdem haben die alliierten Streitkräfte unter Führung der USA in den vergangenen Kriegen so getan, als würde es diese Tatsache nicht geben. Aus einer vertraulichen Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums wissen wir inzwischen, dass schon die Anwendung von 40 Tonnen dieser Uranmunition zu 500.000 Nachfolgetoten führt, und zwar durch so entstehende hoch aggressive Krebstumore und Leukämien.

Schon 1997 wurde bei fünf von 25 amerikanischen Veteranen, die seit dem Golfkrieg 1991 Uranfragmente im Körper haben, abgereichertes Uran 238 im Sperma festgestellt, mit allen schrecklichen Folgen von genetischen Defekten und Missbildungen, so wie wir es auch nach den Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki und nach der Tschernobyl-Katastrophe erlebt haben.

Durch die Anwendung dieser Uranmunition sind im Irak, im Kosovo und natürlich auch in Afghanistan inzwischen ganze Regionen wegen der radioaktiven und hoch giftigen Kontamination durch die Uranwaffen nicht mehr bewohnbar. Rosalie Bertell, eine weltweit anerkannte Strahlenbiologin, ist sich mit anderen renommierten Wissenschaftlern darüber einig, dass allein im Irak, wo im Krieg 2003 allein etwa 2000 Tonnen Uranwaffen eingesetzt wurden, in den nächsten 15-20 Jahren ca. 5-7 Millionen Menschen an den Folgen der Anwendung dieser Uranwaffen sterben werden und zwar an Krebs und aggressiven Leukämien – das wäre ein wissentlich und willentlich herbeigeführter Genozid. Dies wurde im letzten Jahr durch eine Veröffentlichung der irakischen Presseagentur bestätigt, in der stand, dass nach Untersuchungen von unabhängigen irakischen Wissenschaftlern festgestellt wurde, dass durch die Bombardierung der Alliierten mit Uranbomben im Krieg 1991 und 2003 im Irak heute 18 Regionen nicht mehr bewohnbar sind und dass deshalb die Bevölkerung dort evakuiert werden müsste.

Abstreiten und Verschweigen
Und das liest man hier in keiner Zeitung und man erfährt es auch nicht aus den TV-Medien, weil das Thema „Uranmunition und die Folgen“ ein Tabuthema geworden ist.

Die Bundestagsfraktion "Die Linke" hat in 2008 eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt mit einem Fragenkatalog über die Folgen der Uranmunition. Diese Fragen hat der damalige Staatsminister Gernot Erler von der SPD im Namen der Bundesregierung beantwortet. Eine der Fragen lautete, ob der Bundesregierung Erkenntnisse über den Einsatz von Uranmunition in Afghanistan seit 2001 vorliegen und ob uns die Alliierten entsprechend informieren? Der Staatsminister Gernot Erler antwortete wörtlich:

„Der Bundesregierung liegen keine eigenen Erkenntnisse zu möglichen Einsatzorten bzw.-zeiten von Munition mit abgereichertem Uran in Afghanistan seit 2001 vor“ und: „Der Bundesregierung wird ein Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran nicht angezeigt. Eine Informationspflicht hierzu besteht nicht.“

Wie muss man dann eine Anweisung verstehen, die mir in Kopie zugegangen ist und die als „Verschlusssache - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH“ deklariert ist und aus dem Verteidigungsministerium aus dem Jahr 2003 stammt. Dort heißt es auf Seite 25 unter 1.3.3 Gefährdung durch DU-Munition:

"Bei der Operation "Enduring Freedom" zur Unterstützung der Nordallianz gegen das Taleban-Regime wurde durch US-Kampfflugzeuge u. a. auch panzerbrechende Brandmunition mit Uran-Kern eingesetzt. Beim Einsatz dieser Munition gegen Hartziele (z.B. Pz, Kfz) entzündet sich das Uran auf Grund seiner pyrophoren Wirkung. Bei der Verbrennung entstehen besonders an und in den Zielen sesshafte toxische Stäube, die jederzeit aufgewirbelt werden können.

DU-Munition kann deshalb bei ungeschütztem Personal toxische und radiologische Schädigungen hervorrufen:

  • Gefahr einer Schwermetallvergiftung
  • Gefahr durch sehr schwachen radioaktiven Strahler“.

Dieses Papier beweist, dass der damalige Staatsminister Gernot Erler das Parlament, den Parlamentspräsidenten und uns, das Volk, belogen hat, wenn er sagt, der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse zu möglichen Einsatzorten von Uranmunition in Afghanistan seit 2001 vor.

Und was sagen unsere Mainstream-Medien zu dieser Problematik? Sie schweigen - sie müssen inzwischen schweigen. Doch das war nicht immer so und da können wir eine erschreckende Entwicklung erkennen. Bis zum Januar 2001 haben die meisten großen deutschen Tageszeitungen (Spiegel) und entsprechende Fernsehmagazine (Monitor, Panorama) immer wieder über mögliche Gefahren und sogar Missbildungen bei Neugeborenen, hervorgerufen durch die uranhaltige Munition der Alliierten berichtet. Dann starben erste portugiesische KFOR-Soldaten an höchst aggressiven Krebstumoren und Leukämien. Und in der Bundesrepublik Deutschland geriet Verteidigungsminister Rudolf Scharping durch diese Meldungen in der Presse zum Neujahr 2001 heftig unter Druck und „Die Zeit“ – in deren Beirat gerade Theo Sommer berufen worden war, der Ende 1999 von Verteidigungsminister Rudolf Scharping als Sonderbeauftragter zur Untersuchung über Urangeschosse und deren Folgen in eine entsprechende Kommission berufen worden war -behauptete auf einmal, "Die Medien schüren Angst und Fakten spielen keine Rolle" – es gebe keinen Nachweis für die Schädlichkeit von Uranmunition. Dabei berief die Zeitung sich auf die sog. "Dr. Theo Sommer Studie". Das Ergebnis der Studie war, knapp zusammengefasst folgendes: Die im Kosovo eingesetzte Uranmunition ist für unsere dort stationierten Soldaten vollkommen ungefährlich. Dabei stützte sich die Studie auf Untersuchungen der UNEP und der WHO und auch auf eine Studie, die das Institut für Strahlenschutz in Neuherberg bei München im Auftrag des Verteidigungsministeriums unter Scharping veranlasst hatte. All diese Studien gelten heute bei neutralen Wissenschaftlern als höchst umstritten oder völlig überholt.

Nach Aussage des früheren WHO-Wissenschaftlers Dr. Keith Baverstock im Hörfunk von Bayern 2 am 4.12.2008 liegen allein im "Giftschrank" der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 16 Studien bzw. Faktensammlungen zu dem Thema "Uranmunition und gesundheitliche Folgen", die alle beweisen, dass gerade die beiden Komponenten: hohe Giftigkeit und Radioaktivität dieser Waffe sich gegenseitig kulminierend unterstützen und so die hoch aggressiven Krebserkrankungen hervorrufen. Die Erklärung, warum diese nicht veröffentlicht wurden, lieferte schon am 16.02.01 der Journalist Robert James Parsons in "Le Monde Diplomatique". Parsons hatte herausgefunden, dass die WHO schon 1959 mit der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) einen Vertrag geschlossen hat, indem sich die WHO verpflichtet, niemals Erkenntnisse über Radioaktivität und gesundheitliche Folgen zu veröffentlichen, wenn die IAEO dem nicht zugestimmt hat. Und weil die IAEO bis heute solchen kritischen Veröffentlichungen nicht zugestimmt hat, bleiben solche Studien im "Giftschrank" der WHO.

Inzwischen ist es so, dass missliebige Journalisten und Filmemacher von ihren Arbeitgebern keine Aufträge mehr erhalten. Drei mir namentlich bekannte Kollegen haben inzwischen quasi Hausverbot bei öffentlich-rechtlichen Sendern. Darunter sind Leute, die 30 Jahre für diese Sender gearbeitet haben. Das heißt man drängt solche Journalisten ins Abseits und versucht sie mundtot zu machen, um so ein kritisches Thema aus der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen. Und wie macht man das? Man wirft diesen Leuten vor, sie hätten in ihren Beiträgen einseitig tendenziös gearbeitet und deshalb sei ihre Arbeit nicht sendefähig bzw. nicht zu veröffentlichen. Da muss ich fragen: Stempelt die Wahrheitstendenz eines Beitrages diesen tatsächlich als tendenziös ab - und ist das Bestreben, einen solchen Beitrag zu deformieren und kaputt zu reden nicht erst recht tendenziös?

Das Recht steht über der Macht. Das Recht der Haager und Genfer Konvention, der Nürnberger Dekrete, und die UN-Charta müssen der Macht den Weg weisen und ihr den Respekt vor den Grundwerten lehren. Auf Armut und Unterdrückung, Krieg und Bomben, verstümmelten, missgebildeten und getöteten Frauen und Kindern lässt sich kein Frieden bauen - nicht im Irak, nicht in Afghanistan - nirgendwo. "Der Westen versinkt täglich immer tiefer im Sumpf der eigenen Politik. Nicht ein einziges Mal in den letzten 200 Jahren hat ein muslimisches Land den Westen angegriffen. Die europäischen Großmächte und die USA waren immer die Aggressoren. Nicht die Gewalttätigkeit der Muslime, sondern die Gewalttätigkeit des Westens ist das Problem unserer Zeit", sagt Jürgen Todenhöfer, der 18 Jahre lang Abgeordneter der CDU war. In dieser Hinsicht hat sich auch unter Obama nichts geändert. Denn der hat ja offensichtlich gelogen, als er bei der Nobelpreisverleihung sagte, dass er Amerikas Verpflichtung bestätigt, sich an die Genfer Konventionen zu halten. Die USA haben allein in den letzten sechs Jahrzehnten die Genfer Konventionen immer wieder und immer wieder gebrochen und mit Füßen getreten - besonders in den letzten Jahren in Sachen Uranmunition.

Darum müssen wir in Deutschland unseren Bundestagsabgeordneten durch entsprechende Ansprache, Briefe, E-mails und persönliches Vorsprechen klar machen, welche Verantwortung sie tragen, wenn sie demnächst z. B. weitere deutsche Soldaten nach Afghanistan schicken wollen. Wir müssen ihnen klar machen, dass sie die Verantwortung tragen, wenn diese Soldaten tot, verletzt, traumatisiert oder durch Uranwaffen kontaminiert nach Hause kommen. Wir müssen ihnen klar machen, dass wir solche Politiker zur Verantwortung ziehen werden, wenn diese Soldaten eines Tages wegen dieser Munition krank oder durch sie missgebildete Kinder geboren werden. Wir müssen ihnen klar machen, dass es um die Zukunft unserer Kinder und dieser Erde geht. Wir müssen ihnen klar machen, dass wir mit Zynikern der Macht nichts zu tun haben wollen.

Der Beitrag wurde erstmalig in der Aachener Friedenszeitung Aixpaix veröffentlicht (http://www.aixpaix.de/uranmunition/uranmunition.html) und von der Redaktion gekürzt.

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Frieder Wagner lebt in Köln.