Beschluß des Bundestreffens Bundesrepublik ohne Armee (BoA) am 24./25.3. 1990 in Minden

Litauen: Verhandeln statt Eskalation!

Das Bundestreffen "Bundesrepublik ohne Armee" (BoA) erkennt den Friedenswillen der Menschen in der Sowjetunion und in Litauen an.

 

Mit großer Sorge erfahren wir jedoch von den Maßnahmen der Sowjetunion gegen Litauen, das nach dem Willen des Volkes seine Unabhängigkeit und Souveränität wiedererlangen möchte:

Sperrung des litauischen Territoriums für ausländische Journalisten durch Moskau, Bewegungen der sowjetischen Truppen und erste Verhaftungen von litauischen "Deserteuren" aus der Sowjetarmee.

Beunruhigend sind gleichzeitig Meldungen, daß Litauer dazu übergehen, sich zu bewaffnen.

Mit größter Sympathie nehmen wir demgegenüber zur Kenntnis, daß - laut Präsident Landsbergis - Litauen weiter mit friedlichen Mitteln für seine Unabhängigkeit kämpfen wird.

Mit dem tschechoslowakischen Präsidenten Havel sind wir der Überzeugung, daß dieser Konflikt ohne Blut vergießen zu lösen ist und jedes Land ein Recht auf Unabhängigkeit hat. Nach seinen Worten hat Präsident Gorbatschow die Möglichkeit eines Austritts einer Republik aus der Sowjetunion nicht ausgeschlossen. Sinnvolle Lösungen lassen sich nur durch den friedlichen Dialog gleichberechtigter Partner finden. Wir fordern:

VERHANDELN STATT ESKALATION!

Wir schlagen vor, daß die Regierungen der Sowjetunion und Litauens mit inter nationaler Unterstützung sofort Verhandlungen am Runden Tisch beginnen.

Wir ermutigen das Volk von Litauen, eine Strategie der gewaltfreien Selbstbehauptung zu entfalten. Wir appellieren an alle Staaten und alle gesellschaftlichen Kräfte in Europa und der Welt, die gegen Gewaltpolitik und für die Entwicklung friedlicher und gewaltfreier Gemeinschaften eintreten, unsere Forderung VERHANDELN STATT ESKALATION zu unterstützen.

Wir fordern, daß die Unabhängigkeitserklärungen der baltischen Staaten Gegenstand der KSZE-Konferenz im Herbst 1990 werden und jeder wirtschaftliche und militärische Druck auf die nach Unabhängigkeit strebenden Völker unterbleibt.

Eine gewaltsame Lösung des Konflikts um Litauen würde Militaristen in Ost und West einen Vorwand für Aufrüstung liefern und auch Gorbatschow um die Früchte seiner bisherigen Friedenspolitik bringen.

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