Einleitung

Mani Stenner – der politische Organisator, der Vermittler, der Netzwerker und Irlandfan

von Renate Wanie

Über dreihundert Menschen waren zur Trauerfeier nach Bonn gekommen, um sich von Mani Stenner zu verabschieden! „Es sind nicht nur die Leute aus Bonn, mit denen Du eng zusammen gearbeitet hast. Aus der ganzen Bundesrepublik sind sie angereist, voller Trauer, voller Anteilnahme für Luise, voller Würdigung Deiner Leistungen“, so Andreas Buro in seinen Abschiedsworten. Neben friedenspolitischen Newslettern veröffentlichten auch mehrere Tageszeitungen einen Nachruf, selbst die FAZ war dabei.

Über 35 Jahre hat Mani friedenspolitische Geschichte (mit)gemacht und die deutsche Friedensbewegung seit 1981 mitgeprägt. In dieser Sonderausgabe in Erinnerung an Mani kommen die unterschiedlichen WegbegleiterInnen aus den 1980er Jahren und Freundschaften zu Wort, die sich im Laufe der Jahrzehnte zu Mani entwickelt haben. So manch Neues habe ich dabei erfahren. Da ist z.B. die persönliche Freundschaft mit Jürgen Nieth, die über den Kontakt mit der Informationsstelle Wissenschaft und Frieden hinaus ging und einen Besuch bei  dem Irlandfan Mani ermöglichte. Jürgen Nieths Artikel „Mit Mani auf der blauen Bank“ erzählt in schöner Weise von Gesprächen und Diskussionen auf jener blauen Bank in Connemara/Irland, bei denen es viel um Politik ging, aber auch ums Angeln und das Zubereiten des anschließenden Essens.

Dass Mani gern und gut kochte, diese Leidenschaft hatte sich herumgesprochen. Auch ich sprach immer mal wieder davon, einmal in den Genuss seiner Kochkünste kommen zu wollen. Doch dabei ist es leider geblieben, mein Weg von Heidelberg nach Bonn führte stets zu Tagungen und Gremiensitzungen und gleich wieder zurück.

Übersicht und Ruhe, die Mani wohltuend ausstrahlte, zieht sich wie ein roter Faden durch die Erinnerungen seiner MitstreiterInnen. Einer seiner großen Stärken war „Klarheit in der Sache, Verbindlichkeit im Ton, Respekt vor der Meinung des Anderen“ – bildlich gesprochen sei er eine tragende Säule gewesen, die Sicherheit wie auch Kompetenz ausgestrahlt habe.

In allen Artikeln ist zu lesen, dass die Friedensbewegung Mani viel zu verdanken habe: Seine vorausschauenden Planungen für oft wirkmächtige Aktionen, wie Martin Singe vom Komitee schreibt, die vielen wertvollen Hinweise bei spektakulären Aktionen Zivilen Ungehorsams oder beim Umgang mit der Polizei, zu der er in den Bewegungen nicht unumstrittene Kontakte hatte. Gemeinsam mit anderen RepräsentantInnen aus den Protestbewegungen nahm er sogar das ungewöhnliche Angebot einer Hospitation bei der Polizei an. Auf der Trauerfeier wies der ehemalige polizeiliche Einsatzleiter in Bonn, Udo Behrendes, darauf hin, dass diese vermittelnden Kontakte – zwischen Friedensbewegung und Polizei - eine „fein austarierte Balance von Nähe und Distanz“ ausmachten, und der Dialog mit der Polizei von Respekt und Dialog auf Augenhöhe geprägt gewesen sei.

Begonnen hat Mani Stenners kontinuierliches Engagement Anfang der 1980er Jahre mit der Koordination der herausragenden Friedensdemonstration im Oktober 1983 mit etwa 1,3 Millionen Teilnehmenden. In jenem Jahr begann auch Manis hauptamtliche Tätigkeit im Koordinierungsausschuss (KA), die er bis 1989 ausführte. Das anschließend von ihm mitgegründete „Netzwerk Friedenskooperative“ besteht bis heute. Mani übernahm auch hier die Geschäftsführung und führte gemeinsam mit Kristian Golla (seit 2013 auch mit Philipp Ingenleuf) erfolgreich das „Bonner Büro“ -  ganz gezielt zum bundesweiten Informations- und Erfahrungsaustausch sowie zur Koordination von Aktionen und Kampagnen. Datenbanken und ein solides Informationsnetz unterstützen weiter die Gruppen der Friedensbewegung, das „FriedensForum“ ist ein wichtiges Organ der Friedensbewegung geblieben. Der im Jahr 2003 gegründeten Kooperation für den Frieden arbeitete er mit seinem wertvollen großen Adressenverteiler und Presseerklärungen zu.

Dass Mani Stenner stets aktuelle friedensethische und friedenspolitische Konflikte aufgriff und aus gegebenen Anlässen die „Stimme der Friedenbewegung“ in Stellungnahmen und Aufrufen erhob, daran erinnert Uli Frey, ehemaliger Mitbegünder des KA. Ganz gleich, ob bei Großdemonstrationen der Hunderttausend gegen die Cruise Missiles 1986 im Hunsrück, bei der Sitzblockade der Kampagne „Resist – sich dem Irak-Krieg widersetzen“ im Jahr 2003, den antifaschistischen Massenprotesten im Raum Köln oder überregional 2007 in Heiligendamm und 2013 bei den Blockupy-Protesten in Frankfurt/M - Mani ist ein verlässlicher Bündnispartner und „kluger (r statt n) Mitstreiter“ in den Bewegungen.

Und schließlich kommen in Erinnerungen an Mani auch konkrete Ideen auf. Andreas Buro, einer seiner engsten Freunde, spricht von seiner „Lieblingsidee zur Durchsetzung von ZKB“, der Gründung einer weltweiten Institution, die die Praxis verstärkter Kriegsprävention und ziviler Konfliktbearbeitung festigt, und der er den Namen Mani Stenner Dialog-Zentrum geben würde. Vielleicht gibt dieser Einfall ja einen Anstoß, weiter darüber nachzudenken? Wir werden sehen. Doch zunächst einen Blick zurück.

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