Radtouren für den Frieden

Mit dem Fahrrad für Frieden – eine Tradition setzt sich auch 2024 fort

von Roland Blach
Initiativen
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Fahrradfahren hat in all seinen Schattierungen in den letzten Jahrzehnten eine unglaubliche Entwicklung gemacht. Seit gut 25 Jahren nehmen Friedensbewegte diese Begeisterung auf und binden das Fahrrad in unterschiedliche Aktionen ein.

2004/5 begannen dabei zwei Traditionen, die sich bis heute unbeirrbar gehalten haben. Nach einer erstmals gemeinsam von den DFG-VK Landesverbänden Baden-Württemberg und Bayern organisierten mehrtägigen Friedensradtour von der Kleinwaffenschmiede Heckler & Koch in Oberndorf nach Bayern endete die zweite gemeinsame Tour 2005 anlässlich des 60. Jahrestags der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki an der US-Kommandozentrale EUCOM in Stuttgart-Vaihingen. Wenige Stunden später startete am 6. August der 1. Pacemakers Rennradmarathon für eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen mit der eintägigen 333 km langen Tour nach Büchel, organisiert von der DFG-VK Baden-Württemberg. Der DFG-VK Landesverband Nordrhein-Westfalen nahm die Friedensfahrt der DFG-VK Bayern einige Jahre später auf – mittlerweile auch eine gute Tradition. 

Gegen den medialen Gegenwind waren alle drei Touren auch dieses Jahr unterwegs, weiterhin sehr unterschiedliche Zielgruppen ansprechend.

Trotz des Durchschnittsalters von ca. 65 Jahren war die Friedensradtour der DFG-VK Bayern „Auf Achse für Frieden und Abrüstung“ auch nach 20 Jahren wieder unterwegs. Und hat’s was gebracht? Den strahlenden Gesichtern beim Abschlussplenum nach: Geil war’s.

Vom 2. – 10. August ging es in sechs Fahrtagen von Meeder (bei Coburg) über Bamberg, Nürnberg nach Regensburg. Meist am Main, Kanal, Altmühl und Laaber entlang. Wenn die Bundeswehr ihre blöde Kaserne auf diesen elendig steilen Berg raufbauen muss: Dann wird auch eine Steigung erklommen. Insgesamt ein ruhiges, entspanntes Ausflugstempo, ca. 400 km, etwas kürzer als frühere Strecken.

Highlights waren die Führung durch das Friedensmuseum Meeder, der Aktionstag in Nürnberg mit Hiroshima-Gedenken und in Regensburg der Versuch, Bertha v. Suttner in die Walhalla zu bugsieren. Krönender Abschluss: das Friedenskonzert mitten in der stark frequentierten Altstadt.

Politisch war die Friedensfahrradtour beachtlich. Der Infostand glich einer Friedensmesse, jedes aktuelle Friedensthema war mit einer Installation vertreten. Bei zwei Gesprächsrunden mit Bundestagsabgeordneten wurde Tacheles geredet, und es wurden Punkte für weitere Kontakte festgehalten. Knapp ein Drittel der Bürgermeister*innen der durchfahrenden Kommunen waren für ein Gespräch mit den Velopazifist*innen bereit, nur sieben davon konnten wir wahrnehmen. Radeln und politisieren in schöner bayrischer Landschaft.

FriedensFahrradtour NRW
Am 3. August startete in Remscheid die diesjährige FriedensFahrradtour NRW am Hauptbahnhof. Von dort ging es zum Panzerkettenhersteller KNDS, einer der Gewinner der angespannten Lage seit dem Beginn des Ukrainekrieges. Über Wuppertal und Düsseldorf fuhr die Gruppe weiter zum Friedensdorf Oberhausen, in dem Kinder aus ehemaligen Kriegsgebieten wie Afghanistan oder Angola Behandlungen ermöglicht wird. In Weeze, wo auf dem Gelände des ehemaligen britischen Militärflughafens der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall ein Werk zur Produktion von Rumpfteilen des US-amerikanischen Atombombers F-35 baut, lautete die Forderung der Friedensradler*innen: „Keine Atombomberproduktion in Weeze“.

Nach einer Aktion in Ahaus kamen zum Abschluss Friedensaktivist*innen aus Dülmen und Nottuln am 10. August nach Enschede, um sich mit den Friedensradler*innen und den Aktivist*innen von „Enschede voor Vrede“ über die Friedensarbeit in Deutschland und den Niederlanden auszutauschen. Ähnliche Probleme wurden deutlich: Die jeweilige Regierung setzt auf Aufrüstung und Konfrontationspolitik, die Bevölkerung sieht das zwar durchaus kritisch, ist aber nicht zur Teilnahme an Aktionen bereit. Die Aktivist*innen tauschten Ideen für Aktionen aus und verabredeten, im nächsten Jahr einen solchen Austausch zu wiederholen.

Die Friedensradler*innen erregten Aufmerksamkeit und stießen auf positive Resonanz. Alle Aktionen konnten stattfinden und wurden teilweise auch in den Medien dargestellt.

Nuclearban Radmarathon
Von insgesamt 124 Rennradfahrer*innen (darunter gut 20 über Teilstrecken im Alter bis 74!) kamen am 10. August gut 100 fast pünktlich im Vaihinger Stadtteil Horrheim an - nach 343 km an dem einen Tag in den Beinen. Mit einem Durchschnittstempo von über 28 km/h. Begleitet von einer Vielzahl von Motorradfahrer*innen und drei Autos der absichernden Polizei. Erfolgreich ging damit zum zwanzigsten Mal in Folge die außergewöhnliche Rennraddemonstration als Schrittmacher für nukleare Abrüstung zu Ende, die seit 2023 unter dem Namen Nuclearban Radmarathon, organisiert von der Friedenswerkstatt Mutlangen und dem RSC Bretten, stattfindet.

Von Vaihingen/Enz führte die anspruchsvolle Strecke über Kundgebungen und Verpflegungsstellen in Zuzenhausen, Mannheim, Kaiserslautern, Ramstein, Lingenfeld zurück an den Ausgangspunkt. Unterstützt von Stadtverwaltungen, Friedensinitiativen und Sportvereinen.

Als Teil einer weltweiten Bewegung gelang es erneut, den Marathon für die Stärkung des 2021 in Kraft getretenen UN-Atomwaffenverbotsvertrages, der bislang von 70 Staaten ratifiziert und von 93 Staaten unterzeichnet wurde, zu nutzen. Im Vorfeld und im Nachgang durch vielfältige Berichterstattung in den Medien durch Reden, Trikots und vielem mehr.

Die weltweit einmalige Friedensfahrt als Versammlung mit hohem Tempo wird 2025 vielfältig fortgesetzt: mit der Nuclearban Tour vom 19.-22. Juni und dem Nuclearban Marathon am 2. August.

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Koordinator der Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“