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Nachbarn schützen Nachbarn
vonAlle, die von rechtsextremistischen Anschlägen bedroht sind, erwarten, nicht alleingelassen zu werden. Deutsche und Migrantinnen setzen sich in der Nachbarschaft zusammen, beraten und beschließen gemeinsame Schutzmaßnahmen. Es ist Zeit zum Handeln. Wir wollen keine Bürgerwehren aufstellen oder Blockwartsmentalität erzeugen. Aber: eine lebendige, eine gelebte Nachbarschaft verringert die Gefahr von Anschlägen.
Auf dem bundesweiten Treffen der AKTIONCOURAGE am 4. und 5. Juni in Bonn wurden die drei Selbstverpflichtungen der Aktion Courage zum Eingreifen in Diskriminierungs- und Bedrohungssituationen erweitert: "Nachbarn schützen Nachbarn". Die enorme Resonanz innerhalb weniger Tage beweist das starke Bedürfnis nach einer solchen Initiative, an der sich bisher schon rund 250.000 Menschen und über 600 Gruppen beteiligt haben.
Unsere Nachbarn sind einer tödlichen Bedrohung .ausgesetzt, so daß wir alle zusammenstehen müssen. Dazu gehören nicht nur technische Schutzmaßnahmen. Die Forderungen der Migrantinnen nach gleichen Rechten (kommunales Wahlrecht, doppelte Staatsbürgerschaft, Einwanderungsregelungen, Antidiskriminierungsgesetz) müssen endlich Gehör finden und ohne Kompromisse durchgesetzt werden. Und diese Maßnahmen würden die Akzeptanz unserer Nachbarn ein gutes Stück erhöhen. Vielleicht werden dann ihre Menschenrechte in der Bundesrepublik von Menschen und Behörden mehr als bisher geachtet.
Anleitungen für Nachbarschaftsversammlungen, Schutzmaßnahmen, Telefonketten, Verhalten in Bedrohungssituationen und zur Bildung einer Courage-Gruppe wie auch Aktionsmaterialien (Buttoris, Aufkleber, Plakate etc.) bei Forum Buntes Deutschland e.v. SOS Rassismus, Stralsunder Weg 50, 53119 Bonn.
Liste möglicher Schutzmaßnahmen
Beraten Sie gründlich, welche Schutzmaßnahmen tatsächlich durchführbar sind. Es ist besser, wenige zu realisieren, als viele nur zu beschließen. Lassen Sie sich von Polizei und Feuerwehr beraten!
Konkrete Maßnahmen sind u.a. Rauchalarmgeräte installieren. Installieren von Feuerlöscher; Außenbeleuchtung, Sicherung der Haustür und der Fenster und die Vorbereitung möglicher Notausgänge. Sinnvoll ist es, Nachtwachen zu organisieren, dabei für eine gerechte Lastenverteilung und rechtzeitige Ablösung sorgen. Ein Telefon muß immer in erreichbarer Nähe sein. Bei sich anbahnenden Bedrohungssituationen, z.B. Treffs von Rechtsextremisten in der Nachbarschaft, die Polizei um Rat fragen. Aber Vorsicht vor Denunziantentum. Es gibt auch z.B. Skinheads, die ausdrücklich keine Neonazis sind. Mit Nachbarn beraten, was zu tun ist.
Wie gründe ich eine Courage-Gruppe?
- Sie suchen sich im Freundes- oder Familienkreis ein, zwei Gleichgesinnte, die auch meinen, daß etwas getan werden muß. Sie überlegen, welche Aufgaben angegangen werden sollten.
- Sie suchen einen Raum für ein erstes Treffen, z.B. in Gaststätten (kostenlos gegen Verzehr); bei Kirchen, Schulen oder Vereinen und vereinbaren einen Termin. Der Raum sollte notfalls eng bestuhlt werden können, falls mehr Leute als erwartet kommen.
- Sie überlegen sich eine Tagesordnung für das Treffen; damit zum Schluß nicht nur geredet worden ist, sondern auch Beschlüsse gefaßt werden.
- Sie schreiben entweder selbst einen kurzen Artikel über Ihr Vorhaben oder bitten eine/n Redakteur/in der örtlichen Zeitung oder des Anzeigenblatts darum. In dem Artikel müssen Ort und Zeit des Treffens stehen sowie eine Beschreibung dessen, was Sie vorhaben. Bitten Sie auch um Aufnahme in den Veranstaltungskalender der Zeitung.
- Vor der Veranstaltung muß feststehen, wer begrüßt, das Vorhaben in einer nicht zu langen Einleitung vorstellt und vor allem, wer die Diskussion leitet. Wenn irgend möglich sollte die Diskussion von einer Person geleitet werden, die darin etwas Erfahrung hat. Es müssen Ergebnisse zusammengefaßt, Vielredner gestoppt, Kompromisse vermittelt werden. Die Diskussionsleitung ist das A und O einer solchen Veranstaltung.
- Von Anfang an sollte ein Protokoll geführt werden, zumindest ein Ergebnisprotokoll. So gehen Anregungen für eventuelle spätere Treffen nicht verloren. Außerdem schreibt sich dann leichter ein Bericht für die Presse, der wieder weitere Menschen zum Mitmachen motiviert.
- Auf einer Teilnehmerliste tragen sich alle ein, die weiter eingeladen werden wollen.
- Kommen zur ersten Veranstaltung nur wenige, was selten vorkommt, können Sie direkt mit der Planung von Aktivitäten beginnen (wer macht was bis wann?). Kommen viele, wie meistens, sollten Arbeitsgruppen für die einzelnen Bereiche gebildet werden (z.B. AG Schutzmaßnahmen, AG Hausaufgabenhilfe, Schule, Kindergarten, AG Zusammenarbeit mit Migranten-Vereinen, AG Öffentlichkeitsarbeit). Die Arbeitsgruppen treffen sich dann gesondert und berichten über ihre Arbeit beim nächsten Treffen der gesamten Gruppe.
- Wichtig ist, die Arbeit der Gruppe nicht an mangelndem Geld scheitern zu lassen. Soweit Geld z.B. schon für das Versenden von Einladungen zum nächsten Treffen nötig ist, lassen Sie einen Sammelteller herumgehen, Überlegen Sie gemeinsam. Finanzierungsmöglichkeiten.
- Niemanden zeitlich überfordern! Lieber wenige, aber gut vorbereitete Treffen, als zu häufige, zu denen immer weniger kommen. Einzelaktivitäten im kleinen Kreis können leichter auf die zeitlichen Möglichkeiten der Beteiligten abgestimmt werden als Großtreffen.
Und nun läuft die Arbeit (fast) von selbst!