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Neues Denken im Umgang mit der Natur
vonDer soeben vorgelegte Bericht der Bundestagsenquetekommission "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" macht deutlich, wie weit wir die Zerstörung des Planeten Erde bereits vorangetrieben haben. Ein mittlerer Temperaturanstieg um 5-8o C bis zum Jahr 2100 wird vorausgesagt, wenn nicht ein sofortiger und dramatischer Kurswechsel in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft stattfindet. Der Zusammenbruch des Klimahaushaltes droht, die Trockenzonen werden heute noch fruchtbare Gebiete verdrängen, tief liegende Flächen versinken unter dem angestiegenen Meereswasserspiegel, Wetterkatastrophen nehmen zu, die Zahl der Umweltflüchtlinge wegen Mangels an Nahrungsmitteln und bewohnbaren Gebieten ebenso. Das Ausmaß und die unglaubliche Geschwindigkeit bei der Vernichtung des Tropischen Regenwaldes, des einzigartigen und größten Potentials an Millionen Tieren und Pflanzen und damit der Genbank der Welt schlechthin, ist Ausdruck der tiefen Krise, in der die menschliche Zivilisation steckt.
Während es derzeit so scheint, als sei die Menschheit dank den tiefgreifenden Umwälzungen in Osteuropa einen entscheidenden Schritt zur Sicherung des Friedens vorangekommen, sieht es bei den anderen existenziellen Aufgaben der Menschheit ganz und gar düster aus. Nirgendwo in den Industriestaaten ist auch nur ein Anzeichen einer ernsthaften Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft zu erkennen, die versucht, im Einklang mit der Natur zu leben. Welche ökologische Brisanz darin steckt, wird sehr schnell deutlich, wenn man das Verhältnis zu den Entwicklungsländern betrachtet. Weltweit gesehen werden die Industriegesellschaften als Fortschrittsmodell schlechthin angesehen. Überall wird versucht, deren Wirtschaftsweise und Lebensstil nachzuahmen, mit katastrophalen ökologischen Folgen. Wer sich etwa vor Augen hält, daß allein die Bevölkerung in NRW über mehr Autos verfügt als alle Menschen in ganz Afrika zusammen, mag sich verdeutlichen, wie rasch der Zusammenbruch der Erde als Ökosystem eintreten würde, wenn die dortige Bevölkerung bei der Motorisierung einen auch nur annähernd hohen Stand erreicht. Wenn bis zu 15% des jährlich erzeugten Bruttosozialprodukts für die mühselige und bruchstückhafte nachträgliche Reparatur, der durch die erzeugten Güter und Dienstleistungen verursachten Umweltschäden aufgebracht werden muß, sollte deutlich werden, wohin die Reise gehen muß. Dringend erforderlich ist die Einführung der Umwelt- und Sozialverträglichkeit von Produkten. Wir können und dürfen es nicht länger der Wirtschaft allein überlassen, mit immer aktuelleren Produkten Bedürfnisse zu wecken und zu befriedigen, die in einer ganzen Reihe von Fällen zu höchst problematischen Folgen führen.
Ganz generell brauchen wir einen völlig anderen Umgang mit unserer Natur. Gefragt sind Verhaltens- und Nutzungsformen, die zukunftsgerecht sind. Dazu zählt sicherlich eine Kreislaufwirtschaft, die auch zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt überläßt. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln in Form des ökologischen Landbaus, ein Umweltverbund im Verkehrsbereich, der den Schienen-, Bus-, Fahrrad und Fußgängerverkehr umfaßt, der Einsatz erneuerbarer Energie, vor allem der Sonnenenergie, Formen eines sanften Tourismus, der die Nähe zur Natur und der Lebensweise von Menschen und Kultur des Gastlandes sucht, sind einige wichtige Beispiele eines zukunftsgerechten Wirtschaftens. Die ôkologiebewegung arbeitet derzeit daran, die Umrisse eines neuen Kulturverständnisses, eine neue Philosophie zu formen, die sich deutlich von der auf eine tiefe Krise zusteuernden Konsumgesellschaft abhebt. Zur Umsetzung eines solchen neuen Wertverständnisses ist die Kooperation mit allen dafür zugänglichen gesellschaftlichen Kräften, wie Friedens- und kirchliche Gruppen, Gewerkschaften, Verbraucherverbände, Jugendorganisationen u.a.m. notwendig.