Militärtradition: Kasernennamen der Bundeswehr und was sie bedeuten

Nomen est Omen (Lateinisch: Im Namen liegt eine Vorbedeutung)

von VVN-BdA NRW
Hintergrund
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Rechtsextremismus in der Bundeswehr hat nach Ansicht der politischen Führung nichts mit der Armee selbst und ihren Denkweisen und Strukturen zu tun. Die jetzt auffällig gewordenen bösen Buben sind ganz aus Versehen in Uniform gesteckt worden. Die Bundeswehr selbst ist so sauber wie ihre Kasernen.

Die VVN-Bund der Antifaschisten hat im August 1994 eine Dokumentation "Who is who in der Militärtradition: Kasernennamen der Bundeswehr - und was sie bedeuten" herausgegeben. Damals zählte man bei rund 400 westdeutschen Kasernen allein 37, die nach Helden der Hitlerwehrmacht sind, weitere gut 40 Kasernen sind nach - wie die VVN sie nennt - "imperialistischen Eroberern" benannt. Andere symbolisieren Ansprüche auf seit Kriegsende fremde Territorien: Pommernkaserne, Ostpreußenkaserne, Ostmarkkaserne, Tannenbergkaserne, Deutschordenkaserne. Nachstehend dokumentieren wir einige Beispiele aus der VVN-Broschüre. (GW)

DIETL-Kaserne in Füssen

(Nach langer und sehr intensiver Diskussion in der Öffentlichkeit wurde die Kaserne im November 1995 in "Allgäu-Kaserne" umbenannt)

Eduard Dietl eroberte Narvik mit "seinen" Gebirgstruppen, drang auf Murmansk (UdSSR) vor. "War einer der volkstümlichsten Generale des 2. Weltkrieges" (Brockhaus) und als Rassist von Reichsleiter Bormann besonders belobigt. Holte im Juni 1919 Hitler als Redner in die Reichswehr, weshalb ihn dieser 1941 zum "eigentlichen Geburtshelfer des Dritten Reiches" ausrief. Dietl war eines der ersten NSDAP-Mitglieder (Mitgliedsnr. 24 der NSDAP-Vorläuferin DAP, sein Name steht noch vor Hitlers in der Mitgliedsliste). Übernahm mit der Reichswehr den Schutz von NSDAP-Veranstaltungen. 1942 war Dietl Chef der sogenannten Landser-KZ. Die seiner 20. Gebirgsdivision unterstellten Strafsoldaten mußten einen 531 km langen Todesmarsch von Finnland nach Nordnorwegen mitmachen. Dietl: "Wer nicht mitkommt, der fällt." Von 340 Abmarschierenden kamen nur 28 lebendig ans Ziel. Dietl gratulierte nach Goebbels Rede von Februar 1943 zum "totalen Krieg" und hielt antisemitische Reden und Durchhaltereden. Hitler ehrte am 1. Juli 1944 den tödlich verunglückten "Helden von Narvik", Dietl sei, so Hitler, sein bester Kamerad gewesen.

FRITSCH-Kasernen in Pfullendorf, Breitenburg, Hannover, Itzehoe, Celle, Koblenz

"Drei Schlachten siegreich zu schlagen", forderte ein Namenspatron mehrerer Kasernen, Generaloberst Freiherr von Fritsch. Er schireb 1938 in einem Brief: "Erstens die Schlacht gegen die Arbeiterschaft, sie hat Hitler siegreich geschlagen. Zweitens gegen die katholische Kirche ... und drittens gegen die Juden." Fritsch gilt bei Teilen der Bundeswehr wegen seiner Entfremdung von Hitler infolge Intrigen und seines vermuteten Freitods im Polenfeldzug als eine Art Antifaschist. Völlig zuUnrecht, denn er hat "die Erfolge des Führers" stets verteidigt.

GOLTZ-Kaserne in Hamburg

Graf Rüdiger von der Goltz war Führer der Ostseedivision und später der "Eisernen Division", kämpfte bis 1919 im Baltikum "gegen den Bolschewismus", wie es in zeitgenössischen Lexika hieß. Goltz stellte den Krieg auf dem Baltikum später als "Vorläufer der Kämpfe um ein neues Reich" dar, was er aber erst "nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler offen aussprechen" durfte, wie er 1936 in seinem Buch "Als politischer General im Osten" ausplauderte. Er war schon früh NSDAP-Anhänger, Harzburger-Front-Mann und in der Nazizeit Führer des Reichsverbandes der Offiziere. Dem Dritten Reich zu dienen, war ihm "Verpflichtung". Die Weimarer Republik nannte er nur die "schwarz-rot-goldene Erbärmlichkeit".

KÜBLER-Kaserne in Mittenwald

Ludwig Kübler, Generalmajor, nahm am Überfall auf Polen teil und erhielt 1939 von Hitler das Ritterkreuz für "schneidiges Eindringen nach Polen". Er war Befehlshaber der Operativen Zone "adriatisches Küstenland". Dort wurde er der Adria-Schreck genannt. 1945 ließ er jugoslawische, österreichische und italienische Partisanen jagen und ermorden. Jugoslawien verurteilte ihn zum Tode; er starb in der Haft, wurde nicht gehenkt.

MÖLDERS-Kasernen in Visselhövede und Braunschweig

Werner Mölders war "erfolgreicher" Jagdflieger der Nazi-Wehrmacht, von Hitler hoch dekoriert. Ging mit MG- und Raketenwaffen zu Luft und zu Lande gegen den Gegner vor.

RÖTTIGER-Kaserne in Hamburg

General der Panzertruppen Hans Röttiger war 1943-44 Chef des Generalstabes der Heeresgruppe "Südukraine" der Wehrmacht. Bis 1945 verantwortete er als Generalstabschef in Italien den Tod vieler Hitlergegner. Röttiger geörte zu den Experten des Amtes Blank und dann zu den Bundeswehrgeneralen, die ab 1951 an der Wiederaufrüstung Westdeutschlands arbeiteten...

WEISE-Kaserne in Rottenburg

Generaloberst Hubert Weise war Kaiserlicher Offizier, Freikorpskommandeur zur Niederschlagung der Revolution von 1918 und bis zum Kriegsende 1945 ein General Hitlers.

Die Broschüre ist erhältlich bei der VVN-BdA NRW, Gathe 56, 42107 Wuppertal, Tel./Fax: 0202-450629.
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