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Buchbesprechung Pascal Beucker zu Pazifismus
„Pazifismus – ein Irrweg?“
vonPascal Beucker, den viele Leser*innen vielleicht von der taz her kennen und der auch für den Schwerpunkt dieses FriedensForums einen Artikel verfasst hat, hat ein 178 Seiten starkes Bändchen zum Thema „Pazifismus“ herausgegeben. Es ist das zweite innerhalb einer Trilogie zu „Krieg und Frieden“ des Kohlhammer-Verlags. Beucker ist damit schon mindestens der dritte Autor, der in jüngster Zeit zu diesem Thema geschrieben hat, nach Olaf Müller und Johannes Ludwig. (Das Buch des Letztgenannten hatten wir in Friedensforum 3/2024 besprochen.)
Das Buch beginnt mit der Geschichte des Pazifismus, speziell in Deutschland, seit dem 19. Jahrhunderts. Beucker hebt dabei zu Recht hervor, dass es „den“ Pazifismus nicht gibt, sondern immer unterschiedliche politische Ansätze so bezeichnet wurden. Nur ein Teil der Pazifist*innen lehnt dabei Waffengewalt unter allen Umständen und in allen Situationen ab, was Beucker als den Unterschied zwischen einem „absoluten“ und einem „pragmatischen“ oder „konditionalen“ Pazifismus bezeichnet. Als Beispiel bezugnehmend auf die aktuellen Herausforderungen der Bewegung angesichts des Ukraine-Kriegs sagt Beucker, dass ein „realistischer Pazifismus“, der z.B. die Lieferung bestimmter Waffen an die Ukraine gutheißt, den Vorteil habe, dass „er nicht einfach ein Prinzip über die Realität setzt, sondern nach möglichst humanistischen Antworten auf eine konkrete Situation sucht“. (S. 31) Gleichzeitig warnt er aber auch davor, dass reine Kosten-Nutzen-Kalkulationen zum einen Gefahr laufen, manipulierten Informationen durch kriegführende Mächte auf den Leim zu gehen (z.B. der inszenierte Tonkin-Zwischenfall zu Beginn des US-Kriegs in Vietnam) und zum anderen lediglich einen „zweckrationalen Umgang mit Krieg“ legitimieren (S. 32).
Dieser nachdenkliche Ton zieht sich durch das gesamte Buch, wobei der Autor durchaus auch selbst Position bezieht. Für ihn ist, das geht eindeutig aus dem Buch hervor, der Pazifismus kein Irrweg. Aber er muss sich immer an den Herausforderungen der Gegenwart messen lassen. Beucker spricht auch die Konflikte innerhalb der Bewegung an: So erteilt er dem Versagen in Teilen der Friedensbewegung, Russlands Angriff auf die Ukraine klar zu verurteilen und Mitgefühl mit den Opfern der Militäraggression zu zeigen, eine klare Absage. (S. 109 ff).
Das Buch endet mit einer kurzen Chronologie des Pazifismus und der Friedensbewegung.
Es liest sich schnell und ist sehr gewinnbringend für alle, die sich über Geschichte und Themen des Pazifismus informieren wollen. Es ist allen Friedensbewegten trotz des angesichts der Dünne des Bandes recht hohen Preises zur Lektüre empfohlen!
Beucker, Pascal (2024). Pazifismus - ein Irrweg? Stuttgart: Kohlhammer, 178 S., ISBN 978-3-17-043432-5, 19 Euro. Das Buch ist das zweite innerhalb einer Trilogie „Von Krieg und Frieden“. Die anderen beiden Bände wurden von Jochen Hippler und Hartwig von Schubert verfasst.