PeaceXchange - Ein friedenspolitisches Bildungsprojekt für Jugendliche

von Matthias FischerWera Tritschler

Kann man für Frieden rappen? Theaterspielen macht Spaß - ist es damit aber auch möglich, Konflikte zu lösen? Auf diese Fragen versucht das Projekt peaceXchange Antworten zu geben.

Im Herbst 2006 entwickelten Jugendliche in Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen auf einwöchigen Theaterworkshops Lösungsszenarien für Konflikte aus ihrem Alltag, beschäftigten sich aber auch mit den Problemen von Jugendlichen aus den Ländern des Südens. Ihre Themen reichten dabei von Mobbing in der Schule über Alkoholismus aufgrund mangelnder gesellschaftlicher Perspektiven bis hin zum Alltag von Kindern in einer afrikanischen Korbflechterei. Die Workshopleiter kamen aus Brasilien und Kenia und trugen mit ihren Methoden entscheidend dazu bei, dass sich für die Jugendlichen der Spaß am Theaterspielen mit Konfliktarbeit verband.

Das auf drei Jahre angelegte Projekt peaceXchange wendet sich an junge Erwachsene und Jugendliche. Experten in der Friedensarbeit aus Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten führen mit ihnen Workshops zu den Themen Sport, Musik und Theater durch.

Junge Menschen werden also mit Themen angesprochen, die sie interessieren und die sich in ihrem eigenen Alltag widerspiegeln. Sie machen es ihnen leichter; selbst aktiv zu werden, Zusammenhänge besser zu verstehen und sich zu engagieren. Gemeinsam mit den Experten beschäftigen die Jugendlichen sich mit alternativen Konfliktlösungsmöglichkeiten und lernen die Probleme Gleichaltriger im Süden kennen, um sie mit ihren Lebenswelten zu vergleichen.

Lernen durch den Alltag im Süden

Die Art und Weise, wie Kriege und Konflikte in den Massenmedien dargestellt werden, vermittelt vielen Jugendlichen in Europa ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber den Problemen im Süden. Resignation setzt dort ein, wo Handlungsbedarf entstehen würde. Differenzierte Informationen fehlen, und auch im Unterricht werden kaum friedenspolitische Instrumente eingesetzt. Positive Beispiele der konstruktiven Konflikttransformation aus den Ländern des Südens fehlen ganz. PeaceXchange möchte die Überzeugung vieler Menschen in Europa verändern, dass die dramatischen Lebenssituationen in den Ländern des Südens und die gewalttätigen Konflikte unvermeidlich und alltäglich sind. Hierzu stellen wir gemeinsam mit dem Institut für Friedenspädagogik Tübingen Unterrichtsmaterialien her; die flexibel in Schulen, aber auch in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden können. Sie verbinden Erkenntnisse der Friedenspädagogik und des Globalen Lernens. Ähnlich wie das Gesamtprojekt orientieren sich die Materialien zudem an gemeinsamen Elementen der Alltagskultur junger Menschen aus Ländern in Süd und Nord. Das Handbuch erscheint im Frühjahr 2007 und wird in verschiedene Sprachen übersetzt. Um das Projekt auch in anderen Ländern Europas zu verankern, arbeiten wir mit dem Österreichischen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung und der Polish Humanitarian Organisation zusammen. In der Tschechischen Republik ist Clovek v t¡sni (People in Need) unser Partner.

Entwickelten die Jugendlichen in diesem Herbst Szenen für die Bühne, so wird im nächsten Jahr gerappt. HipHop-Musik ist seit langem fester Bestandteil der Jugendkultur Europas, aber auch Afrikas und Lateinamerikas. Die Jugendlichen sollen erfahren, welche Verbindung Musik und friedliche Konfliktbearbeitung eingehen können. Sie können sich an einem Rap-Wettbewerb mit CD-Produktion beteiligen. Im dritten Jahr liegt der Fokus auf Sport als Mittel der Verständigung. Fußball bietet nicht nur die Möglichkeit, Aggressionen abzubauen, sondern macht auch die Unterschiede zwischen Konkurrenz und kooperativem Verhalten erfahrbar. Neben den Workshops finden öffentliche Events wie Theateraufführungen, Konzerte und Straßenfußballturniere statt. Eine umfassende Medienarbeit in allen Ländern ermöglicht zudem eine stärkere Verbreitung der Themen an weitere Zielgruppen.

aus: wfd Querbrief 4/2006

http://www.peacexchange.eu

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Matthias Fischer ist Mitarbeiter des Weltfriedensdienstes und koordiniert zusammen mit Wera Tritschler seit Anfang 2006 das Projekt peaceXchange.
Koordiniert das Projekt peaceXchange.