... und wie können Friedensinitiativen es lernen?

Pressearbeit ist erlernbar

von Dieter Schöffmann
Schwerpunkt
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Wie kann eine Friedensinitiative den richtigen und wirkungsvollen Zu­gang zur und Umgang mit Presse, Funk und Fernsehen lernen?

Es muß jemand wollen

Zunächst sollte sie sich in ihren eigenen Reihen nach Personen umschauen, die Lust haben, Pressearbeit zu lernen und zu praktizieren und die in der Lage sind und sich trauen, die Inhalte und Positio­nen der Initiative in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Learning by doing

Hat diese Person bisher keine konkreten Erfahrungen in der Presse- und Öffent­lichkeitsarbeit sammeln können, kann sie sich fortbilden (dazu unten mehr). Das beste Lernen findet aber in der Pra­xis statt, durch's Ausprobieren, durch Versuch und Irrtum und vor allem durch eine intensive Auswertung der Erfolge wie Mißerfolge: Was hat zu dem (positiven / negativen) Ergebnis ge­führt? Was war Zufall und was Folge richtiger bzw. falscher Vorbereitung und Vorannahmen? Was kann beim näch­sten Mal verbessert werden?

Bei der Beantwortung dieser Fragen können auch die zuvor angesprochenen JournalistInnen behilflich sein. Sie sind in der Regel daran interessiert, daß ihre InformantInnen und die Öffentlichkeits­arbeit treibenden Initiativen und Organi­sationen die spezifischen Anforderun­gen von Presse, Funk und Fernsehen kennen und berücksichtigen. Daher be­antworten sie meist höfliche Fragen wie z.B. die folgenden:

In welcher Weise sollten Informationen und Mitteilung für Ihr spezielles Medium aufbereitet sein?

Welches sind für Sie die günstigsten Wochentage und Tageszeiten bei Pres­sekonferenzen?

Lag es an mir / an uns, daß eine Pres­seinformation nicht aufgegriffen wurde?

Was kann ich / können wir beim nächsten Mal besser machen?

Auf diese Weise habe ich selbst einen wesentlichen Teil meiner Kenntnisse in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit er­langt.

Literatur 

Zur systematischen Nachbereitung von Aktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit wie auch zu ihrer Vorbereitung bietet sich die Lektüre entsprechender Fach­bücher an. Hier eine kleine Auswahl:

Initiative "Journalisten warnen vor dem Atomkrieg" (Hsg.): Das Mediend­schungelbuch. Gebrauchsanleitung für den richtigen Umgang mit Presse, Funk und Fernsehen. Berlin (West) 1986 (Rotation Vlg.). 80 S., 9,80 DM

"Eine Gebrauchsanleitung für die Me­dien, die dabei hilft, die hoffentlich 'gute Sache' in der Öffentlichkeit besser zu verfechten: kurz und knapp, aber für Uneingeweihte durchaus wertvoll." (H.-J. Sippel, Stiftung Mitarbeit)

Peter Marchal/Ulrich K. Spura: Öffent­lichkeitsarbeit im sozialen Bereich. Ein Praxisberater für Sozialarbeiter und Bürgerinitiativen. Weinheim / Basel 1981 (Beltz Vlg.). 194 S., 24,80 DM

"Ein Ratgeber, der das Nachdenken vor die Tat setzt und nachdrücklich auf eine Öffentlichkeitsarbeit mit emanzipato­rischem Anspruch setzt." (H.-J. Sippel, Stiftung Mitarbeit)

Hans-Peter Förster: Handbuch Pressear­beit. Kreative und erfolgreiche PR. Themenfindung und -aufbereitung. Mu­stertexte und Checklisten. Medienüber­blick. München 1991 (Heyne TB: 268KW). 264 S., 19,80 DM

Das Buch behandelt zwar die Pressear­beit für Unternehmen, bietet aber trotz­dem interessante Anregungen und Hin­weise (Checklisten).

Stiftung Mitarbeit (Hsg.): Lokalradioar­beit. Ein Leitfaden. Bonn 1992 (Stiftung Mitarbeit, Bornheimer Str. 37, 5300 Bonn 1), 167 S., 8,-- DM

Arbeitshilfe für Selbsthilfe- und Bürge­rinitiativen.

Wolf Schneider: Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil. München 7. Aufl. 1987 (Goldmann TB 11536). 268 S., 12,80 DM

Ein hilfreicher Leitfaden für einen ver­ständlichen Stil bei journalistischen Texten.

Weitere Leitfäden für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erstellen größere Organisationen (Parteien, Jugendver­bände ...) für ihre Untergliederungen und Aktiven. Über persönliche Kontakte sind diese Materialien u.U. auch für Friedensinitiativen erhältlich.

Weiterbildung und Training

Einblick in die Möglichkeiten und An­forderungen der Presse- und Öffentlich­keitsarbeit bieten einschlägige Weiter­bildungsveranstaltungen. Volkshoch­schulen, Friedens-, Öko- und andere freie Bildungswerke bieten gelegentlich solche offenen Bildungsmöglich­keiten an.

Wird bislang keine solche Weiterbil­dungsmöglichkeit geboten, kann ein Ge­spräch und die Zusicherung einer hin­reichenden TeilnehmerInnen-Zahl Weiterbildungsanbieter gelegentlich dazu bewegen, das Thema in's Pro­gramm aufzunehmen.

Eine Initiative kann sich aber auch zu einem Training in Presse- und Öffent­lichkeitsarbeit entschließen. Als Trainer kommen z.B. JournalistInnen, profes­sionelle ÖffentlichkeitsarbeiterInnen aus Verbänden oder Agenturen infrage.

Für ein solches (ggf. selbstorganisiertes) Training können sich auch mehrere In­itiativen zusammentun, so daß die an­fallenden (Honorar-)Kosten für alle Beteiligten erträglich bleiben.

Wie kommt eine Initiative zu einem bzw. einer geeigneten TrainerIn?: Sie kann z.B. befreundete JournalistInnen oder auch direkt Presse-, Funk- oder Fernsehredaktionen anfragen, ob nicht jemand zu einer solchen Herausforde­rung Lust hat. Bildungswerke, Volks­hochschulen usw. haben in der Regel auch Kontakt zu geeigneten ReferentIn­nen. Eine gute Adresse für solche Fra­gen ist schließlich die Stiftung Mitarbeit (5300 Bonn 1, Bornheimer Str. 37, Tel. 0228/63 00 23).

Fragen ...

... die nach der Lektüre dieses Artikels offen geblieben sind oder angeregt wur­den, will ich gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten beantworten.

Gegen Voreinsendung von 5 DM (in Briefmarken bzw. bar) schicke ich In­teressierten einen längeren Artikel über die Konzeption und den Aufbau von Pressearbeit sowie Texte mit grundsätz­lichen Überlegungen zur Kommunikati­onsarbeit und weiteren Literaturhinwei­sen zu.

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Dieter Schöffmann, Büro für Öffentlich­keit, Aachener Str. 66, 5000 Köln.