Protestresolution gegen die chinesischen Machthaber

  1. Wir sind bestürzt und entsetzt über die blutige Niederschlagung der gewaltfreien Demonstrationen und Aktionen von ChinesInnen durch die chinesischen Machthaber. Der brutale Waffeneinsatz gegen friedliche, für ihre demokratischen Rechte demonstrierende Bürger ist eine schwere Verletzung der Menschenrechte und eine Zerstörung der Hoffnungen auf weitere Reformentwicklungen in China. Wir trauern um die Opfer des brutalen Militäreinsatzes.
    In der ganzen Welt wächst das Interesse an demokratischerem Umgehen miteinander, sind Reformen, Men­schenrechte und Glasnost auf dem Weg. Jeder, der aus persönlichem Machtstreben und Blindheit den chinesi­schen Reformprozeß aufhält oder um Jahrzehnte verzögert, stellt sich gegen das eigene Volk.
    Wir fordern die chinesische Führung auf, das Kriegsrecht unverzüglich aufzuheben, die Verhaftungswellen, Aufrufe zur Denunziation und die Verhängung und Vollstreckung von Todesurteilen einzustellen, die politi­schen Gefangenen freizulassen und zum politischen Dialog mit der eigenen Bevölkerung zurückzukehren. Un­ter den Bedingungen des Zwanges und der Unterdrückung sind auch die wirtschaftliche Modernisierung und Entwicklung des Landes zum Scheitern verurteilt.
    Wir hoffen, daß sich in China die Kräfte durchsetzen, die nicht nur wirtschaftliche Um- und Neugestaltung wollen, sondern auch den Weg einer demokratischen Neuordnung der Gesellschaft einschlagen und bereit sind, das Dialogangebot der "Bewegung für mehr Demokratie positiv aufzugreifen und in die Tat umzusetzen.
  2. Wir rufen dazu auf,
  • sich an der Großkundgebung in Bonn am 1. Oktober 1989 anläßlich des 40. Jahrestages der Gründung der VR China zu beteiligen;
  • sich an der ständigen Mahnwache vom 9. 7. bis 1. 10. 1989 vor der chinesischen Botschaft in Bonn zu beteiligen;
  • sich aktiv für den Schutz und die Unterstützung der hier lebenden chinesischen Staatsbürger einzuset­zen;
  • sich aktiv an den Aktionen der Menschenrechtsorganisationen zu China zu beteiligen;
  • an einem europaweiten Russel-Tribunal zu den Menschenrechten in China teilzunehmen;
  • für folgende Zwecke finanzielle Hilfe zu leisten:

Konten des Verbandes der chinesischen Studenten und Wissenschaftler in der Bundesrepublik (VCSW) bei der Stadtsparkasse Bonn (BLZ 380 500 00)

Nr. 200 295 - für den VCSW Nr. 200 303 -      

a) humanitäre Hilfe für die Opfer des Massakers in Beijing

b) für die Chinesische Studenten-Solidaritäts-Union in Beijing (CSSU)

Diesen Aufruf haben bisher (Stand 15. 8. '89) unterzeichnet:

Eva Quistorp (MdEP), Gert Weisskirchen (MdB), Thomas Heberer (Vors. d. Bundesvorstands der GDCF), Hans Christoph Buch (Schriftsteller) Johano Strasser, Petra Kelly (MdB), Gert Bastian Wolfgang Kubin (Sinologe, Bonn), Ekkehard Krippendorf (Politologe, Berlin), Cornelia Gerstenmaier (Gesellschaft Kontinent), Pfarrer Hein­rich Albertz, Prof. D. Helmuth Gollwitzer, Günter Grass, Milan Horacek, Per Fischer (ehem. Botschafter in Pe­king), Lea Rosh, BAP, André Heller, Helmut Lippelt (MdB), Rüdiger Machetzki (Institut f. Asienkunde), Peter Schier (dto.), Erhard Louven (dto.) Oskar Weggel (dto.), Peter von Oertzen (SPD-PV), Gesellschaft für Be­drohte Völker, Joachim Glaubitz, (Sinologe, München), Udo Lindenberg, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Ossip K. Flechtheim, Dieter Wunder (Vors. GEW), Franz Nuscheler (Politologe, Duisburg), Antje Vollmer (MdB), DFG-VK, Jutta Oesterle-Schwerin, (MdB), AL Berlin, Angelika Hirschmüller, Harald Wolf, Rudolf Wagner (Sino­loge, Heidelberg), Daniel Chon-Bendit, (Stadtrat, Ffm), Nothilfekomitee Cap Anamur, Freimut Duve (MdB), Pa­stor Helmut Frenz, Bonner Friedensforum, Peter Kupfer (Sinologe, Mainz-Germersheim), Freya Klier, Günter Wallraff, Dorothee Sölle, Stefan Krawcyk, Peter Schneider, Jo Leinen (Umweltminister Saarland).

Am 12. September, 100 Tage nach dem Massaker, soll es nach einem Vorschlag der VCSW in möglichst vielen Städten Info-Stände geben.

 

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