Aktionskonferenz „Stopp Air Base Ramstein!“

Ramstein: Protest und Aufbruch

von Renate Wanie

Auch im dritten Jahr der Kampagne „Stopp AIRBASE Ramstein!“ ist vom 3. bis 10. September eine einwöchige Aktionswoche rund um Ramstein-Kaiserslautern mit vielfältigem, ja großem Programm geplant: Ein Friedenscamp über die ganze Woche, ein zweitägiger internationaler Kongress zu Militärbasen weltweit, eine Abendveranstaltung mit prominenten ReferentInnen zu Frieden und Gerechtigkeit – beide Veranstaltungen in der Versöhnungskirche Kaiserlautern - und zum Abschluss eine Menschenkette und ein Friedensfestival mit KünstlerInnen für den Frieden. Die Aktionskonferenz in Frankfurt/M am 17. Juni d.J. diente zur Konkretisierung der bereits fortgeschrittenen Planungen der Aktionswoche. Motto: „Nein zu Drohnen. Kein Krieg von deutschem Boden!“.  

Nein zu Drohnen und Krieg  
Die Eröffnung der Aktionskonferenz mit etwa 50 Teilnehmenden – der jungen und mittelalten Generation - hatte Horst Trapp von der lokalen Friedens- und Zukunftswerkstatt in Frankfurt/M übernommen. Die Begrüßung im Namen der einladenden Kampagne machten Pascal Luig und Gunda Weidmüller. Reiner Braun, Co-Präsident des International Peace Bureaus (IPB) und einer der SprecherInnen der Kampagne, führte ins politische Thema ein. Reiner Braun formulierte scharfe Kritik an der aktuellen Drohnenpolitik der Bundesregierung und der angekündigten Beschaffung (Leasen) der bewaffnungsfähigen Drohne Heron TP aus Israel für die Bundeswehr für die nächsten neun Jahre. Allein die Kosten der zu leasenden israelischen Drohnen liegen bei etwa 1,024 Milliarden. Durch die steigende Aufrüstung fehlen Mittel, z.B. in der Gesundheits- und Bildungspolitik. Die Kampagne protestiere mit ihren jährlichen Aktionen gegen den vom deutschen Boden ausgehenden völkerrechtswidrigen Drohneneinsatz via Air Base Ramstein. Tankflugzeuge werden in der Region Ramstein aufgeladen, BewohnerInnen durch die Militarisierung belästigt, Natur zerstört. Die asymmetrischen Drohnenkriege von oben töteten täglich ZivilistInnen und produzierten TerroristInnen in den Ländern, in denen sie eingesetzt werden, so Reiner Braun. Im Namen der Kampagne erteilte Braun der weltweiten Aufrüstung sowie der Konfrontationspolitik gegenüber Russland eine Absage und forderte erneut die Schließung der Air Base Ramstein und ebenso des Atomwaffenlagers in Büchel.

Engagierte Vorbereitungen
Neben der politischen Realität sah Reiner Braun auch Optimismus am Horizont. Sechs Arbeitsgruppen und ein Koordinationskreis arbeiten derzeit kontinuierlich an der Vorbereitung der Aktionswoche, es gab einen Plakatwettbewerb, zehn neue Initiativen haben sich in der Kampagne gegründet, mehrere Veranstaltungen wurden das Jahr über durchgeführt, 13000,- Euro gespendet, auch in kleinen Beträgen. Reiner Braun hob die sich gegenseitig unterstützende gute Zusammenarbeit hervor. Die Wiese für das Camp haben lokale Aktive organisiert, auch an Kinderbetreuung ist gedacht. Geplant ist ebenfalls eine solidarische Blockade am Atomwaffenlager in Büchel mit Leuten aus dem Camp. Ein Soli-Button von 5,- € wurde mit dem Appell verbunden, ihn zur Finanzierung des Camps weiter zu verbreiten. Busse sind bestellt, Werbe-Flyer mit dem Programm gedruckt, jetzt ist Mobilisierung angesagt. Die Gründung eines Fördervereins, „Aktiv für den Frieden – Stopp Air Base Ramstein e.V.“ ist inzwischen auf den Weg gebracht. 

Stimmen aus dem Publikum informierten darüber, dass die Kampagne jetzt in der Region bekannt sei, die Betroffenheit müsse noch verbreitert werden. Politische Unterstützung erhalten die Aktiven in der Region 14 Tage vor den Aktionstagen von etwa 150 RadlerInnen von der Initiative „Natur der Natur“. Jürgen von der Friedensmahnwache Frankfurt/M forderte, die soziale Frage sollte viel stärker mit der Hochrüstung verknüpft werden. Silke aus Kaiserslautern hingegen überlegte, einen Womens March zu organisieren, rosa Mützen zu stricken und Kontakt zu US-amerikanischen Frauen in Deutschland aufzunehmen. Eine andere Stimme wies auf das Thema Konversion als kein einfaches Thema in der Region hin, doch allein Naturschutzgebiete wiederherzustellen und Tourismus wiederzubeleben seien wichtige Ziele. 

Programm für die Aktionswoche
In sechs thematischen Arbeitsgruppen, die bereits vorgearbeitet hatten, wurden die vorliegenden Ideen für die einwöchige Aktionswoche im September konkretisiert und weitere Verabredungen getroffen:  

  • Um die Gestaltung der Homepage, das Logo, soziale Medien, Infokanäle während des Camps usw. drehte es sich in der AG Kommunikation und mediale Arbeit.
  • Beim zweitägigen Internationalen Kongress zu Militärbasen und ihre geostrategische Bedeutung für weltweite Kriege (mit internationalen und lokalen Gästen) ist das Ziel Aufklärung und internationale Vernetzung. Angedacht ist eine parallel laufende „Postersession“ über bisherige Militärbasen, das Leben der jeweils betroffenen Bevölkerung und deren Widerstand. Hier können sich lokale Gruppen einbringen.
  • Ziel der Inititiative Vernetzung und Neugründung von regionalen Gruppen ist es, interessierte Menschen und bestehende lokale Initiativen anzusprechen und sich mit einem noch zu entwerfenden Musterbrief vorzustellen. Im Brief soll von den regionalen militärischen Bedrohungen ausgegangen werden, eventuellen gemeinsamen Interessen und möglichen zukünftigen Handlungsoptionen in der Region.
  • In der AG Inhaltliche Debatten ging es um die Frage, was junge Menschen im Camp interessieren könnte. Z.B. die Geschichte und aktuelle Rolle der NATO, Kriegspropaganda und „Krieg um die Köpfe“, Diffamierung der Friedensbewegung, wie funktioniert Kapitalismus? oder auch „Krieg von oben“, der Drohnenkrieg.
  • In der Camp-AG standen Formen der internen Kommunikation im Camp im Mittelpunkt. (Anmeldung: camp [at] ramstein-kampagne [dot] eu)
  • Die Ideen für kulturelle Beiträge kannten keine Grenzen: von kleinenReden, musikalischen Beiträgen, Literatur, Poetry Slam bis zu Qi Gong, Filmvorführungen, Kunstausstellungen und einer DankBar.

Doch damit ist das Programm für die Aktionswoche noch nicht beendet. Ein Höhepunkt ist das Musikfestival „KünstlerInnen für den Frieden“ (mit Patrice, Dieter Hallervorden, Leslie Clio, Morgaine, JATA, Microphone Mafia, PILZ u.v.m.), eine Abendveranstaltung mit Ann Wright, Daniele Ganser und Eugen Drewermann (Anmeldung: info [at] ramstein-kampagne [dot] eu) und eine Menschenkette bis vor die Tore der Air Base Ramstein.

Beeindruckend auf der Aktionskonferenz war die hörbare und sichtbare Aufbruchstimmung, besonders bei der jungen Generation unter den Teilnehmenden. Vielfältige Ideen für das Programm der Aktionswoche wurden überzeugend vorgetragen, voller Schwung und Lust, aktiv mitzumachen und dabei zu sein.

Aus dem Schlussplädoyer: „Wir werden den Protest nach Berlin tragen! Zu den Entscheidern für die Drohnen. Wir werden die neue Regierung mit unserem Protest konfrontieren.“

 

Konkrete Infos: http://www.ramstein-kampagne.eu/2017/07/aktionswoche-programm/

Ausgabe

Rubrik

Initiativen