Reparations-Ausgleichs- Plan

von Gregor Witt

Rufe nach rascher und uneigennütziger Hilfe für die DDR verhallen in Bonn ungehört. Stattdessen werden Bedingungen aufgestellt, die Schritt um Schritt höher geschraubt werden. Ein vom Bremer Historiker Prof. Dr. Arno Peters vorgelegter Reparations-Ausgleichs-Plan erinnert an die Tatsache, daß die BRD tief in der Schuld der DDR steht!

Als Professor Peters Anfang der 60er Jahre erstmals dem Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen und dem DDR-Volkskammer-Präsidenten einen Reparations-Ausgleichs-Plan vorlegte, beugte er sich staatspolitischen Erwägungen der damaligen Regierung. Bundesminister Mende argumentierte: Wenn der Vorschlag verwirklicht werden würde, würde dies "zu einer Anerkennung des Regimes in der Sowjetischen Besatzungszone führen und damit die Wiedervereinigung Deutschlands weiter erschweren".

Ähnlich war es schon zuvor im Jahre 1960 dem Heidelberger Ökonom Max Schönwandt ergangen, der zusammen mit Ludwig Erhard die Zeitschrift "Wirtschaft und Währung" herausgab. Er hatte einen Reparationsausgleich zwischen BRD und DDR in Höhe von 74 Milliarden DM für angemessen gehalten. Sein Vorschlag wurde totgeschwiegen, er selbst fiel in Ungnade. So war vorauszusehen, daß auch Peters mit seinem Vorschlag scheitern mußte.

Heute, angesichts der Vereinigungs-Euphorien, kann für das offizielle Bonn die Mende-Argumentation kein Grund mehr zur Ablehnung des Reparationsausgleichs sein.

Die Argumente des Bremer Professors haben angesichts der arroganten und ignoranten Bonner Haltung umso mehr Gewicht:

Die DDR brachte 98 Prozent der an die Siegermächte geleisteten Reparationszahlungen in Höhe von 100 Milliarden Mark auf, da sich jede Siegermacht aus ihren Besatzungszonen bediente. Die Kriegsschäden in Sowjetunion betrugen mindestens 1700 Milliarden Mark, die von USA und Großbritannien machte weniger als 1 Prozent hiervon aus.

Spätestens nach Abschluß der Reparationen am 31.12.1953 hätte die BRD ihren Anteil davon übernehmen müssen. Stattdessen konzentrierte sie sich ganz auf den Wiederaufbau und auf das Schritthalten mit dem Wirtschaftswachstum der Siegermächte und überließ der DDR die Bezahlung der Kriegsschulden. So zahlte jeder Westdeutsche nach heutigem Wert 126,- Mark Reparationen, jeder Ostdeutsche 16.124,- Mark, also das 127fache.

Unter Berücksichtigung minimaler Inflationsraten errechnet Prof. Peters eine Schuld der BRD gegenüber der DDR in Höhe von 727.165.791.041,- DM für das Jahr 1989. Mit diesem Geld könnte die marode DDR-Wirtschaft rasch wiederbelebt werden, ohne daß eine Wirtschaftsunion als erzwungenes Zugeständnis erforderlich wäre.

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