Kapitalismus, Patriarchat und Militarismus

Sicherheit in Zeiten von Corona aus einem feministischen Blick

von Heidi Meinzolt
Schwerpunkt
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Müssen wir umdenken?- Na klar, wenn wir das nicht schon lange getan haben. Wir spüren es überdeutlich: Militärisch sind wir nicht zu schützen, auch nicht durch neue Grenzbarrieren, Gefängnisse und Abschiebezentren. Das Virus schlägt gerade da zu, wo Menschen zusammengepfercht leben, wo sie arm sind und in existentieller Not. (Sexuelle) Gewalt an Frauen und Kindern wächst in diesen Zeiten dramatisch an, Nothilfe versagt aus organisatorischen und finanziellen Gründen. Privatisierung und Profistreben haben die Gesundheitsvorsorge ausgedünnt und Produktionen ausgelagert. In Kriegsregionen verschärfen sich die Parameter für ein Leben „in Sicherheit“. (1)

Es gibt kein zurück zur „Normalität“ im Dreieck von Kapitalismus, Patriarchat und Militarismus. Die Friedensbewegung, die schon lange Konzepte für Abrüstung, Umschichtung von Geldern und alternative Sicherheitsstrukturen entwickelt hat, ist jetzt mehr denn je gefragt.
Die internationale Frauenliga verweist seit mehr als 100 Jahren auf die Ursachen von Krieg und Gewalt. Abrüstung und eine Stimme für Frauen an allen Verhandlungstischen sind zentrale Bestandteile. In 2020 zählt die Erinnerung an die Aktionsplattform von Peking genauso dazu, wie der Verweis auf die Nachhaltigkeitsziele und die UNO-Agenda Frauen-Frieden-Sicherheit.

Bei unserem feministischen Sicherheitsansatz geht es um alternative Machtkonzepte, um kooperative Sicherheitsregelungen und Perspektiven, die über Staatszentrismus und Militarisierung hinausgehen und das Individuum sowie die Frage nach der Identität in den Mittelpunkt stellen. In allen Krisengebieten der Welt arbeiten Frauenfriedensgruppen über nationale, ethnische und religiöse Grenzen hinweg zusammen. Sie sorgen für das Überleben, verstecken Deserteure oder beginnen mit Dialogen zur Verständigung und Versöhnung.

Gerade jetzt kommt menschliche Sicherheit auf den Prüfstand. Sie allein minimiert soziale Risiken, gewährleistet Gesundheitsvorsorge einschließlich sexueller und reproduktiver Rechte, schützt die Natur, Ressourcen und das Klima. Es geht um Gemeinwohl und Solidarität in der Nachbarschaft und global, um ein Umschichten der Mittel, weg vom Krieg hin zum Frieden. (2)

Anmerkungen
1 Mehr dazu auf: https://www.wilpf.de/covid-19-auswirkungen-auf-frieden-freiheit-und-gesc...
2 Move the money Kampagne von WILPF: www.peacewomen.org/wps-financing

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