Friedensbewegung in den USA

Solidarität und Unterstützung für AktivistInnen in den USA

von Eric BachmanDorie Wilsnack

AktivistInnen in den USA, die für Frieden und soziale Gerechtigkeit kämpfen, brauchen Unterstützung. Was könnt Ihr tun? Was brauchen wir in den USA? Darum soll es in dem folgenden Artikel gehen.

Während der jüngsten Welle von Protesten gegen die Trump-Regierung haben einige AktivistInnen sich davon inspirieren lassen, was Deutsche in einer früheren politischen Ära gelernt haben. Sie ließen sich von den bekannten Worten Martin Niemöllers leiten und schrieben Erklärungen oder trugen Schilder, auf denen stand: “Erst kamen sie, um die Moslems zu holen, und wir haben gesagt: DIESES MAL NICHT”.

Die Situation in den USA heute ist nicht dieselbe wie in den 1930-er Jahren in Europa. Aber AktivistInnen hier ist bewusst, dass die Gefahr politischer Apathie ziemlich dieselbe ist. Wir sehen uns einem Präsidenten gegenüber, der, unterstützt von einer bedeutsamen Zahl von AnhängerInnen, die Wahrheit gering achtet, die Militärausgaben erhöhen will, sich nicht die Bohne um Umweltprobleme schert und Hilfen für Arme und Geflüchtete reduzieren will.

Zum Glück hat das auch viele Menschen dazu gebracht, ihren Widerspruch und Widerstand auszudrücken. Regelmäßig finden Demonstrationen und Protestversammlungen statt und viele neue Organisationen sind gegründet worden. Diese Reaktion von Seiten der Basis hat viele neue Leute zu AktivistInnen gemacht und sie hat zu Bündnissen von Personen und Organisationen geführt, die an unterschiedlichen Themen arbeiten. Die Menschen spüren, dass eine Dringlichkeit in der Luft liegt, dass sie jetzt, nicht morgen, handeln müssen, und dass niemand die Probleme für sie lösen wird.

AmerikanerInnen, das gilt auch für AktivistInnen, sind stolz auf ihre Unabhängigkeit. Aber dies ist eine Zeit, in der Unterstützung von Menschen aus dem Ausland sehr wichtig ist. Die Frage ist: Wie kann solche Unterstützung am besten angeboten und ausgedrückt werden? Wir haben uns selbst diese Frage gestellt und richteten sie an AktivistInnen in verschiedenen Teilen der USA. Die Antworten können in drei Hauptkategorien unterteilt werden:

Die Verbindungen zwischen AktivistInnen stärken

Es ist wichtig, zu spüren, dass wir nicht alleine sind, dass wir Teil eines größeren Kampfes für Frieden und soziale Gerechtigkeit sind. Amerikanische AktivistInnen können sehr von der Vertiefung von Verbindungen mit AktivistInnen aus anderen Ländern profitieren. Wir ermutigen Euch, Euch mehr über die wachsende Graswurzelbewegung in den USA zu informieren. Identifiziert Gruppen, die gleiche Ziele wie Ihr verfolgen und sucht nach Wegen, zusammenzuarbeiten. Organisiert persönliche Besuche und Austausch oder längerfristigen Friedensdienst in US-Gemeinschaften, um Beziehungen aufzubauen und Informationen auszutauschen. Organisiert parallele Aktionen. Viele Leute hier waren durch die koordinierten Demonstrationen – in Unterstützung von Frauenrechten, Wissenschaft, Umweltgerechtigkeit – sehr ermutigt und inspiriert, die in aller Welt stattfanden.

Es ist auch wichtig, Wege zu finden, die Aktionen und Proteste der verwundbarsten US-Gemeinschaften zu unterstützen: Gegen rassistische Polizeiarbeit, Misshandlung von ImmigrantInnen, Missachtung der Armen und Umwelt-Ungerechtigkeit. Schaut, dass die deutschen Medien mehr darüber berichten, organisiert lokale parallele Aktionen und schickt Solidaritätserklärungen zu diesen Gemeinschaften (per Email, Video etc.). Während der Konfrontation zwischen den indigenen AmerikanerInnen in Nord Dakota und jenen, die die Dakota Pipeline bauen, kamen unparteiliche unbewaffnete zivile PeacekeeperInnen aus Brasilien und Kolumbien, die für Nonviolent Peaceforce arbeiten, um Gemeinschafts-SchützerInnen zu trainieren und die Situation zu beobachten (siehe: nonviolentpeaceforce.org). Es könnte andere gewaltträchtige Konfliktsituationen geben, wo diese Strategie geprüft werden könnte.

Es ist wichtig, dass Menschen in aller Welt sehen, was in den USA passiert und dass sie die USA zur Rechenschaft ziehen für die demokratischen Werte, für die sie stehen. Wir hoffen, dass deutsche AktivistInnen Wege finden, diesen Druck zu erhöhen. Gewerkschaften zum Beispiel haben den größten Teil ihrer Macht in den USA verloren und viele ArbeiterInnen sind extrem angreifbar. Können Regionen mit starker Gewerkschaftstradition mehr öffentliche Unterstützung für Gewerkschaften und Gruppen, die sich für ArbeiterInnenrechte in den USA einsetzen, geben?

Für Veränderung in Deutschland arbeiten
Aktionen in Deutschland und anderen europäischen Ländern, um den wachsenden Nationalismus zu stoppen, die Rechte von Geflüchteten zu schützen und den Einfluss des Militärs zu reduzieren, geben entscheidende Unterstützung für dieselben Kämpfe in den USA. Sorgt dafür, dass die Regierenden in Eurem Land weiter zu dem Pariser Abkommen über den Klimaschutz stehen und sich diplomatisch für die Beendigung von Konflikten einsetzen. Wenn Eure Regierungen zu Trumps verstärkter Unterstützung militärischer Lösungen schweigen, macht es Friedensarbeit hier schwerer. Ein von uns befragter Aktivist machte einen anderen herausfordernden Vorschlag: Erhöht den Druck von unten in Deutschland, die US-Basen dort zu schließen.

AmerikanerInnen wissen lassen, dass es Alternativen gibt
Wir haben die Aufgabe hier in den USA, der breiten Bevölkerung in den USA näherzubringen, dass solche Dinge wie allgemeine Gesundheitsversorgung und nachhaltige Energieproduktion in anderen Ländern tatsächlich funktionieren. Wir müssen den Kampagnen der Angst entgegentreten. Zum Beispiel organisierte Senator Bernie Sanders eine Vortragsreise für den dänischen Botschafter, um die Öffentlichkeit über das dänische Gesundheitssystem zu informieren. Wir sollten Basis-Versionen dieses Ansatzes schaffen! Viele Bereiche der US-Politik könnten verbessert werden, wenn die Öffentlichkeit mehr internationale Information hätte.

Welche Schritte möchtet Ihr unternehmen, um die neue Welle von Graswurzel-Widerstand in den USA zu unterstützen?

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Eric Bachman hat 36 Jahre in Europa mit vielen Friedensorganisationen als ein Trainer für Gewaltfreiheit gearbeitet, bevor er in die USA zurückkehrte. Hier setzt er seine Friedensarbeit fort und ist u.a. im Internationalen Trainingsfonds des A.J. Muste-Instituts, den War Resisters' International, der Vermont Action for Peace, in verschiedenen lokalen Gruppen und in einer Tauschring-Dachorganisation tätig.
Dorie Wilsnack ist Trainerin, Organizerin und Fundraiserin und hat für viele US-Friedensorganisationen gearbeitet. Sie betreibt das Radical Roots Genealogoy-Projekt, wo sie Menschen hilft, die sozialen und politischen Wurzeln ihrer Ahnen zu erkunden.