Spielend streiten lernen

von Barbara Schlüter

Die Werkstatt Friedenserziehung Bonn feierte 2007 ihr 25-jähriges Bestehen. Friedenserziehung ist ein zentraler Begriff in unserem Namen, dem wir all die Jahre treu geblieben sind. Wir haben immer wieder mal überlegt, den Namen zu ändern – aus der Familienbildungsstätte Werkstatt Friedenserziehung wurde das Familienzentrum Werkstatt Friedenserziehung, bevor die Diskussion um die Familienzentren begann; von der Friedenserziehung konnten wir uns nicht trennen, weil kein anderer Begriff so gut wiedergibt, was sowohl Hintergrund als auch Ziel unserer Arbeit ist.

Frieden fängt klein an
Ich sehe uns in vielerlei Hinsicht zwischen Kontinuität und Trendsetting: Wir haben schon im Sinne der Gewaltprävention gearbeitet, als dieser Begriff noch nicht so geläufig war  - die Begriffe Friedenserziehung und Gewaltprävention sind jedoch nicht deckungsgleich.[i]

„Frieden fängt klein an“ lautet unser Motto und das umschreibt zweierlei:

  • Einmal bedeutet es, dass wir im Alltag friedliches Zusammenleben fördern wollen, nicht in der großen Politik.
  • Frieden fängt klein an bedeutet auch, dass die Erziehung zum Frieden möglichst früh anfangen sollte – also schon im Kindergarten und in der Grundschule.

Es bedeutet allerdings nicht, dass nur mit den „Kleinen“ gearbeitet wird, sondern gerade auch die Arbeit mit den Erwachsenen, also hier den ErzieherInnen, LehrerInnen und Eltern, ist ein wichtiger Schwerpunkt.

In diesem Sinne verfolgen wir einen systemischen Ansatz.

Spielend streiten lernen in Kindergärten und Grundschulen
Das Programm „Spielend streiten lernen“ wurde im Jahr 2000 erstmals konzipiert und kontinuierlich weiterentwickelt. Ziel war und ist es, die Konfliktfähigkeit von Kindern spielerisch zu fördern.[ii] Es fördert die Sozialkompetenz von Kindern. Der Schwerpunkt liegt bei der Prävention – d.h. es handelt sich nicht um ein therapeutisches Programm.

Das Projekt ist umfassend konzipiert. Es besteht aus mehreren Bausteinen:

  • Ich-Stärke
  • Gefühle
  • Kommunikation
  • Konflikte

sind die Schwerpunkte. Die Arbeit mit den Kindern läuft spielerisch und vielfach über Körpererfahrung und Bewegung.

„Spielend streiten lernen“ kann sowohl in der Kindertagesstätte als auch in der Grundschule durchgeführt werden. Dementsprechend gibt es zwei verschiedene Materialienkoffer; in diesen sind altersentsprechende Bücher, Spiele, Spielanregungen, Handpuppen u.v.m..

In der Grundschule kann das Projekt im Klassenverband oder auch im Rahmen einer AG im Offenen Ganztag (OGS) durchgeführt werden. Für den Grundschulbereich gibt es ein ausführliches Manual mit 25 Einheiten, ein Kita-Manual wird z.Zt. erarbeitet.

Die Durchführung des Projektes sieht folgendermaßen aus:

  • Bestandsaufnahme in der Einrichtung (Kindergarten oder OGS). Abklären der Erwartungen und der Bedingungen.
  • Fortbildung mit dem Kindergarten-Team bzw. Kollegium. In der Grundschule hat sich eine gemeinsame Fortbildung  von Kollegium und OGS-Team als äußerst erfolgreich bewährt.
  • Eine Referentin führt einmal in der Woche über einen Zeitraum von ca. einem halben Jahr das Programm durch und wird von einem Teammitglied dabei begleitet. Dies gewährleistet die Nachhaltigkeit und ermöglicht eine Fortsetzung, auch wenn die eigentliche Projektarbeit durch die Werkstatt Friedenserziehung abgeschlossen ist.

Begleitende Elternarbeit in Form von Elternbriefen, Elternnachmittagen u./o. – abenden und der Möglichkeit der Elternberatung runden das Programm ab.

Unser Ziel ist es, denjenigen, die tagtäglich mit den Konflikten der Kinder konfrontiert werden, Anregungen an die Hand zu geben, um den gewaltfreien Umgang mit Konflikten zu erleichtern. Dazu wurde ein Manual erstellt, das in 25 Einheiten ausführlich die Spiele, Methoden und den Ablauf des Trainings darstellt. Es kann gegen eine Schutzgebühr von 10.-€ bei uns angefordert werden.

Die Rückmeldungen aus der Praxis sind fast ausschließlich positiv und haben uns ermutigt, eine externe Evaluation vornehmen zu lassen. Sie wird Ende dieses Jahres abgeschlossen.

Allein in der Zeit von Sommer 2007 bis jetzt hat „Spielend streiten lernen „in acht Kindertagesstätten und acht Grundschulen stattgefunden. 230 Erwachsene (Erzieher/innen, Lehrer/innen und Eltern) wurden informiert und fortgebildet und insgesamt 265 Kinder lernten spielend streiten.

 

Anmerkungen
[i] Zur ausführlichen Begriffsdefinition s. „Kindern den Frieden erklären“ von Monika Rosenbaum und Barbara Schlüter, Ökotopia-Verlag 2005 mit einem Vorwort von Franz Nuscheler

[ii] Das Projekt wird gefördert wird vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration und zeitweise vom Jugendamt Bonn sowie der Stiftung Jugendhilfe, Bonn. Die Förderungen laufen dieses Jahr aus und für eine Weiterfinanzierung sind Spenden und Sponsoren willkommen!

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Schwerpunkt
Barbara Schlüter, Jahrgang 1954, Lehrerin und Dipl.-Pädagogin, systemische Beraterin, Buchautorin (Email: schlueter.barbara@werkstatt-friedenserziehung.de). Mehr Informationen über die Arbeit der Werkstatt unter: www. werkstatt-friedenserziehung.de