Stoppt die Atomtests: Tausende von Festnahmen in Nevada!

von Uwe Painke

In den USA hat die Friedensbewegung eine lange Tradition des zivilen Ungehorsams. In diesem März fanden die bisher größten Aktionen gegen Atomtests in der Wüste Nevadas statt. Wir haben Uwe Painke, Friedensaktivist in der Kampagne Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung, um einen Artikel aus eigener Anschauung und Mittäterschaft gebeten.

Mitten in der Wüste von Nevada hatte "American Peace Test" - eine Organisation, die mit zivilem Ungehorsam gegen Atomtests kämpft - zur Aktion gerufen. Und die Aktion vom 11. - 20. März sollte nicht irgendeine gewaltfreie Aktion werden: Es sollte - gerechnet an der Zahl der Festnahmen - die größte Aktion zivilen Ungehorsams gegen Atomwaffen werden, die Amerika bis dahin je gesehen hatte.
Ein gewagtes. Unterfangen: Die meisten der erhofften Aktionsteilnehmer/innen hatten Anreisestrecken von weit über 1000 km, manche sogar eine 3 - 4 tägige Anfahrt über 5000 km zu bewältigen.

Ich selbst kam von noch weiter her; quer über den Atlantik nach Nevada ... Was sich jedoch während dieser 10 Tage am Atomgelände abspielte, war nicht minder eindrucksvoll als die Anfahrtswege der Beteiligten. Gleich am ersten Aktionstag "hagelte" es 1200 Festnahmen. Polizei - von überall her zusammengezogen - wußte sich nicht mehr anders zu helfen als uns alle (in Handschellen gefesselt) hunderte von Kilometern in die Wüste zu fahren und uns dort ohne Anklageerhebung aus den Bussen zu werfen. Als Reaktion auf diesen "Rückzieher" der Offiziellen drangen tagelang kleine Gruppen von allen Seiten ins Testgebiet ein, um die Vorbereitung des nächsten Tests nachhaltig zu stören. Weitere 1000 Festnahmen wurden dabei gezählt- und was für welche: An einem Tag drangen zwanzig Franziskaner (in ihren Kutten) ins Atomtestgelände ein, am nächsten Tag eine große Zahl von Kriegsveteranen: Ein Kriegsdienstverweigerer des 1. Weltkriegs beging seinen 90. Geburtstag mit einer Festnahme. Und schließlich eine Gruppe von Shoshone - Indianern, denen das Land laut einem gültigen Vertrag mit der Regierung eigentlich bis heute gehört, da sie nie enteignet wurden: Der Häuptling kündigte vor vielen Journalisten an, daß die Shoshonen jetzt ihren rechtmäßigen Besitz betreten würden - und wurde dann vor surrenden Kameras von der Polizei in Handschellen gelegt und abgeführt. American Peace Test plant schon für Muttertag die nächste Aktion mit tausenden von Teilnehmerinnen, um den politischen Druckgegen die Atomtests im US-Wahljahr ständig weiter zu steigern.

Eine deutsche Friedenstest - Kampagne?
Die nicht endende Flut neuer Atomwaffen in die Bundesrepublik müßte bei einem Ende der Tests bald abebben. Deshalb wollen wir damit beginnen, auf die Atomtests am anderen Ende der Welt, die in unserem Teil der Welt das atomare Wettrüsten immer weiter anheizen, mit-Friedenstest zu reagieren: Aktionen gegen Atomwaffenlager und Botschaften der Atommächte. Der erste Schritt dazu: Ab Juli wird eine der Organisatorinnen der Aktionen in Nevada mit vielen Dias bei uns auf Tour gehen, um die faszinierenden Aktionen und zugleich den Gedanken einer solchen Friedenstestkampagne in der Bundesrepublik vorzustellen.

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Uwe Painke ist Mitarbeiter der GAAA (http://www.gaaa.org/).