Die Kooperation für den Frieden zwischen der Freude am kreativen Schwung und der immer neuen Entdeckung der Langsamkeit

Streben nach dem Synergieeffekt

von Susanne Grabenhorst

Krieg und Gewalt bilden einen Teufelskreis mit den anderen Bedrohungen, unter denen Menschen leiden: Globale Ungerechtigkeit, Armut, Umweltzerstörung und Verschwendung von Rohstoffen. Wir (... wollen mithelfen), diesen Teufelskreis zu durchbrechen. So heißt es in der Gründungserklärung der Kooperation für den Frieden (http://www.koop-frieden.de/kooperation/grundsatzerklaerung.htm
l).

In den letzten fünf Jahren hat sich der Zusammenschluss zu einem wichtigen Focus innerhalb der Friedensbewegung entwickelt. Susanne Grabenhorst betont in ihrem Bericht auch die dafür nötigen intensiven und manchmal mühsamen Kommunikationsprozesse (Red.)

Im Gründungsjahr 2003 habe ich die Kooperation für den Frieden kennengelernt. Das Konzept und die Arbeitsweise wirkten auf mich überzeugend und ansprechend, sodass ich begann, kontinuierlich mitzuarbeiten.

Seit 2004 bin ich eine der SprecherInnen. Im Oktober 2007 habe ich für eine vierte Amtszeit kandidiert, was zeigt, dass mir die Arbeit überwiegend Spaß macht.

Ich schätze unter anderem die Kreativität, die sich äußert in vielen guten Ideen, was die Kooperation sagen, schreiben und tun kann. Was wir dann tatsächlich umsetzen, ist ein Teil aus diesem Angebot von Handlungsoptionen.

Die inhaltlichen Diskussionen finde ich bereichernd. Sie werden angestoßen durch die Formulierung von Aufruftexten oder von Pressemitteilungen oder mit der Frage nach der Unterstützung von Demonstrationen oder Konferenzen.

Die Diskussionen dienen der Verständigung untereinander, wobei die Herausbildung gemeinsamer Positionen ebenso wichtig ist wie das Kennenlernen der Differenzen.

Ein solcher, intensiver Austausch ging der Veröffentlichung der Friedenspolitischen Richtlinien 2004 voraus. Sie waren eine Antwort auf die Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundesregierung und sind auch heute noch, vier Jahre später, eine lesenswerte Diskussionsgrundlage. (Diese und andere Veröffentlichungen der Kooperation können online bestellt werden: http://www.friedenskooperative.de/cgi-bin/bestell.pl unter der Rubrik Kooperation für den Frieden bzw. der Rubrik Monitoring-Projekt)

Die Langsamkeit der Diskussionsprozesse und das manchmal fehlende sichtbare Ergebnis sind die andere Seite der Vielfältigkeit.

Auswege aus den militärischen Sackgassen
Besonderes Anliegen der Kooperation für den Frieden ist es, neben der Analyse und der Kritik am Krieg auch Vorschläge zur Zivilen Konfliktbearbeitung (ZKB) zu formulieren. Sie sollen das Ringen um positive Alternativen und aktive Friedensgestaltung unterstützen und öffentlich machen.

Wesentlich ist dabei, dass ZKB nicht als "soft power" der Durchsetzung von Vorherrschaft dienen soll, also keinesfalls in das Instrumentarium militärischer und wirtschaftlicher Maßnahmen eingeordnet werden darf.

Seit 2005 gibt es unter der Federführung von Andreas Buro das so genannte Monitoring-Projekt, das zivile Konfliktlösungsmöglichkeiten vorstellt und anmahnt (von Monitum = Mahnung). Es wurden bisher drei Dossiers fertig gestellt (Iran, Türkei-Kurdistan, Israel-Palästina), das vierte zum Thema Afghanistan ist in Vorbereitung.

Mit den Dossiers soll das öffentliche Bewusstsein beeinflusst werden und damit auch Einfluss auf politische Entscheidungen genommen werden.

Struktur der Kooperation für den Frieden
Sie ist ein Bündnis von zur Zeit 45 Friedensinitiaven und -organisationen. Teilweise sind sie lokal und teilweise bundesweit organisiert. Friedensgruppen, die die Grundsatzerklärung unterzeichnen, werden Mitglieder (http://www.koop-frieden.de/kooperation/mitwirkende.html).

Während der jährlichen Mitgliederversammlung wird der sogenannte Kooperationsrat gebildet. Zurzeit sind darin 17 Gruppen durch ein bis zwei Delegierte vertreten.

Der Kooperationsrat ist das zentrale Entscheidungsgremium, das seine Beschlüsse im Konsens fasst.

Die Mitgliederversammlung wählt außerdem drei bis vier SprecherInnen, die die Arbeit der Kooperation koordinieren und nach innen und außen vertreten.

Jährlich veranstaltet die Kooperation für den Frieden eine Strategiekonferenz. Damit ist die Hoffnung verbunden, die verschiedenen Aktivitäten der Gruppen strategisch zueinander in Beziehung zu setzen und sich auf gemeinsame Handlungsmöglichkeiten zu verständigen.

Als eines der Netzwerke innerhalb der Friedensbewegung bemüht sich die Kooperation für den Frieden um Synergieeffekte. Dabei geht es sowohl um das interne Zusammenspiel als auch um die Zusammenarbeit über die Kooperation hinaus mit anderen Gruppierungen. Ein Beispiel dafür sind die bundesweiten Aktivitäten der Friedensbewegung zum Thema Afghanistan, an denen sich die Kooperation beteiligt.

Prima Klima
Wichtig ist mir persönlich in der politischen Arbeit die Ziel-Mittel-Relation.

Gegenüber den Zielen der Friedensbewegung dürfen die Mittel, die sie benutzt, nicht in den Hintergrund geraten. Die Art, wie wir zusammenarbeiten, wie wir Meinungsunterschiede austragen, wie wir die Vorzüge und Schwächen der AkteurInnen nutzen oder auch aushalten, ist bedeutsam für die Überzeugungskraft unserer Argumente.

Die Einbeziehung von möglichst Vielen in Entscheidungsprozesse und Aktivitäten trägt dazu bei, Transparenz und Partizipation zu erreichen. Das Konsensprinzip ist Richtschnur bei allen Entscheidungsprozessen.

Aus meiner Sicht ist es bisher gelungen, den demokratischen Anspruch, der bei der Gründung erhoben wurde, einzulösen und außerdem ein weitgehend konstruktives Arbeitsklima zu schaffen.

Ein wesentlicher Erfolg von Bündnisarbeit ist ja das Vermeiden unfruchtbarer Auseinandersetzungen. Dies ist ein Erfolg, der unsichtbar bleibt, aber nichtsdestotrotz sehr bedeutsam ist.

Die nächsten fünf Jahre
Aktuelle Projekte der Kooperation sind die Beteiligung an der Vorbereitung des Internationalen Afghanistan-Kongresses (Hinweis) im Juni und das Monitoring-Dossier zu Afghanistan.

Weiterentwickeln möchten wir u.a. die Zusammenarbeit mit der Friedensbewegung in anderen Ländern und mit Gruppen aus anderen sozialen Bewegungen. Es gibt thematisch und auf der Handlungsebene schon jetzt viele Berührungspunkte mit der Umweltbewegung, gewaltfreien Aktionsgruppen, der Eine-Welt-Bewegung, den Gewerkschaften, globalisierungskritischen Gruppen usw.

In den ersten fünf Jahren des Bestehens hat sich die Kooperation in der Spannung zwischen Vernetzung und Themenarbeit gut entwickelt und konsolidiert. Ich bin gespannt, wie ihre Entwicklung in den kommenden Jahren verlaufen und wie ihr Beitrag für eine Welt ohne Krieg aussehen wird.

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Susanne Grabenhorst ist Ärztin für Psychosomatische Medizin und Vorsitzende der deutschen Sektion der Internationalen ÄrztInnen für die Verhütung des Atomkriegs, ÄrztInnen in sozialer Verantwortung (IPPNW).