Abschied von Kofi Annan

UNO-Generalsekretär, Friedensnobelpreisträger und Vermittler zwischen den Fronten

von Bernhard Trautvetter
Hintergrund
Hintergrund

Kofi Annans Tod ist für die Kräfte des Friedens schmerzlich.

Kofi Annan war von 1997 bis 2006 UNO-Generalsekretär.  Zuvor war er zuständig für 16 UN-Missionen als Untergeneralsekretär für Friedenssicherung; beim Völkermord in Ruanda hatten die Blauhelmsoldaten in seinem Zuständigkeitsbereich das Friedensabkommen nicht konsequent genug überwacht. Zu spät erbat er ¬ und dann auch noch erfolglos ¬ vom Weltsicherheitsrat die Entsendung  von mehr Blauhelmsoldaten. 1998 entschuldigte er sich bei einem Ruanda-Besuch, dass die UN-Mission 1994 das Blutbad nicht verhindert hatte. Seine erste Wahl zum UN-Generalsekretär war davon überschattet, dass die USA eine zweite Amtsperiode seines Vorgängers Boutros Boutros-Ghali mit der Androhung eines Vetos verhindert hatten. Er war ihnen zu kritisch gegenüber ihrer gewaltsamen Interventionspolitik geworden.

Kofi Annan befreite sich immer klarer vom Schatten dieser Machenschaften und fand selbst zu einer kritischen Haltung gegenüber der Eskalations- und Kriegspolitik der USA. 1999 reiste er nach einem von Washington provozierten Rauswurf von UN-Waffenkontrolleuren nach Bagdad. Andreas Zumach berichtet über diese Initiative Kofi Annans: “Zwar erbrachten diese Gespräche damals kein konkretes Ergebnis. Sie verhinderten aber – zumindest in der Wahrnehmung vieler UNO-Staaten –, dass die USA schon damals in den Krieg gegen Irak zogen.“ (infosperber.ch 18.08.2018)

2001 bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises für ihn und für die UNO forderte er die Weltgemeinschaft auf, gegen Armut, Krieg und Krankheiten zusammenzuarbeiten. Er führte aus, dass Menschlichkeit unteilbar ist, und betonte unter Bezug auf die Bibel, den Koran und auf Konfuzius, dass  alle Weltreligionen „den Wert der Toleranz anerkennen“.

Im Jahr 2000 hatten die Vereinten Nationen ihre “Millenniumserklärung“ verabschiedet. Die Anliegen betrafen Frieden, Abrüstung, Entwicklung und Armutsbekämpfung, Bildung, Sicherheit, Umweltschutz sowie Demokratie und Menschenrechte.
Den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA  und ihrer “Koalition der Willigen“ 2003 bezeichnete er  als illegal und als Katastrophe für das irakische Volk und die gesamte Region. Wie Recht er damit hatte, kann man an vielen Entwicklungen in der Region zwischen dem Golf und dem nördlichen Afrika sehen. Dass die UNO diesen Krieg nicht verhindert hat, bezeichnete er als “die schwerste Stunde“ seiner Amtszeit.

Er versuchte, auch, im Syrienkrieg zu vermitteln, vermisste dabei aber die gebotene Unterstützung aller in den internationalen Stellvertreterkrieg verwickelten Seiten. Die „Welt“ berichtete dazu am 8.7.2012,  die “internationale Gemeinschaft habe es versäumt, eine politische Lösung für die eskalierende Gewalt in Syrien zu finden. Statt sich auf das Problem zu fokussieren, hätte man sich zu sehr mit Russland und Kritik an seiner Position beschäftigt.“

Im Dezember 2012 traf Annan Bundesaußenminister Westerwelle in Berlin in der Hoffnung, mit deutscher Unterstützung einem Kompromiss aller Seiten näher zu kommen. Diese Begegnung wurde in den Medien nicht berichtet.
Aufgrund seiner kritischen Haltung versuchten die USA, ihn zu diskreditieren, indem sie versuchten, ihn in Prozesse gegen seinen Sohn mit hinein zu ziehen.

Sein Wirken und seine Person haben deutlich gemacht, wie sehr sich im Kern die kollektiven Interessen aller Völker mit denen jedes einzelnen Staates überschneiden.

Er hat trotz seiner Rückschläge nie aufgegeben. Damit hat er sich auch uns als ermutigendes Vorbild gezeigt.

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Bernhard Trautvetter, Mitglied im Essener Friedensforum und Gründungsmitglied von Schule ohne Bundeswehr NRW, friedenspädagogisch und -politisch auch in der GEW NRW aktiv, Lehrer an einem Berufskolleg im Ruhrgebiet, Beiträge zu unterschiedlichen Themen u.a. in Zeitschriften wie neue deutsche schule, Friedensforum; eigene Website: www.fotolyrikart.eu.