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17. Strategiekonferenz der Kooperation für den Frieden in Bremen
Unsere Sicherheit geht nur gemeinsam – in einer multipolaren Welt
vonMit der Strategiekonferenz der „Kooperation für den Frieden“ in der Vereinigten Evangelischen Gemeinde Bremen-Neustadt fand am 28./29. April mit 180 Teilnehmer*innen die vierte größere Friedens-Veranstaltung in diesem Jahr in der Hansestadt statt, die über die Stadtgrenzen hinaus beachtet wurde: Nach dem ersten Treffen in den westlichen Bundesländern der „Handwerker für den Frieden“, der Nordkonferenz von Friedensgruppen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen sowie dem Ostermarsch, der mit rund 2000 Teilnehmer*innen zu den größeren zählte. Zum zweiten Mal wurde nach 2009 das jährliche Treffen in Bremen durchgeführt. Auch eine Auszeichnung für das Bremer Friedensforum, das jede Woche donnerstags in der Innenstadt mit einer Mahnwache für Frieden und Abrüstung wirbt und sich täglich auf Facebook, Twitter und Instagram in der virtuellen (kriegerischen) Welt tummelt.
Als Rednerin begrüßten die Veranstalter*innen u.a. Birgit Mahnkopf, Professorin für Europäische Gesellschaftspolitik, Berlin, zum Thema „Zwei Menschheitsforderungen – Kima und Krieg“. Der ehemalige Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn, Vizepräsident der Kampagne für nukleare Abrüstung, charakterisierte – online zugeschaltet aus London – die Konfrontation von USA/NATO auf der einen und Russland/China auf der anderen Seite als „New Cold War“. Jürgen Kurz, Manager und Abteilungsleiter für einen deutschen Mittelständler in China, beleuchtete – online zugeschaltet aus Shanghai – die aktuelle Rolle der Volksrepublik in der internationalen Politik.
Joseph Gerson, Präsident der "Campaign for Peace", referierte – online zugeschaltet aus Boston/USA – zu „Verhandlungen und gemeinsame Sicherheit für die Ukraine“ und erinnerte an die Charta von Paris und die OSZE-Vereinbarung von 1999, dass die Sicherheit von Staaten nicht auf Kosten der Sicherheit anderer Staaten verwirklicht werden dürfe. Dieses Prinzip sei durch die NATO-Osterweiterung verletzt worden. Die Kontaktlinie zwischen Russland und der NATO habe sich seit dem Kalten Krieg nach Osten verschoben. Die Ukraine solle längerfristig auf NATO-Standard gebracht werden. Durch Finnlands Beitritt sei die NATO 63 Meilen von St. Petersburg entfernt. Gerson warnte vor möglichen Eskalationsstufen im Ukraine-Krieg, die die nukleare Komponente einschließen könnten. Die US-Friedensbewegung will den Druck auf US-Präsident Biden für Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen erhöhen. Der Krieg verschlinge Milliarden, die für dringende gesellschaftliche Veränderungen benötigt würden. Joseph Gersons Vorschläge für „Gemeinsame Sicherheit“ lauteten: Konferenz der OSZE in 2025, Austausch von Studierenden, Zivilgesellschaft, Verhandlungen über atomwaffenfreie Zonen und No-First-Use-Doktrinen.
In fünf Arbeitsgruppen wurde über Analyse und Strategie diskutiert und gestritten. Am kontroversen Schlussplenum („Mut zum Engagement") nahmen unter der Moderation von Claudia Hartwich (Bremer Friedensforum) teil: Pfarrerin Susanne Büttner (Dekanin und Initiative Christ*innen sagen Nein zu Waffenlieferungen und Aufrüstung, Schwäbisch-Gmünd), Christoph Butterwegge (Professor für Politik, Köln, Mitbegründer Bremer Friedensforum), Reiner Braun (International Peace Bureau und Kooperation für den Frieden, Berlin), Anton Merlik Geburek (fridays for future, Mannheim) und Joachim Schuster (MdEP SPD, Bremen, ehemaliger Sprecher Bremer Friedensforum).
Zum Abschluss des ersten Konferenztages begeisterte das Playbacktheater, ein Improvisationstheater mit Schauspielerinnen aus Russland, der Ukraine und Deutschland, für Frieden und Völkerverständigung. Unter dem Motto: „Frieden ist kein Bahnhof, in dem man aussteigt. Frieden ist ein Zug, in den man einsteigt“ beteiligten sich die Zuschauer*innen an der anregenden und lebhaften Performance. Sie konnten ihre Erlebnisse, Empfindungen, Ängste und Hoffnungen gegenüber der Moderatorin äußern, und die Darstellerinnen des Playbacktheaters drückten das Gesagte durch Mimik und ausdrucksvolle Bewegungen aus, die teilweise ins Tanzartige gingen, mit Gitarre musikalisch einfühlsam und verstärkend begleitet. Ein Dank gilt an die Bertha-von Suttner-Stiftung und das Bremer Friedensforum für die finanzielle Unterstützung.
Die nachlesenswerten Redemanuskripte von Birgit Mahnkopf, Joseph Gerson, Jeremy Corbyn sowie die Einführungen in die Arbeitsgruppen von Andreas Grünwald (Herausforderungen für die Friedensbewegung) und Bernhard Trautvetter (Klima und Frieden) sind auf https://www.bremerfriedensforum.de/1537/aktuelles/Unsere-Sicherheit-geht... eingepflegt. Auf der gleichen Seite abrufbar ist ein informativer Videozusammenschnitt von Marlies und Sönke Hundt (Weltnetz TV). Wer nicht auf der Konferenz in Präsenz oder online dabei war, erhält hier einen guten Eindruck über Ablauf und Atmosphäre.
Weitere Informationen auch auf: http://www.koop-frieden.de/strategiekonferenz-der-kooperation-fuer-den-f...