Uranwaffen, die trojanischen Pferde der Atomkriege!

von Marion KüpkerRenate Domnick

Der Einsatz von Uranwaffen hat weltweit bereits unzählige Opfer gefordert und ihre Zahl wird weiterhin ansteigen - schon aufgrund der genetischen Schäden, die sie verursachen und weil in den Kriegsgebieten Böden und Grundwasser verseucht sind. Ausser den Soldaten sind auch die Arbeiter und Anwohner zahlreicher Produktionsstätten und Testgebiete betroffen, wie z.B. in Okinawa/Japan, in Sizilien/Italien, in Vieques/Puerto Rico, aber auch in den USA selbst.

Über die Folgen in den Kriegsgebieten erfahren wir nur wenig. Doch aus dem Irak gibt es schreckliche Bilder deformierter Babies aus dem 1. Golfkrieg. In Afghanistan sind unzählige Opfer an den typischen Symptomen gestorben, wie sie durch radioaktive Strahlung bekannt sind. Dazu gehören Nierenversagen, innere Blutungen, Atemwegs- und Lungenerkrankungen und schliesslich Krebs.

Trotz weltweiter Proteste geht die Aufrüstung und Weiterentwicklung von Waffensystemen mit abgereichertem Uran (depleted Uranium, DU) weiter. Dabei werden die Grenzen zwischen konventionellen und atomaren Waffen verwischt, wenn nicht unkenntlich.

Schon der Begriff "abgereichertes" Uran ist irreführend, denn er wird der Tatsache nicht gerecht, dass das Uranisotop U 238 eine Halbwertzeit von 4,5 Milliarden Jahren hat. Ausserdem enthalten diese Waffen neben Uran oft auch Plutonium. Partikel die einmal in den Körper gelangt sind, strahlen unaufhörlich. Die Auswirkungen für die kommenden Generationen sind unabsehbar.

Ramsey Clark, früherer Generalstaatsanwalt der U.S.A. schreibt dazu: "DU-Waffen sind keine konventionellen Waffen. Sie sind hoch toxisch und radioaktiv. Alle internationalen Gesetze über Kriegsführung versuchen die Gewalt in Schlachten zu begrenzen und den Gebrauch von besonders grausamen und ungezielt eingesetzten Waffen zu unterbinden. Durch ihre Langzeitwirkung und ihre nicht absehbaren gesundheitlichen Auswirkungen verletzen DU Waffen internationale Konventionen. Sie bedrohen nicht nur die heutige Zivilbevölkerung, sondern auch die kommenden Generationen."

Aufgrund öffentlichen Drucks musste das US-Militär die Verwendung riesiger Mengen von Uran in seinem Waffenarsenal zugeben. Zum ersten Mal kamen 1991 im Südirak 320 Tonnen DU zum Einsatz, danach weitere 3 Tonnen in Bosnien und 10 Tonnen in Serbien und im Kosovo. Unabhängige Forscher gehen davon aus, dass während der Bombardierung Afghanistans rund 1.000 t Uran zum Einsatz kamen und mindestens die gleiche Menge im jüngsten Irak-Krieg.

Experten aller verbündeten NATO Länder beobachten unter den Soldaten ein Ansteigen des sogenannten Golf- und Balkan Kriegssyndroms. Viele Wissenschaftler nehmen an, dass der DU- Einsatz von 1991 für die medizinischen Probleme von über 260.000 als erkrankt registrierten Soldaten verantwortlich ist. Das ist ein Drittel aller Truppen, die an diesem Krieg teilgenommen haben - ein bedrohliches Szenario für künftige Kriege.

Obwohl es keine Internationale Konvention gibt, die sich speziell auf Uranwaffen bezieht, gehören sie faktisch und per Definition zu den verbotenen Massenvernichtungswaffen. Die Artikel 35 und 56 der Genfer Konvention verbieten Waffen, die so katastrophale Auswirkungen für die Zivilbevölkerung haben. Regierungen, die sie dennoch einsetzen, verstossen daher gegen etabliertes internationales Recht.

Ein wesentliches Manko für die Friedensbewegung und alle, die dafür kämpfen das Verbot dieser Waffen durchzusetzen, ist die Tatsache, dass es über ihre Auswirkungen zu wenig harte Daten gibt. Übergreifende Forschung wird nicht öffentlich finanziert, denn der Nachweis ihrer gesundheitlichen Auswirkungen steht den Interessen der Kriegsmächte entgegen. Leider genügt es nicht zu wissen, was für Schäden von radioaktiver Strahlung ausgehen, dass ganze Landstriche durch sie verseucht sind und dass in den mit DU bombardierten und beschossenen Ländern grosse Teile der Zivilbevölkerung erkrankt oder bereits gestorben sind. Umfassende epidemiologische Studien sind teuer und können von keinem unabhängigen Institut, keiner Organisation allein getragen werden.

Ziel dieser Internationalen Konferenz über Uranwaffen
Sie soll den Austausch unabhängiger Wissenschaftler über ihre bisherigen Forschungsergebnisse ermöglichen und sie mit der Friedens- und Anti-Atombewegung, mit den Kriegsveteranen und den zivilen Betroffen zusammenbringen, um die bisherigen Informationen miteinander zu teilen. Es gilt festzustellen, ob es noch einer weiteren internaionalen Studie bedarf, um die gesundheitlichen Folgen dieser Waffen zu erhärten. Denn da einige Regierungen auch weiterhin die Anwendung von Uran in ihren zukünftigen Waffen planen, sind sie bestrebt, deren Auswirkungen herunter zu spielen und zu verharmlosen. Insbesondere die USA scheuen ich nicht, die Erstellung von Daten und die Forschung insgesamt massiv zu behindern.

Auch die WHO ist nicht unabhängig. Sie ist an die IAEA (Internationale Atomenergie-Behörde) und damit an die die Interessen der Atomlobby gebunden und kann Forschungsergebnisse nur im Konsens mit der IAEA veröffentlichen. Daher können ihre Studien über die Auswirkungen von Uranwaffen nicht als zuverlässig betrachtet werden. Im Gegenteil, die Bewegung muss Aussagen der WHO anhand eigener Erkenntnisse überprüfen und öffentlicher Kritik unterziehen.

Besonderes Augenmerk muss dabei dem Irak gelten, ehe die Daten dort durch die Besatzungsmacht vereinnahmt werden.

Die Frage, ob die notwendigen Forschungsergebnisse eines Tages vorgelegt werden können, hängt von der internationalen Bewegung und einer engagierten Zivilbevölkerung ab. Sie muss "eine Forschung von unten" in die Wege leiten - gemeinsam mit den engagierten Wissenschaftlern, die bereits eindrucksvolle Ergebnisse vorlegen können.

Die Konferenz findet großen Anklang in der internationalen Bewegung gegen Atom- und Uranwaffen. Es sind vor allem die Kriegsverteranen und zivilen Betroffenen, die eine solche Konferenz für dringend notwendig halten.

25 Japaner haben bereits ihre Teilnahme angekündigt, außerdem Gruppen aus England, Spanien, Australien, Kanada und USA, sowie Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern (s.u.).

Internet Live Übertragung der Konferenz
Es ist eine Live-Übertragung der Konferenz im Internet und eventuell auch über IndyMedia, geplant. So können zeitgleich an vielen Orten weltweit Übertragungsveranstaltungen organisiert werden.

Zudem wird es die Möglichkeit für Fragen oder Kommentare im live-chat geben. Mehr Informationen hierzu, auch zum Herunterladen und installieren der geeigneten Software, sind auf unserer Webseite zu finden: www.uraniumweaponsconference.de. Dort sind auch ausführliche Hintergrundinformationen zum Thema Uranwaffen zu finden, sowie zum Ablauf der Konferenz, Links zu verwandten websites und das Anmeldeformular.

Nur WIR können diese Konferenz möglich machen!
So wie die Internet Live-Übertragung haben wir viele Angebote, die uns finanziell entlasten, dennoch müssen wir weiterhin um die Finanzierung der Konferenz kämpfen, da wir kaum Unterstützung von öffentlichen Geldgebern erhalten.

Was Ihr tun könntet:

Wir suchen gemeinsam mit Kooperationspartnern in Ländern, aus denen sich Teilnehmer gemeldet haben, Organisationen und Individuen, die als UnterstützerInnen der Konferenz 100 Euro/$ überweisen. Ihre Namen sowie die Webseiten von NGOs veröffentlichen wir auf unserer Konferenzwebseite. Die GAAA hat sich zum Ziel gesetzt 100 Unterstützer für die BRD zu werben!
 

 
    - Veranstaltungsort: Hörsaal Erziehungswissenschaften, Von-Melle-Park 8
 
 
    - Veranstalter: GAAA (Gewaltfreie Aktion Atomwaffen abschaffen)
 
 
    - Spendenkonto: Förderverein Frieden, Konto Nr.: 563131004, Volksbank Stuttgart, BLZ 600 901 00, (Spenden sind steuerabzugsfähig), Wichtig: Stichwort GAAA- Uranwaffenkonferenz
 
 
    - Kontakt: Marion Küpker email: Marion [at] motherearth [dot] org, Tel.: 040/4307332

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Marion Küpker ist internationale Koordinatorin der DFG-VK gegen Atomwaffen.
Renate Domnick ist Menschenrechtsaktivistin und arbeitet zu Themen wie indigene Völker und Umweltzerstörung.