US-Verweigerer in US-Kaserne in Mannheim inhaftiert

von Connection
Initiativen
Initiativen

Der 34-jährige Kriegsdienstverweigerer Agustin Aguayo wurde am 3. Oktober vom US-Militär auf Verlangen seiner in Schweinfurt stationierten US-Einheit nach Deutschland zurückgebracht und in das Militärgefängnis in der Coleman-Kaserne in Mannheim inhaftiert. In Deutschland sind 67.000 US-Soldatinnen stationiert.

Am 2. September, als Agustin Aguayo erneut ins Kriegsgebiet in den Irak verlegt werden sollte, hatte er sich entschlossen. sich vorübergehend von seiner Einheit in Schweinfurt zu entfernen. Sein vor über zwei Jahren gestellter Antrag auf Kriegsdienstverweigerung war von der Armee abgelehnt worden. Eine Klage gegen die Entscheidung der Armee ist noch vor einem zivilen Bundesgericht in Washington anhängig.

Am 26. September erklärte Agustin Aguayo, zwischenzeitlich von sich aus in die USA zurückgekehrt, auf einer Pressekonferenz in Los Angeles, dass er weiter für seine Entlassung als Kriegsdienstverweigerer kämpfen werde. Im Anschluss stellte er sich in Fort Irwin, Kalifornien, der Ar¬mee. Dabei wurde er von seiner in Kalifornien lebenden Familie begleitet wie auch von zahlreichen Unterstützern.

Obwohl die Familie von Aguayo hoffte, ihn in Fort Irwin besuchen zu können, untersagten die Militärbehörden jeden Kontakt. Seine Einheit, die 1.Infanteriedivision in Schweinfurt, entschied zudem, ihn zur Strafverfolgung nach Deutschland zurückzubringen. Er muss mit einer Anklage wegen Versäumen der Verlegung der Einheit (missing movement) und Unerlaubter Abwesenheit (AWOL) rechnen.

Helga Aguayo beklagte entschieden, dass ihr jeder Kontakt untersagt wurde und erklärte: ,,Er ist ein Kriegsdienstverweigerer, aber die Armee zwang ihn dazu, Widerstand zu leisten."

Connection e. V., das Military Counseling Network, American Voices Abroad Military Project fordern gemeinsam mit vielen weiteren deutschen und US-Organisationen die sofortige Freilassung von Agustin Aguayo und seine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer: ,,Er ist unerträglich, mit welcher Unverfrorenheit die US-Armee die Gewissensentscheidung von Agustin Aguayo ignoriert. Er muss unverzüglich als Kriegsdienstverweigerer anerkannt werden", erklärte Michael Sharp vom Military Counseling Network.

Zum Hintergrund
Agustin Aguayo hatte während eines einjährigen Einsatzes im Irak im Jahre 2004 die Anerkennung als· Kriegsdienstverweigerer beantragt. Er sei im Jahre 2002 zunächst zur Armee gegangen, um seinem Land zu dienen. Die Erfahrungen in der Armee hätten ihn jedoch zu einem Kriegsdienstverweigerer gemacht.

Die Armee lehnte seinen Antrag ab. Sein Anwalt in den USA, Peter Goldberger sieht diese Entscheidung als ungerechtfertigt an: ,,Die Ablehnung des Kriegsdienstverweigerungsantrages von Agustin Aguayo stellt ein Unrecht dar."
Deshalb klaqte Agustin Aguayo die Armee vor einem Zivilgericht in den USA an. Seine Klage wurde am 24. August2006ver¬worfen. Zugleich sollte Aguayo erneut mit seiner Einheit ins Kriegsgebiet verlegt werden.

Nachdem er der Verlegung der Einheit nicht nachgekommen war, stellte sich Aqustin Aquayo am 2. September2006der Einheit und erklärte sich bereit, lieber ins Gefängnis zu gehen, als in den Krieg zu ziehen. Da seine Kommandeure aber weiter darauf bestanden, ihn mit der Einheit zu verlegen-im Zweifel auch in Handschellen-  verließer die Armee. Er erklärte: ,,Mit meiner Kriegsdienstverweigerung verweigere ich alle Formen und Aspekte des Krieges. Ich will mir selbst treu bleiben und verweigere daher einen erneuten Einsatz im Irak. Selbst wenn ich jetzt dort Küchendienst machen sollte oder Toiletten säubere, würde ich immer noch den Militäreinsatz unterstützen, den ich ablehne."

Agustin Aguayo legte bereits am August gegen die ablehnende Entscheidung des Zivilgerichts Berufung ein. Das Verfahren vor einem Bundesgericht in Washington ist noch anhängig.

Das Strafverfahren wurde am 12.12.2006). in der US-Kaserne in Schweinfurt eröffnet. Dort wird von einem US-Militärgericht zunächst der Strafvorwurf gegen den 34-jährigen geprüft.

Rechtshilfefonds
Für die anwaltliche Vertretung bittet die Familie um Spenden. Weitere Informatio¬nen dazu sind zu finden unter www.aguayodefense.org. Rudi Friedrich, Connection e. V., Eisa Rassbach, American Voices Abroad (AVA), Military· Project, Michael Stuup, Military Counseling Network (MCN). Weitere Informationen sind erhältlich unterwww.Connection-eV.deoder unter folgenden Kontaktadressen: MichaelSharp, MititaryCounseling Network, Tel. 06223-47506 oder 01635-724956, mcn [at] dmfk [dot] de,Rudi Friedrich, Connection e.V., · Tel. 069-82375534, office [at] Connection-eV [dot] de; Meike Schubert, Tel. 06i81-4282896.

Nachtrag
Weit mehr als 1.000 Personen haben seit Anfang Dezember Agustín Aguayo unterstützt.
In den Postkarten und Briefen sprechen die Unterstützerinnen dem US-Verweigerer Respekt für seine konsequente Haltung und seine jahrelange Auseinandersetzung für die Anerkennung·der Kriegsdienstverweigerung aus. Sie fordern zudem seine sofortige Freilassung sowie seine·Entlassung aus der Armee. Agustín Aguayo schreibt dazu: ,Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht Post erhalte, die mich sehr bewegt. Es gibt so viele, die mich unterstützen. Das ist wunderbar."

Ausgabe

Rubrik

Initiativen