Gedicht

Vergewaltigung I

GESCHICHTE MEINER VERGEWALTIGUNG 1945
Fast Mai, da saßen wir im Keller.

Das Ende nahte immer schneller.

Der Worte Hitlers eingedenk,

Hoffte Mama auf Armee Wenck!

 

In all dem Krach und Feuerblitzen,

Sah man erwartungsvoll uns sitzen.

Dann sprang sie auf, die Kellertür,

Soldaten traten nun herfür:

 

Wir sah'n entsetzt uns an, verstohlen,

Es war'n bewaffnete Mongolen!

Stalins Auswahl-Elitetruppe,

Und der war es nun ziemlich schnuppe.

 

Ob wir, wie Hühner auf der Stange,

Vor ihnen zitterten so bange!

Sie suchten Soldaten, - mit finsteren Mienen -

Nun, damit konnten wir nicht dienen.

 

Sie trieben uns an's Tageslicht,

Man hörte keinen Schuß mehr nicht.

Krieg war definitiv vorbei,

Und eigentlich war'n wir jetzt frei!

 

Doch bat man uns in eine Küche,

Voll Rauch und anderer Gerüche,

Und aus der engen Speisekammer,

Ertönte Scheppern und Gejammer:

 

Die Nachbarin mußte dran glauben,

Das tat uns doch die Ruhe rauben!

Und ein Soldat - mittenmang der Töpfe,

Schloß, hoch befriedigt - Hosenknöpfe!

 

Doch weil wir gar so hungrig schienen,

Bot man uns Brot und Ölsardinen.

Wir schluckten sie gehorsam runter,

Die Russen war'n erstaunlich munter.

 

Ein Offizier winkt mit Pistole,

Und ich begriff, daß er MICH hole!

Ich ging mit ihm in aller Ruh',

Zu dem erahnten Rendezvous!

 

Im Zimmer, da stand ein Klavier,

Das sollt' ich spielen nun allhier.

Doch da ich lange nicht geübt,

War wohl mein Vortrag leicht getrübt:

 

Ich konnte nur eine Etüde,

Des war der Russe alsbald müde,

Er warf sich in den Sessel schlapp,

Und brach den Vortrag damit ab!

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