Mutlangen im August 1996:

Verleihung des Fritz-Bauer-Preises an Hanne und Klaus Vack

von Redaktion FriedensForum
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Am 30. August 1996 wird in Mutlangen der Fritz-Bauer-Preis von der Humanistischen Union an Hanne und Klaus Vack überreicht werden. Im Januar hat die Humanistische Union mitgeteilt, daß sie den diesjährigen Preis an das Ehepaar Vack für dessen herausragende Verdienste bei der Verteidigung der Bürgerrechte verleiht: "Seit den 50er Jahren sind beide politisch aktiv, überwiegend in Gruppen, Initiativen und Bewegun­gen der 'außerparlamentarischen Opposition'. Dies führte 1980 zur Gründung des 'Komitees für Grundrechte und Demokratie'. Hanne und Klaus Vack sind ihren Zielen und Idealen seit Beginn ihrer Arbeit immer treu geblieben: das Eintreten für Bürger- und Menschenrechte - insbe­sondere für Minderheiten - für Abrüstungs- und Friedenspolitik, für ba­sispolitische Demokratie und für das unverkürzte Asylrecht.

Die unermüdliche Arbeit von Hanne und Klaus Vack hat die Geschichte die­ser Republik mitgeprägt. Die Anti-Atom-Bewegung der 50er Jahre und die Ostermarschbewegung der 60er Jahre waren die ersten großen sozialen Bewe­gungen der frühen Bundesrepublik. Hanne und Klaus Vack gehörten zu den ersten, die erkannt haben, daß Politik viel zu wichtig ist, um sie Kanzlern und Kabinetten zu überlassen."

Weiter geht die Humanistische Union in ihrer Begründung der Preisverleihung auf das rastlose Engagement von Hanne und Klaus Vack in der neueren Frie­densbewegung der 80er Jahre und deren umfassende Solidaritätsarbeit für die Menschen im ehemaligen Jugoslawien ein.

Mutlangen ist sicher einer der geeignetsten Orte für die Preisübergabe: Hier haben Hanne und Klaus Vack am 30. August 1993 die große Prominentenblockade organisiert, die wesentlich mit dazu beigetragen hat, daß sich dann über die "Kampagne Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung" eine regelrechte Blockade-Tradition entwickelt hat, die die friedenspolitischen Auseinanderset­zungen um die atomare "Nach"rüstung deutlich geprägt hat. Unermüdlich ha­ben beide auch die juristischen Folgen von gewaltfreien Sitzdemonstrationen und die Debatte um den Nötigungspara­graphen 240 des Strafgesetzbuches be­gleitet, der dann schließlich im Jahr 1995 im Hinblick auf die Interpretation des Gewaltbegriffes durch einen BVerfG-Beschluß reformiert wurde.

So wird es nun am 30. August 1996 - 13 Jahre nach der "Prominentenblockade" - aus Anlass dieser Preisverleihung si­cherlich ein großes (Wiedersehens-)Treffen von AktivistInnen aus der Frie­densbewegung geben.

Der Fritz-Bauer-Preis wird von der Hu­manistischen Union seit Jahren an uner­schrockene Frauen und Männer für de­ren Verdienste um Recht und Gerech­tigkeit verliehen. Der Jurist Fritz Bauer (1903-1968) war Mitbegründer der Hu­manistischen Union, er wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, kehrte erst 1949 aus dem Exil nach Deutschland zurück, war seit 1956 als Generalstaats­anwalt in Frankfurt/M. tätig und enga­gierte sich insbesondere für eine grund­legende Reform des Strafrechts. Bishe­rige PreisträgerInnen sind u.a. Helga Einsele, Gustav Heinemann, Ruth Leuze und Ossip K. Flechtheim.

Die Redaktion des Friedensforums gra­tuliert Hanne und Klaus Vack an dieser Stelle herzlich zur Verleihung des Fritz-Bauer-Preises. Es ist sicherlich eine gute Gelegenheit, aus Anlaß der Preisüber­gabe zum 30. August wieder einmal nach Mutlangen zu fahren und einander Mut zu machen!

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