Was tut sich in der Sowjetunion Arbeit?

von Werner Lechtenfeld

Deutsch-sowjetische Begegnungen sind ein Stück Alltag geworden. Trotz Zerfall der Sowjetunion und Putschversuch im August arbeiten die Initiativen weiter. Während der Friedenswoche 1991 waren über 200 sowjetische Gäste in der Bundesrepublik. Allerdings ohne zentrale Koordination, sondern durch direkte Verabredungen und auf Grund vieler einzelner Absprachen.

Die Begegnungensarbeit hat sich verlagert. Die offiziellen Beziehungen nehmen breiteren Raum ein. Städtepartnerschaften, Schulaustausch, Kirchenkontakte sind eine Säule. Die Hilfsaktionen sind auf die Ebene der Verabredungen von Regierungen und Staatengemeinschaften übergegangen.

Die Initiativen und Aktionsgruppen haben feste und kontinuierliche Beziehungen entwickelt. Ausdruck dieser Veränderungen sind zunehmende Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit der Gruppen:

  •  Beim 'Sowjetunion-Werkstatt-Treffen' des Christlichen Friedensdienstes (cfd) Ende September haben die 40 VertreterInnen der Gruppen eine weitere Zusammenarbeit besprochen. Der cfd wird in diesem Bereich als Koordinator weiter zur Verfügung stehen.
  •  Im Bereich der Tschernobyl-Gruppen hat ein Koordinationstreffen in Kirchheim bei München zu ganz konkreten Verabredungen geführt. Allein im Bereich der Erholungsfreizeiten für Kinder aus den verseuchten Gebieten sind die Aktivitäten in diesem Jahr sprunghaft angestiegen. Über 3.000 Kinder waren in diesem Sommer und Herbst in der Republik. Nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten unter den Gruppen hat das Treffen in Kirchheim auch das Klima untereinander grundlegend verändert.

Im kommenden Jahr werden eine Reihe von Tagungen und Seminaren der Fortbildung der Gruppen dienen (s. Kasten). Diese Tagungen bieten auch Raum für Absprachen und Austausch unter den Gruppen.

Im Mittelpunkt der inhaltlichen Debatte bei vielen Gruppen steht das Bemühen um wirkliche Partnerschaft. In den letzten Jahren waren die Begegnungen oft durch gegenseitiges Nichtverstehen geprägt. Der unterschiedliche Hintergrund - dort offiziöse Komitees oder staatliche Partner, hier Initiativen oder Kirchengemeinden - hat wirkliche persönliche Begegnung oft behindert. Ein Ausdruck für diese inhaltliche Auseinandersetzung sind die "Anstöße für die Sowjetunionarbeit", formuliert vom Arbeitskreis Sowjetunion im cfd, die wir hier auszugsweise abdrucken.

Kontaktadressen:

Christlicher Friedensdienst, Sowjetunionreferat, Rendelerstr. 9-11, 6000 Frankfurt; für die Tschernobylgruppen auch: S. u.D. Drischberger, Geranien¬weg 8, 8011 Kirchheim

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Werner Lechtenfeld arbeitet im Sowjetunionreferat des Christlichen Friedensdienstes in Frankfurt