Wiederaufnahme der Arbeit in Guatemala

von peace brigades international (pbi)
Friedensbewegung international
Friedensbewegung international

Nach dem lange erwogenen Abschied aus Guatemala im März 1999 nimmt Peace Brigades International nun seine Tätigkeit dort wieder auf. Seit Mitte 2.000 erreichen uns immer mehr und dringendere Anfragen nach Begleitung und internationaler Präsenz. Der Aktionsraum für MenschenrechtsverteidigerInnen ist stark eingeschränkt, die Zahl der Menschenrechtsverletzungen erheblich angestiegen. PBI ist äußerst besorgt über die Attentate, Einschüchterungen und Bedrohungen und stellt zudem eine kontinuierliche Tendenz zur Verschlechterung der Situation fest.

Das Klima tiefgreifender Angst und der Eindruck hoher Verletzbarkeit betrifft besonders jene Gruppen, die die Umsetzung der Friedensabkommen einfordern und vor allem alle diejenigen, die gegen die Straflosigkeit arbeiten. Drei Delegationsbesuche im Jahr 2001 und die Informationen einer PBI-Kontaktperson, die seither vor Ort ist, lassen PBI zu dem Schluß kommen, dass eine Wiederaufnahme der Arbeit in Guatemala dringend geboten ist. Der Schwerpunkt wird auf der Verstärkung und Ergänzung der Arbeit der dort tätigen NGO liegen, die dort internationale Begleitung und Präsenz anbieten, aber von ihrem Mandat und ihrer Kapazität her zunehmend an Grenzen stossen.

PBI war von 1983 an in Guatemala tätig und entwickelte dort das inzwischen vielfach angewandte Konzept schützender Begleitarbeit. Zunächst für die Gruppe der Angehörigen Verschwundener (GAM), dann für weitere allmählich (wieder)entstehende Organisationen: Menschenrechts- und indigene Gruppen, Witwen, Landarbeiter, Gewerkschafter, schließlich zurückkehrende Flüchtlinge, VertreterInnen der Widerstandsdörfer CPR, engagierte Kirchenleute, Anthropologen bei Exhumierungen, Rechtsanwälte und ZeugInnen in Prozessen. Das heutige Niveau der Bedrohung ist zwar in keiner Weise mit dem der achtziger Jahre vergleichbar, dennoch sind die Risiken für MenschenrechtsverteidigerInnen hoch und werden es wohl bis mindestens zu den Wahlen Ende 2003 bleiben. Und die Attacken kosten in zunehmendem Maß wieder Menschenleben, so z.B. seit Jahresbeginn bereits mehrere im CUC organisierte Bauern und ein Mitarbeiter der Stiftung Rigoberta Menchú. Dabei ist der Ursprung der Bedrohung in einem politisch, ökonomisch und sozial labilen Szenario keineswegs so diffus, wie es den Anschein haben könnte. Sie geht zumeist von "Gruppierungen aus, die (nach der Unterzeichnung der Friedensabkommen, d.Red.) nicht aufgelöst worden sind und die in enger Verbindung mit dem militärischen Geheimdienst und den Netzwerken des organisierten Verbrechens operieren" (Stiftung Myrna Mack).

 

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