Nachruf

Willi Hoffmeister: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“

von Felix Oekentorp
Hintergrund
Hintergrund

Willi Hoffmeister (1933-2021), das Gesicht des Ostermarsches Rhein-Ruhr, ist tot. Er war als Friedensfreund, Aktivist, Gewerkschafter und Antifaschist ein Vorbild für viele. Geprägt hatten ihn sein Elternhaus und sein Onkel Franz, der als Kommunist elf Jahre im KZ war und dem jungen Willi auftrug, alles zu tun, damit es nie wieder dazu kommt. So wurde die Losung „Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg“ das Lebensmotto von Willi Hoffmeister.

Schon als junger Mann in seiner ostwestfälischen Heimat zeigte er Haltung. Sein Lehrmeister verweigerte ihm den Urlaub für die Teilnahme am Weltjugendtreffen 1951 in Ostberlin. Das konnte den jungen Willi Hoffmeister nicht abhalten nach Berlin zu reisen.

Willi hatte auch eine Ortsgruppe der später verbotenen FDJ in Minden-Lübbecke gegründet. Er wurde Mitglied der KPD. 1968 gehörte er zu den Mitgründern der DKP und war zeitweise im Parteivorstand.

Nach Abschluss seiner Schreinerlehre ging Willi auf Wanderschaft und kam nach Dortmund. Hier war kein Bedarf an Schreinern, wohl aber an Hafenarbeitern. Nach 2 Jahren im Stadthafen nahm er bei den Hoesch-Hüttenwerken auf der Westfalenhütte Arbeit als Stahlarbeiter an. Der Betrieb hatte einen Organisationsgrad von nahezu 100% an IGM Gewerkschaftsmitgliedern, und Willi wechselte von der ÖTV zur IG Metall, bei der er in den vielen Jahren ein unverzichtbarer Aktivposten wurde. Zahlreiche vor allem friedenspolitische Anträge stellte er, die von Dortmund aus bei den Delegiertenversammlungen zu bundesweiten Beschlüssen der IG Metall wurden.

Natürlich setzte sich Willi auch für seine Kolleg*innen ein, und so war es logisch, dass er 1967 Mitglied des Vertrauensleutekörpers und später, 1978, Mitglied des Betriebsrats wurde. Die Belegschaft war sehr politisch, es ging den Beschäftigten nicht nur um Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, der demokratische Sektor endete nie am Betriebstor. Als 1972 Willy Brandt den Radikalenerlass erlies, war er solidarisch bei vielen Aktionen gegen die Berufsverbote dabei.

Anfang der 1980er wollte die Neonazipartei FAP in der Nähe der Hütte ein Parteibüro eröffnen. Die Belegschaft war sich einig: Das geht nicht und verhinderte die Eröffnung des Büros.

Willi Hoffmeister war bis zu seinem Tod Mitglied der VVN-BdA, organisierter Antifaschismus war ihm ebenso wichtig wie die Friedensarbeit.

Die Freundschaft mit den Menschen der Sowjetunion und Russlands lag ihm am Herzen. Mehrfach war Willi mit dem Arbeiterzug in der Sowjetunion. Die Hoesch-Friedensinitiative ist in diesem Zusammenhang nicht wegzudenken. Später unternahm er Flussreisen auf der Wolga, immer suchte er dort die Begegnung mit den Menschen.

Als Friedensaktivist war er bereits beim ersten Ostermarsch West 1961 dabei. Jahr für Jahr nahm Willi Hoffmeister daran teil, aus dem Ostermarsch West wurde der Ostermarsch Ruhr, und mehr und mehr gehörte Willi nicht nur zu den Teilnehmer*innen, sondern zu den Organisierenden. Er war es, dessen gute Kontakte zu anderen Aktiven der Friedensbewegung deutschlandweit und darüber hinaus viele hochrangige Redner*innen organisieren konnten. Willi war Teilnehmer an zahlreichen Kongressen, Workshops und Zusammenkünften, nicht nur in Deutschland.

Anfang 1999 trat er der DFG-VK bei. Nach seinem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben hatte Willi noch mehr Zeit für sein politisches Engagement. Für die Landesgeschäftsstelle der DFG-VK blieb er unverzichtbar durch ungezählte Anregungen und seine unermüdliche Unterstützung bei der Organisation diverser Friedensaktivitäten.

Auf seine Initiative gründete sich 2012 der Arbeitskreis Rüstungskonversion. Zivile Produkte statt Waffen war Willis großes Anliegen. Betriebliche Friedensinitiativen, Zusammenarbeit mit der IG Metall in Friedens- und Konversionsfragen, dafür hat er sein Leben lang gekämpft.

In seinem Schrebergarten fanden ungezählte Treffen statt, auf denen ohne Tagesordnung in kleinen und großen Runden die Weltlage analysiert wurde und Aktivitäten vorgeplant wurden. Ob es ein Arbeitsessen mit dem Team aus der DFG-VK Landesgeschäftsstelle NRW oder eine gesellige Runde mit bis zu 40 Menschen war, wenn Willi einlud, dann kamen die Eingeladenen gerne. Und stets war die große Politik und die Möglichkeit der Einmischung früher oder später Thema dieser Zusammenkünfte.

Willi war ein Menschenfänger. Wer je mit ihm zu tun hatte, erinnert sich dankbar an die Zeit mit ihm. Es ist an uns, seinen Kampf für eine Welt ohne Rüstung und Krieg und ohne Nazis fortzuführen.

Ausgabe

Rubrik

Hintergrund
Felix Oekentorp ist einer der Bundessprecher der DFG/VK.