Wo bleibt denn die Friedensbewegung

Unterstützung der Antikriegsbewegungen in Jugoslawien

In allen Republiken Jugoslawiens sind im vergangenen Sommer Antikriegsgruppen entstanden. Sie arbeiten gegen den Krieg und für ein friedliches Miteinander der Völker Südosteuropas, wie immer deren politische Verfassung in Zukunft auch aussehen mag. Wir haben im Friedensforum 6/91 die "Antikriegskampagne Zagreb" ausführlicher dargestellt. Die Arbeit der Gruppen in Belgrad und Sarajevo werden wir in der kommenden Ausgabe beschreiben; sie haben u.a. bislang mehrere Demonstrationen gegen den Krieg, regelmäßige Mahnwachen und andere öffentliche Veranstaltungen organisiert. Die Antikriegsbewegung ist bei ihrer Arbeit auf moralische ebenso wie auf materielle Unterstützung dringend angewiesen. Spenden für die Antikriegsbewegung in Jugoslawien sammelt das Komitee für Grundrechte und Demokratie unter dem Stichwort "Frieden für die Völker in Jugoslawien, Volksbank Odenwald, BLZ 508 635 13, Konto Nr. 8 024 618 und der Bund für Soziale Verteidigung, Sparkasse Minden-Lübbecke, BLZ 490 501 01, Konto Nr. 89 420 814.

Patenschaften mit Antikriegsgruppen in Jugoslawien

Deutsche Friedensinitiativen, die intensiv und längerfristig in die Arbeit zu Jugoslawien einsteigen möchten, können überlegen, ob sie dies in Form einer Patenschaft mit einer Antikriegsgruppe aus Jugoslawien tun möchten. Die Zusammenarbeit im Rahmen einer Patenschaft könnte u.a. beinhalten: gegenseitige Besuche, ™Öffentlichkeitsarbeit und Spendensammlungen. Für die deutsche Seite koordiniert Ohne Rüstung Leben, Furtbachstr. 10, 7000 Stuttgart 1 diese Arbeit.

Öffentlichkeitsarbeit
In mindestens dreißig verschiedenen Orten in der Bundesrepublik haben in den vergangenen Wochen Informationsveranstaltungen zum Thema "Krieg in Jugoslawien" stattgefunden. Sie wurden zumeist von örtlichen Friedensgruppen organisiert; als ReferentInnen wurden VertreterInnen der Antikriegsbewegung Jugoslawiens und/oder deutsche Fachmenschen (z.B. TeilnehmerInnen an der Friedenskarawane oder Mitgliede des Bundes für Soziale Verteidigung, die Seminare über Gewaltlosigkeit in Kroatien durchgeführt haben), eingeladen. (Das Büro der Friedenskooperative kann auf Anfrage ReferentInnen vermitteln; Tel. 0228-69 29 04.) Die Veranstaltungen waren, soweit uns bekannt, unterschiedlich gut besucht, doch gab es ein paar Erfahrungen, die sich verallgemeinern lassen, z.B. die, daß ein Großteil der Veranstaltung für reine Informationsvermittlung draufgeht und es manchmal schwierig ist, noch genügend Zeit für die Frage "Was tun" zu reservieren. Auch sollten die OrganisatorInnen berücksichtigen, daß i.d.R. unmittelbar vom Krieg Betroffene (besonders Menschen aus Kroatien) die Veranstaltungen besuchen und ihnen genügend Raum einräumen.

Mahnwachen und Demonstrationen
In einigen Städten finden regelmäßig Mahnwachen gegen den Krieg statt. Sie werden i.d.R. eher von kroatischen Gruppen als von der Friedensbewegung organisiert. Die TeilnehmerInnenzahl ist zumeist nicht überwältigend, aber bei Mahnwachen zählt die Regelmäßigkeit zumeist mehr als die Zahl.

Runde Tische
In Stuttgart und in Hannover haben erste Treffen zwischen Menschen aus Kroatien und aus Serbien, die hier bei uns in der BRD leben, stattgefunden. Diese "Runden Tische" kamen unter aktiver Vermittlung von Gruppen aus der Friedensbewegung zustande.

Unterstützung für Kriegsdienstverweigerer aus Jugoslawien
In den Medien der Bundesrepublik wird täglich vom Krieg in Jugoslawien berichtet. Wenig bekannt ist jedoch, daß es eine hohe Zahl von Verweigerern und Deserteuren, besonders aus der jugoslawischen Bundesarmee, gibt. Viele junge Männer sind nicht bereit, sich an diesem Krieg zu beteiligen. In Serbien leisten fünfzig Prozent der Wehrpflichtigen ihrer Einberufung nicht Folge. Sie tauchen im Lande unter oder fliehen zu Freunden, Bekannten und Verwandten ins Ausland. Die Reaktionen des Militärs sind entsprechend. So gibt es Berichte von verschwundenen und verfolgten Kriegsdienstverweigerern. Auch die Todesstrafe ist für Deserteure möglich.

In der Bundesrepublik befinden sich mehrere tausend Verweigerer und Deserteure aus Jugoslawien. Es wird ihnen bislang nur ein befristetes Recht auf Aufenthalt zugesichert. Dabei muß davon ausgegangen werden, daß die Verfolgung von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren auch nach dem Krieg nicht beendet sein wird. Verweigerer aus allen Republiken brauche das unbefristete Bleiberecht in der BRD! Die DFG-VK Hessen bietet Kriegsdienstverweigerern aus Jugoslawien Unterstützung an. Neben Information und Beratung ist es auch notwendig, Unterkunft und finanzielle Hilfe zu organisieren. Für diese Arbeit bittet die DFG-VK Hessen um Spenden:

DFG-VK Hessen, Vogelsbergstr. 17, Tel. 069-43 14 40. Kontonummer: Sonderkonto Tilmann Kissenkoetter, ™Ökobank Frankfurt, BLZ 500 901 00, Kontonr. 204 200.

Humanitäre Hilfe
Es gibt von verschiedenen humanitären Organisationen Hilfsaktionen, die den Kriegsopfern in Jugoslawien zugutekommen sollen. Ihre Adressen können der Tagespresse entnommen werden. Wir möchten hier nur stellvertretend für andere den Aufruf der "Internationalen Ärzte zur Verhinderung des Atomkriegs" (IPPNW) vorstellen, die Geld für medizinische und andere humanitäre Hilfe sammeln. Ihr Spendenkonto: Jugoslawien-Hilfe, Stadtsparkasse Gaggenau, BLZ 665 512 90, Konto Nr.500 00 918.

Städtepartnerschaften
In einigen Gemeinden bemühen sich Friedensinitiativen im Rahmen von Kommunaler Friedensarbeit darum, ihre Stadt zu einer Doppel-Städtepartnerschaft mit jeweils einer Stadt in Kroatien und in Serbien zu veranlassen. Die Idee dahinter ist, hierdurch zu praktischer Versöhnung zwischen den verfeindeten Republiken und ihren Menschen beizutragen.

ARKzin - eine Friedenszeitung aus dem ehemaligen Jugoslawien
Die Friedensbewegung aus dem "ehemaligen Jugoslawien" - die Antikriegskampagne - gibt eine Zeitung mit dem Titel "ARKzin" heraus. Da viele jugoslawische BürgerInnen hier in Deutschland die Friedensbemühungen dort noch nicht kennen, ist der Vorschlag entstanden, diese Zeitung hier anzubieten. Sie kann im Original (kroatisch, einzelne Artikel auch in anderen jugoslawischen Sprachen) und in deutscher Übersetzung bezogen werden.

Welche Friedensinitiativen hier haben Interesse, diese Zeitschrift vor Ort unters Volk zu bringen?

Rückmeldungen bitte an: Bund für Soziale Verteidigung, Friedensplatz 1 a, 4950 Minden, Tel. 0571-29 456.

Weitere Projekte
Die Helsinki-BürgerInnenversammlung (HCA) plant im Frühjahr 1992 eine internationale Konferenz zu Jugoslawien; voraussichtlicher Tagungsort wird Sarajevo sein. (Kontakt: HCA, Dieter Esche, Mindener Str. 6, 1000 Berlin 10) (Die HCA hatte im September die "Friedenskarawane" durchgeführt, über die wir bereits berichteten.)

Der Bund für Soziale Verteidigung (BSV) hat in Zagreb auf Einladung der dortigen Antikriegsbewegung mehrere Seminare über gewaltfreie Konfliktaustragung durchgeführt und plant „ähnliche Veranstaltungen in Belgrad. (BSV, Friedensplatz 1 a, 4950 Minden)

An „ähnlichen Projekten arbeitet auch der Internationale Versöhnungsbund (Alkmaar, Niederlande) und War Resisters' International (London).

Pax Christi bemüht sich um Kontakte zu kirchlichen Organisationen und gegen den Krieg eingestellten Einzelpersonen aus dem kirchlichen Bereich.

Last not least: Das "Friedensforum" wird seine Ausgabe 1/92 als Themenheft allein dem Schwerpunkt Jugoslawien widmen.

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