Zivile und militärische Atomnutzung stoppen

von Martin Singe
Schwerpunkt
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1995 rollte der erste Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll nach Gorleben, 1996 und 1997 folgten die nächsten Castoren, nun steht für Ende März der vierte Transport an. Waren früher die Atomanlagen Ziel der Protestbewegung, sind es nun die Castor-Transporte. Ganz zu recht, denn an ihnen wird ein unlösbares Kernproblem der Kernspalterei deutlich: es gibt keine sichere Endlagerung des noch jahrtausende lang strahlenden Mülls. Wenn man vor solch einem Problem steht, ist eigenlich klar, was zu tun ist. Ein Transparent in Gorleben sagte es ganz anschaulich: "Wenn die Wanne überläuft - erst Hahn zudrehen, dann aufwischen!" - Nun, die Atomindustrie will den Hahn nicht zudrehen, und die Aufwischerei gleicht obendrein eher einer Verwischerei. Deshalb der immer größere Kreise ziehende Widerstand gegen diese ignorante Atompolitik, die von "Brennstoffkreisläufen" schwätzt, wo keinerlei Kreislauf ist.

Wir haben diese Protestbewegung zum Schwerpunktthema dieses FriedensFORUMS gewählt, da es einen unlösbaren Zusammenhang zwischen ziviler und militärischer Atomnutzung gibt. Wer konsequent gegen Atomwaffen eintritt, muß auch die sog. zivile Nutzung der Atomenergie bekämpfen, die allemal der Atomwaffenherstellung und -proliferation dient.

Im ersten Teil des Schwerpunktes geht Wolfgang Ehmke auf die Hintergründe der aktuellen Protestbewegung gegen die Castortransporte ein. über die zunehmende Polizeigewalt gegen die Demonstrierenden berichtet Elke Steven. Mark Harthun beleuchtet das Geschehen beim letzten Castor-Transport aus eigenen Erleben. Stellungnahmen z.B. von RichterInnen und LehrerInnen zeigen, daß der Protest in immer weitere Kreise vordringt. Stellungnahmen kirchlicher Gruppen hätten wir ergänzen können. Im zweiten Schwerpunktteil kommen wir vor allem auf den Zusammenhang der zivilen und militärischen Atomnutzung und auf die Perspektiven der Kampagne "Atomwaffen abschaffen" zu sprechen.

Der endgültige Ausstieg aus der Atomnutzung - der "zivilen" und der militärischen - kann um so eher erreicht werden, je deutlicher Anti-Atom-Bewegung und Friedensbewegung sich in ihrem Protest gegenseitig solidarisieren und die Forderungen zu einer Forderung werden lassen.
    

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Martin Singe ist Redakteur des FriedensForums und aktiv im Sprecher*innenteam der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt".