Zum Tode von Pastor Konrad Lübbert

von Friedenswerkstatt Wedel
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Hintergrund

Am 27. April 1999 starb Konrad Lübbert, Pastor i.R., in seiner Wohnung in Wedel. Sein Tod traf seine Familie und seine vielen Freunde aus der Friedensbewegung völlig unerwartet. Mitten aus seinen vielen Aktivitäten gegen den Krieg in Jugoslawien wurde er aus unserer Mitte herausgerissen. Zuletzt war er noch zu Friedensgesprächen nach Griechenland gereist. Er konnte es nicht fassen, dass Jahrzehnte Friedenseinsatz in unserem Land eine Kriegsbeteiligung Deutschlands nicht haben verhindern können. Sein Leben war bestimmt von unermüdlicher Arbeit für den Frieden lokal und global. Die Friedenswerkstatt Wedel und die gesamte Friedensbewegung verliert mit Konrad Lübbert einen ihrer engagiertesten und profiliertesten Vertreter. Wir trauern um einen guten Freund, großen Menschen, Theologen und Friedensfreund.

Konrad Lübbert wurde am 5. März 1932 in Rendsburg geboren. Nach dem Abitur studierte er in Kiel, Heidelberg und Athen. Mit Griechenland verband ihn eine lebenslange Zuneigung. Zwei Jahre studierte er griechisch-orthodoxe Theologie. Er arbeitete mit der Aktion Sühnezeichen in Griechenland. Immer wieder befasste er sich mit dem Land, seiner Kultur und Mythologie. Sogar ein Buch verfasste Konrad Lübbert über das verehrte Land.

Seine Vielseitigkeit und Weltoffenheit zeigte sich schon in frühen Jahren. Mehrfach wurde er für sportliche Leistungen ausgezeichnet. Für den Rendsburger TV startete er eine Karriere im Dreisprung, wurde Landesmeister und nahm an den deutschen Meisterschaften teil. Er war Redakteur u.a. beim Sonntagsblatt. Er schrieb für die "Junge Kirche" und andere Publikationen im kirchlichen und friedenspolitischen Bereich.
 

Beruflich legte er sich nicht auf die Pastorenlaufbahn fest. Er war Direktor des Internationalen Freundschaftsheims in Bückeburg. Seine unzähligen Friedensaktivitäten führten ihn durch die ganze Welt. So war es nicht verwunderlich, dass er seine Frau, mit der er einen 17jährigen Sohn hat, in Kuala Lumpur kennenlernte.

Er arbeitete im Weltfriedensrat mit und war lange Jahre Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes, deutscher Zweig, und zuletzt dessen Präsident. In Uetersen war er als Gemeindepastor tätig, wo er sich besonders um griechische Migranten kümmerte. Als Friedenspastor erwarb er sich ein hohes Ansehen und vertrat die Kriegsdienstverweigerer. Er war Mitglied des Ausschusses für Frieden und Abrüstung der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirchenleitung, des Komitees für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit auf bundesdeutscher Ebene und im Zusammenarbeitsausschuss der Friedensbewegung in Schleswig-Holstein.

Seit 1978 war er maßgeblich auch an der Friedensarbeit im Kreis Pinneberg beteiligt und blieb bis in seine letzten Lebenstage auch auf örtlicher Ebene für den Frieden aktiv. Er leitete den Arbeitskreis der Stadt Wedel gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit. Er arbeitete im Stadtteilzentrum "mittendrin" mit und engagierte sich in der Friedenswerkstatt Wedel. Die Mahnwachen gegen den Krieg in Jugoslawien waren ihm genauso wichtig wie seine letzte Reise nach Athen.

Alle seine Aktivitäten aufzuzählen, ist kaum möglich. Um so schwerer ist der Verlust dieses Mannes für alle, die mit ihm zu tun hatten.

Wir werden ihn gerade in dieser Kriegszeit vermissen. Seine Klugheit, sein Wissen, sein Charme und sein unerschöpflicher Humor wird uns fehlen. Er hinterlässt eine unausfüllbare Lücke. Unser tiefes Mitgefühl gehört seiner Frau und seinem Sohn.

Die Friedenswerkstatt Wedel plant außerdem eine Antikriegsveranstaltung zum Gedenken an Konrad Lübbert. Dabei werden seine Texte zum Frieden im Mittelpunkt stehen. Voraussichtlich wird die Veranstaltung im Rahmen einer Matinee am Sonntag, 30. Mai 1999, um 11 Uhr auf dem Theaterschiff BATAVIA stattfinden.

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