Titelblatt FriedensForum 5 1989
5 / 1989

Alltägliche Friedensarbeit

Schwerpunkte:

  • Volksdiplomatie in der Gemeinde
  • Lernen im Alltag
  • Peace-Net

Editorial

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Urlaubssituation hat unsere Re­daktionsarbeit nicht verschont. Einige unserer AutorInnen teilten kurzfristig mit, "Ich hab's vor'm Urlaub nicht mehr geschafft!" Deshalb ist manches in diesem Heft anders als geplant. Dennoch wünschen wir den "Ausfäl­len" wie auch allen unseren LeserIn­nen, daß sie gut erholt und mit neuem Tatendrang aus dem Urlaub zurück­gekehrt sind!

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Im Blickpunkt

Gregor Witt

Eine Krise und ihre Lösung

In einigen Tageszeitungen war's schon nachzulesen: Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (ASF) ist aus dem Koordinierungsausschuß (KA) ausge­treten. Manche erwarteten (erhofften oder befürchteten) daraufhin die Auflö­sung des Gremiums. Aber in der letzten Sitzung des Kreises wurde beschlossen, vorläufig weiterzumachen.

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Karlheinz Koppe

Das "neue Denken" konkretisieren

Die Bedrohungssituation weltweit und in Europa hat sich in den vergangenen zehn Jahren entscheidend verändert. 1979, als die neue Friedensbewegung sich zu organisieren begann, schien es in der Tat gerechtfertigt, alle Kräfte auf die Verhinderung der atomaren Nachrüstung, und damit auf die Überwindung des Abschreckungsdenkens zu konzentrieren.

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Eva Michels

Den inneren Kriegszustand überwinden

"Die Glaubwürdigkeit der friedlichen Absichten eines Staates ist entscheidend abhängig von der Friedensfähigkeit seiner Gesellschaft", stellte ein Kollege aus der christlichen Friedensbewegung der DDR 1983 in einem Gespräch fest. Die­sen Anspruch habe ich bezogen auf die DDR und die damals bittere Auseinan­dersetzung über den Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen" nachvollziehen kön­nen.

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Werner Rätz

Bundesdeutsche Machtpolitik im internationalen Rahmen

Friedensarbeit bezieht sich zum großen Teil auf Vorgänge im internationalen Rahmen. Das Thema verlangt somit eine zumindest grobe Skizze dieses Rah­mens, um bestimmen zu können, worum es den jeweiligen politischen Kräften bei diesen Wahlen geht.

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Andreas Buro

Aufarbeitung unserer Geschichte als Voraussetzung für Aussöhnung

"Am 1. September vor 50 Jahren begann der zweite Weltkrieg", so lesen wir jetzt öfter. Begann er einfach als ein Naturereignis - wie ein Tag oder ein neues Jahr? Warum lesen wir so selten: Am 1. September begannen wir Deutschen den zwei­ten Weltkrieg? Eine solche Aussage wäre nicht nur historisch korrekt. Mit ihr würden wir auch unsere Fähigkeit zum Ausdruck bringen, unsere eigene Ge­schichte anzunehmen. Das aber ist die Voraussetzung für ihre Verarbeitung als für unsere Zukunft bedeutungsvolle Erfahrung.

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Hans Rondi

Wenn Sechse eine Reise tun, dann können sie was erzählen

"Diese Tage waren erfüllt von großen und wichtigen Diskussionen über die Ge­genwart und die Zukunft. Unsere Völker kommen einander entgegen und bauen Pläne der Zusammenarbeit auf." So wertete Michail Gorbatschow am letzten Tag seines Aufenthalts in der Bundesrepublik die Ergebnisse des Staatsbesuches. Ein wenig von den "großen und wichtigen Diskussionen" kam auch während der deutsch-sowjetischen Friedenswoche vom 25. bis 31.

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Initiativen

Michael Lang

Jahrestreffen der Internationalen der KriegsgegnerInnen (WRI)

Ungefähr 50 TeilnehmerInnen aus 16 Ländern trafen sich in Zürich zum diesjäh­rigen Ratstreffen der War Resisters International (WRI), um die Aktivitäten des letzten Jahres auszuwerten und Programm und Richtlinien für das nächste Jahr festzulegen. Acht DolmetscherInnen, die die ganze Woche über ehrenamtlich ar­beiteten, sorgten dafür, daß die inhaltlichen Auseinandersetzungen nicht an Sprachproblemen scheitern mußten.

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Gregor Witt

Zukunft sichern - Kriegsdienste verweigern

40 Jahre Grundgesetz waren für das offizielle Bonn Anlaß, die "Errungenschaf­ten" der bundesdeutschen Demokratie zu feiern. Die Realität, wie sie Ausländer und Asylsuchende, Arbeitslose oder Kranke erfahren, hatte in diesem Blitzlichter­glanz keinen Platz. Das prägte auch den Umgang mit der unbequemen Tatsache, daß bis Mai 1989 eine Million junger Männer den Artikel 4 Absatz 3 des Grund­gesetzes nutzten, um den Kriegsdienst in der Bundeswehr zu verweigern.

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Thomas Meinhardt

Aktion der Kampagne "Produzieren für das Leben - Rüstungsexporte stoppen"

"Entrüstet Daimler"

Am 1. September 89 startet die "Kampagne gegen Rüstungsexport" eine Informa­tions- und Aktionskampagne zum Daimler-Benz-Konzern. Diese zunächst auf 3 Jahre angelegte Schwerpunktkampagne richtet sich gegen Rüstungsexport und Rüstungsproduktion des Daimler-Benz-Konzerns und soll den politischen Druck zur Umstellung der entsprechenden Kapazitäten auf zi­vile, sozial nützliche Güter erhöhen.

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Ulrich Frey

Die Friedensdekaden - die fünfte Jahreszeit

Gorbatschow macht nicht nur der NATO und der Bundesregierung, sondern auch der Friedensbewegung das Leben schwer. So scheint es zumindest. Immer weniger Menschen in der Bundesrepublik glauben an eine Bedrohung aus dem Osten. Entsprechend sinkt die Wehrbereitschaft der jungen Männer. Die Bevöl­kerung verweigert der konservativen Bundesregierung die Zustimmung für die herkömmliche "Verteidigungspolitik".

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Karl-Heinz Feldbaum

Südafrika-Aktionsdekade: Aktivitäten und Initiativen

Stoppt die Verbündeten der Apartheid

Unter dem Motto "Stoppt die Verbündeten der Apartheid" veranstalteten insge­samt 25 christliche Organisationen vom 8. bis 18. Juni '89 eine bundesweite Süd­afrika-Aktionsdekade. So ein Bündnis hat es mit dieser Zuspitzung und in dieser Breite in diesem unserem Lande noch nicht gegeben hat noch nicht gegeben.

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Martin Böttger

Konferenz in Köln

Herausforderungen für die Friedensarbeit der 90er Jahre

Am 18. und 19. November 1989 wird in Köln eine Konferenz "Gemeinsame Zu­kunft" stattfinden, zu der das Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusam­menarbeit einlädt. Was sind Anlaß und Ziele des Treffens?

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Armin Gräfingholt

Überlegungen zum "Staatsempfang"

Wenn sich der Staat in Schale wirft

Was tut ein Staat, der Gäste erwartet? All das, was der Privatbürger auch tut - und etwas mehr. Über dieses Mehr haben wir in unserer Friedensgruppe Über­legungen angestellt, die wir als Anstoß zur Diskus­sion weitergeben möchten.

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Hintergrund

Hans-Joachim Schmidt

Auf die nächsten zwei Verhandlungsrunden wird es ankommen

Die am 9. März in Wien aufgenommenen Verhandlungen über die Beschränkung der konventionellen Streitkräfte und Rüstungen in Europa zwischen NATO und WVO stehen unter einem guten Stern. In sehr kurzer Zeit haben sich beide Sei­ten schon so weit aneinander angenähert, daß die groben Umrisse eines Abkom­mens sichtbar werden. Sollte es in den nächsten zwei Verhandlungsrunden gelin­gen, die noch bestehenden konzeptionellen Differenzen zu überwinden, so steht dem Abschluß eines ersten Abkommens Ende 1990 kaum noch etwas im Wege.

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Mark Solomon

Gespenstische Beratungen im USA-Kongreß

Monate mußten die Nation und die Welt warten, bis George Bush seine auf Rea­gan folgende "freundlichere und sanftere" Außenpolitik bekannt gab. Als im April 1989 endlich die Veröffentlichung der Empfehlungen einer Präsidenten-Kommis­sion zur Überprüfung der Außenpolitik begann, zeichneten sich ihre Vorschläge gelinge gesagt durch wenig Verständnis für den dramatischen Wandel in der glo­balen Realität aus. Sie legte ein Konzept vor, welches sich "Status Quo Plus" nennt, um die grundsätzliche Weiterführung der Politik Reagans hervorzuheben.

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Kursbuch 2000

Dokumentation: "Neue Sinnesgebung" und "innere Modernisierung" der BW

Wie soll die Bundeswehr weiterexistieren, wenn das Soldatenhandwerk ethisch infrage gestellt wird, zuneh­mend Frauen über Sicherheitspolitik mitentscheiden, die Finanzspielräume enger werden, die Konkurrenz zur Wirtschaft schärfer wird, junge Männer nicht zum Kriegsdienst "motiviert" sind? Dieser Frage geht im Dis­kussionspapier das Zentrum für Innere Führung nach, das im Entwurf vorliegt und auch in der Bundeswehr kontrovers diskutiert wird. Wir veröffentlichen Auszüge daraus nach einer Dokumentation der "Frankfurter Rundschau" vom 17.

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Wolfgang Bartels

Binsfelder Bauern wehren sich gegen Enteignung

"Unser Land kriegt das Militär nicht!"

Auf den ersten Blick erscheint alles ruhig heute morgen im Eifeldörfchen Bins­feld. Der Kirchturm, die Bau­ernhöfe, die Fachwerkhäuser - alles liegt verschla­fen im Dunst, durch den gerade die Sonne bricht. Nur ab und zu ist vom benach­barten US-Flugplatz Spangdahlem ein donnerndes Grollen zu hören, wenn sich wieder einmal eine "Phantom" oder eine "F 16" in den Himmel erhebt.

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Roland Binner

Prozesse gegen "FriedenstäterInnen"

Die ehrenhaften Verwerflichen

Im Mittelpunkt der Prozesse gegen "FriedenstäterInnen" wegen Sitzdemonstra­tionen stehen derzeit die Verfahren anläßlich der Aktionswoche gegen das US-Giftgaslager in Fischbach im Juni 1988. Aber auch die Prozesse wegen Aktionen in Mutlangen und im Hunsrück gehen ständig weiter.

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Protestresolution gegen die chinesischen Machthaber

Wir sind bestürzt und entsetzt über die blutige Niederschlagung der gewaltfreien Demonstrationen und Aktionen von ChinesInnen durch die chinesischen Machthaber. Der brutale Waffeneinsatz gegen friedliche, für ihre demokratischen Rechte demonstrierende Bürger ist eine schwere Verletzung der Menschenrechte und eine Zerstörung der Hoffnungen auf weitere Reformentwicklungen in China. Wir trauern um die Opfer des brutalen Militäreinsatzes.

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Helmut Ockel

"Geheimwaffe": Feindbildwegnahme

Es wird die Aussage eines engen Mitarbeiters von Gorbatschow kolportiert: "Wir haben eine Geheimwaffe, wir nehmen Euch das Feindbild weg". Hat er damit Recht? Wenn ja, wie verträgt sich das mit der vielfach beschriebenen und selbst­verständlich gewordenen Forderung nach Abbau von Feindbildern als Voraus­setzung zur individuellen und kollektiven Friedensfähigkeit? Wollen wir denn mit der angestrebten Entmilitarisierung auch unsere Wehrhaftigkeit verlieren, zu der von jeher eben auch Feindbilder gehören?

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Hermann Scheer

Atomare Rüstungspläne der NATO

Die NATO will ihre Atomrüstung in Europa in den 90er Jahren qualitativ und quantitativ erheblich ausbauen. Das geht aus einer Studie des Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Abrüstung und Rüstungskontrolle der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Hermann Scheer, hervor, die Informationen der Friedensbewegung bestätigt. Scheer führte auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie u.a. aus:

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Schwerpunkt

Gregor Witt

Macht des Gewissens

Brigitte Ludwig und Bernd Richter, denen vom Neusser Pharmakonzern Beecham-Wülfing gekündigt worden war, weil sie die Mitarbeit an der Entwick­lung einer "Atompille" verweigerten, haben am 24. Mai 1989 vom Bundesarbeits­gericht recht bekommen. Die traditionell wenig beschränkte Weisungsmacht der Unternehmen stößt damit nach höchstrichterlichem Urteil auf Grenzen, wenn Beschäftigte durch die Unternehmenspolitik in Gewissenskonflikte geraten. Das BAG-Urteil kann für Betroffene in ähnlichen Fällen eine wichtige Hilfe sein!

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Gregor Witt

Handlungsrahmen Kommunale Friedensarbeit

Viele Städte und Gemeinden haben in den letzten Jahren Beschlüsse  gegen Aufrüstung und die Militarisierung ihrer Regionen gefaßt. Aber vergleichswiese wenige ließen darauf eine ernsthafte, aufbauende kommunale Friedensarbeit folgen. Zu letzteren gehört die Stadt Schwerte.

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Georg Gerdes

Kommunale Volksdiplomatie - der friedenspolitische Arm der Friedensbewegung?

Am 6. August '89 segelten 18 Stuhrer "Volksdiplomaten" mit der alten Zweimast-Bark "Fortuna" nach Sigulda an der Rigaer Bucht. Erst kurz vorher hatten die Behörden der UdSSR das Durchsegeln der militärischen Sperrbezirke vor der Rigaer Bucht, die Einfahrt in die Hoheitsgewässer der UdSSR und einen Liegeplatz im Rigaer Hafen bestätigt.

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Reinhold Weber

Lernen im Alltag

Die Anfrage der Redaktion, ob ich zu dem Thema einen Artikel schreiben kann, kommt zu einem Zeitpunkt, in dem ich sehr verunsichert bin:

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Beate Roggenbruck

US-amerikanisches friedenspädagogisches Modell

Gewaltfreie Konfliktlösung in Schulen

Die von Dieter Senghaas aufgeworfene zentrale Frage der Friedenspädagogik, wie "eine Erziehung zum Frieden in einer Welt organisierter Friedlosigkeit überhaupt denkbar und möglich ist"1 beschreibt das Dilemma, in dem sich die Bemühungen um eine Erziehung zum Frieden befinden.

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PeaceNet: Global handeln, vor Ort wählen

Managua, Juni 1989. In der Hauptstadt Nicaraguas findet der Kongress "Fate and Hope of the Earth" statt. Jürgen Nauber, Mitorganisator der Tagung, braucht wichtige Informationen aus Deutschland. Am Informationsstand von PeaceNet gibt er die Nachricht an seinen deutschen Kollegen direkt in den Computer ein. Wenige Stunden später ruft dieser den Text aus dem Londoner GreenNet-Computer ab.

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Gernot Klemmer

Thesen für ein überzeugendes Auftreten

"Jeder teile des anderen Last"

These 1: Wenn ich überzeugend wirken will, muß ich es aufgeben, überzeugen zu wollen. Ich bemühe mich inzwischen, meine Überzeugungen zu vertreten, ohne dabei zu vergessen, im partnerschaft­lichen Austausch zu bleiben, den GesprächspartnerInnen zuzuhören und ihren Argumenten die gleiche Wichtigkeit zu geben wie den meinen. Das Gespräch ist mir wichtig, auch wenn es kein sicht- oder hörbares Ergebnis bringt.

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Udo Kunkelmann , Frank Paratsch

Zivildienst muß sozialer Friedensdienst werden

Kriegsdienstverweigerung und Zivildienst gehören nicht in das Spektrum friedenspolitischer Debatten. Zwar hat die Kriegsdienstverweigerung der Wehrpflichtigen immer auch einen friedenspolitischen Aspekt. Doch dieser Aspekt darf nicht die Sicht für die Lebenslage hunderttausender Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende verstellen. Außerdem muss die Kriegsdienstverweigerung vom Zivildienst getrennt diskutiert werden, d. h. innerhalb der Fraktionen von unterschiedlichen Experten.

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Zivildienst ist Kriegsdienst!

Es zeugt unserer Ansicht nach von Verantwortungslosigkeit, in der Bundeswehr zu dienen, statt durch Kriegsdienstverweigerung (KDV) einen Beitrag Zu Entmilitarisierung und Abrüstung zu leisten.

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