Titelblatt FriedensForum 6 1990
6 / 1990

Alltägliche Gewalt

Weitere Themen: 

  • Aktionen gegen den Golfkrieg
  • KSZE von unten
  • Bericht aus der UdSSR
  • Amnestiediskussion
  • Das Ende der Strategie der Flexiblen Antwort
  • Diskussionen, Aktionen und Termine aus der Friedensbewegung

Initiativen

Aktionen gegen den Golf-Krieg

Die Friedensbewegung in den Vereinigten Staaten hat sich gegen den Golf-Krieg formiert. Die Bewegung verbreitet sich Ähnlich wie zur Zeit des Vietnamkrieges, diesmal allerdings schon, bevor der erste amerika­nische Schuß am Golf gefallen ist. Die ersten größeren Demonstratio­nen fanden in mehreren Städten am 20. Oktober statt, parallel zu Veran­staltungen in Japan, Großbritannien, Frankreich und Italien. Am 1.

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Horst Eberhard Richter

während der Demonstration "Stoppt den Krieg am Golf - Kein Blut für Öl" am 24.11.90 in Bonn auf dem Marktplatz 

Rede von Horst-Eberhard Richter

Liebe Freundinnen und Freunde, 

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Inge Lindemann

Atomunfall im Golf durch HERO/Elektrosmog?

Mit der Aufrüstung am Golf geht die Gefahr einher, da· es schon durch die "Verkettung unglücklicher Umstände" und somit ungewollt, zu einer atoma­ren Ex­plosion oder einem chemischen Unfall größeren Ausmaßes kommen könnte. Da moderne Waffensysteme heute kaum mehr ohne komplexe elektronische Steuerung und Zündung auskommen, diese aber sehr störanfällig sind und eine hohe Fehlerquote aufweisen, stellt sich ein Problem, da· den Militärs weltweit schon seit über dreißig Jah­ren als HERO bekannt ist.

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Andreas Buro

Thronbesteigung in Paris

Der Jubel der Präsidenten, Regierungschefs, Minister und Diplomaten kannte auf dem KSZE-Gipfel in Paris keine Grenzen, und die Medien echoten ihn weltweit. Die Konfrontation und Spaltung zwischen Ost und West sei überwunden. Ein neues Europa der Demokratie, des Friedens, der Marktwirtschaft und der Einheit breche an.

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Rüdiger Schlaga

Bürgerbewegung schließen sich europaweit zusammen

Helsinki Citizens Assembly in Prag

"Am Anfang, vor zwei Jahren, waren wir 32 und saßen in einer Prager Arrestzelle. Denn wir hatten versucht, mit der demokratischen Opposi­tion Osteuropas über ein ziviles und demokratisches Europa jenseits von Blockgrenzen zu diskutieren. Damals wurde die Idee der Helsinki-Bürgerversammlung geboren. Heute, im Oktober 1990, sind wir fast 1000, die nach Prag gekommen sind und versuchen nun diese Idee und die ganze Helsinki-Bewegung von unten mit Leben zu fÅllen.

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Pax Christi tritt für Kultur der Gewaltfreiheit im nationalen und internationalen Zusammenleben ein.

Chance für europäische Friedensord­nung und Entmilitarisierung nutzen

 

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Kurzresümee der Kommission "Friedenspolitik und Entmilitarisierung"

In einem Brief an die Teilnehmer der KSZE - Gipfelkonferenz im Novem­ber in Paris haben die in Prag versammelten Angehörigen der verschie­densten Bür­gerbewegungen diesen auch die ersten Ergebnisse der Ar­beitskommission mit­geteilt. Beispielhaft drucken wir hier das Resümee der Kommission 1 "Entmilitarisierung und Friedenspolitik" in Auszügen ab:

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Gerd Greune

Europäisches Friedenstreffen in Pots­dam

Anders Hellebust, Friedensfor­scher aus Norwegen, und Pro­fessor Tair Tairov aus der So­wjetunion, Sprecher der Civic Peace Coalition, führten in die Diskussion ein. Neue Institutionen für Europa und die be­sonderen Beziehungen der Europäerinnen zur Sowjetunion, das waren auch die we­sentlichen Fragestellungen dieses Wo­chenendes in Potsdam.

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Christine Schweitzer

Interview mit Paul Russmann

Demo: Entrüstet Daimler

Paul Russmann (Ohne Rüstung Leben) war einer der OrganisatorInnen der Demonstration "Entrüstet Daimler", die am 17. November in Stuttgart stattgefunden hat. (Wir berichteten im letzten Friedensforum.) Wir ha­ben ihm ein paar Fragen zur Demo und zur weiteren Arbeit gegen den Rüstungskonzern Daimler-Benz gestellt.

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Wilfried Warneck

Der superdicke Blumenstrauß

Halten Friedenswochen, was sie ver­sprechen?

Jedes Frühjahr neu stellt sich der "Arbeitskreis Wetzlarer Friedenswo­che" die Frage: "Machen wir wieder eine Friedenswoche?" Ein ebenso höflicher wie Überflüssiger Ritus: ja, natürlich machen wir wieder eine. Warum? Weil es sonst nach Rückzug aussehen könnte? Nein - weil es nichts Vergleichbares gibt, obwohl schon seit etwa zwanzig Jahren hier­zulande Friedenswochen stattfinden.

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Christine Schweitzer

4.-7.10.90 in Kiruna/Nordschweden

Friedenskongress· Soziale Verteidigung

Ungefähr 200 Menschen folgten der Einladung der Grünen Partei Norr­bottens (Lapplands) zu einem "Nordischen Friedenskongress· über So­ziale Verteidigung". Das Ziel der VeranstalterInnen, die eng mit den War Resi­sters International zusammenarbeiten, war, über die Mittel und Wege zu diskutieren, "die Natur zu schätzen, Demokratie zu stärken und eine wirk­liche Demokratisierung in der ganz Welt zu erreichen", wie es in der Ein­ladung hie·. Als ReferentInnen waren u.a.

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Till Bastian

Ökologie und Frieden - untrennbar

Die Krise am Persischen Golf - wenn sie sich denn noch mit friedlichen Mitteln meistern läßt - ist das letzte Menetekel, das uns auf die Verflech­tung von Ökologie und Friedenspolitik hinweist. Denn am Golf geht es, entgegen der langläufigen Legende, um Interessen, nicht um Prinzi­pien.

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c/o Initiative Frieden und Menschenrechte/Regionalgruppe Leipzig, Demmeringsstr. 21, DDR-7033 Leipzig Vorschlag zur Abschaffung der Wehr­pflicht:

Büro für Demilitarisierung

Wir stellen ein Begründungsdefizit für den Fortbestand der Wehrpflicht in Deutschland fest. Die veralteten Argu­mente in NVA- und Bundeswehrkreisen sind nach der Einheit der Deutschen endgültig gegenstandslos geworden.

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Peter Dudek

Peter Dudek bespricht:

"Die strategische (Ohn)Macht der Frie­densbewegung"

Seit dem NATO-Doppelbeschluss ist in der Bundesrepublik die Frie­densbewegung zu einem politischen Faktor geworden. Sie hatte einen Anlass, sie konnte Massen auf der Straße mobilisieren, und in ihr bündelten sich sehr unterschiedliche Protestmotive. Trotz ihrer enormen Mobilisierungserfolge hatte sie aber eine begrenzte Funktion und Reichweite.

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Hermann Theisen

Todesland in Lebensland- erste interna­tionale Entzäunungsaktion am EUCOM

Das EUCOM (European Command) in  den Patsch Barracks bei Stuttgart ist Hauptquartier der US-Streitkräfte für Europa, den Mittelmeerraum und den Mittleren Osten. von hier aus werden die militärischen Opera­tionen der US-Streitkräfte geplant (wie beispielsweise der Angriff der US-Luft­waffe auf Libyen).

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Otfried Nassauer

Die letzten Pershing-Raketen bei ihrem Abzug aus der Bundesrepublik

Pershing-II-Sprengköpfe vor der Rückkehr?

Hinter verschlossenen Türen werden seit dem 7. Mai 1990 die Sprengköpfe der abzurüstenden Pershing-II-Raketen recycelt. Wohl seit Juni läuft die Serienproduktion der Atombombe B61-4/10, manchmal auch als B61/W85 bezeichnet. Der Sprengkopf W85 bewaffnete zuvor die in der Bundesrepublik stationierten Pershing-II-Raketen, deren Vernich­tung im INF-Vertrag beschlossen wurde.

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Rede von Erik Larsen, Bonn 24.11.90

General, Dein Tank ist ein starker Wa­gen. Er bricht einen Wald nieder und zer­malmt hundert Menschen. Aber er hat einen Fehler: Er braucht einen Fahrer. General, Dein Bombenflugzeug ist stark. Es fliegt schneller als ein Sturm und trägt mehr als ein Elefant. Aber es hat einen Fehler: Es braucht einen Monteur.

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Hintergrund

Otfried Nassauer

Abschied in Stille - Das Ende der Strate­gie der Flexiblen Antwort

In der letzten September-Woche wurde im Brüsseler NATO-Hauptquar­tier eine lange überfällige Konsequenz gezogen: Das Ende der seit Jah­ren umstrittenen NATO-Strategie der flexiblen Antwort wurde besiegelt. Schlicht teilt NATO-Oberfehlshaber John R.Galvin seinen Spitzenmili­tärs mit, die Regierungen der Nato-Länder hätten offiziell beschlossen, die fle­xible Antwort abzuschaffen.

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Wolfgang Sternstein

Amnestie für Friedensstraftäter? - Nein danke!

  Ich bin nicht gegen eine maßvolle Amnestie für Straftäter, ich bin je­doch gegen eine Amnestie für FriedensstraftÑter. Selbstverständlich kann ich nicht für die FriedensstraftÑter als Gruppe sprechen. Ich spre­che nur für mich selbst. Ich weiß· aber von einigen, die so denken wie ich.

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Dieter Senghaas

Wider den Teufelskreis ethnonationali­stischer Gewalt

Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes in Europa sind alte, jahrzehnte­lang unterdrückt gehaltene ethnonationalistischer Konflikte wieder an die Oberfläche gekommen. Die Sowjetunion in all ihren Teilen, Südost­europa und der Balkan sind von dieser Erfahrung besonders betroffen. Aber auch andernorts in Europa scheint sich die ethnonationalistische Konfliktpro­blematik zuzuspitzen.   

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Tobias Damjanov

UdSSR: Atomwaffen als Warnung an Gorbatschow

Am 24. Oktober wurde im sowjetischen Testgebiet von Nowaja Semila unterirdisch ein Nuklearsprengsatz gezündet, dessen Stärke etwa zwi­schen der der Hiroshima- und der Nagasaki-Bombe lag. Dies war fast auf den Tag genau der erste sowjetische Atomtest seit einem Jahr (und 12 Tage nach dem siebten US-Test dieses Jahres).

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Franz Nadler

Kein Asyl für Kriegs­dienstverweigerer

"Der Irak soll zwischen 16 und 120 hohe Offiziere, darunter einen Gene­ral und fünf Brigadiers erschossen haben, da es sich weigerten, an der Invasion nach Kuweit teilzunehmen" - so eine Zeitungsmeldung Ende August 1990.

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Gregor Witt

Rezension

Kirche unter den Soldaten

Waffensegnende Geistliche gibt es heute nicht mehr. Wohl aber über 300 Seelsorger der Katholischen und Evangelischen Kirche, die als Bundesbeamte auf Zeit den Waffendienst rechtfertigen. Die Ev. Militär­seelsorge ist durch den anstehenden Zusammenschluß der Ev. Kirchen in Ost- und Westdeutschland wieder in die Diskussion gekommen.

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Schwerpunkt

Coletta Mannemannn

Rassismus im Alltag

Die Lehrerin bringt ihrem 1.Schuljahr "Schokoküsse" mit. Die Kinder sind begeistert. Anna, ein schwarzes Mäd­chen, weigert sich, einen zu essen. Gabi geht mit ihrem 1/2 jährigen Sohn, dessen Vater Senegalese ist, einkaufen. Eine Frau beugt sich über den Kinderwagen: "Der ist ja süß! Aber - versteht der Sie Überhaupt?

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Renate Wanie

Militär und Männlichkeit - die sexistischen Folgen für Frauen

In der Auseinandersetzung mit dem Thema "Gewalt und Militarismus" ist es unumgänglich, auch den Zusammenhang zwischen Militarismus und Sexismus zu betrachten. Denn zu sehr ist Militär - eines der älte­sten Männerbünde - mit der alltäglichen Frauenverachtung und -unter­drückung verknüpft. Im untenstehenden Artikel geht Renate Wanie dem Verhältnis Militarismus und Männlichkeit nach und zeigt die daraus re­sultierenden sexistischen Folgen auf.

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Walter Bursch

Klötze statt Kanonen

Die Überschrift dieses Artikels läßt vermuten, daß ich für Klötze als Spielzeug zur Erziehung zu weniger Gewalt sprechen will und damit ge­gen Kriegsspielzeug. Wer so vermutet, nimmt zugleich an, die Art des Spielzeugs sei entscheidend dafür, ob ein Kind aggressiv oder friedfer­tig wird. Wie ist das wirklich?

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Traude Rebmann

Mediation

In einem lokalen Veranstaltungskalender zur Friedenswoche 1990 steht: "... wird an vier Nachmittagen an Hand von Rollenspielen, Kommunika­tionsübungen und kurzen theoretischen Ausführungen das Modell "Mediation" vorgestellt.

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Daniel Welzer-Lang

Gewalt in der Familie

"Erzähle mir, wie Du das letzte Mal gegenüber Deiner Freundin gewalt­tätig gewesen bist..." Man könnte dieses Spiel trainieren, das amüsant sein könnte, beträfe es nicht den Alltag von Millionen von Frauen und Kin­dern. Man befrage eine große Zahl von Männern, indem man ihnen ein­fach diese Frage stellt: "Erzähle mir, wie..."

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Peter Kratz

Kriegsverherrlichende Bücher in die Stadtbüchereien?

Sollen kriegsverherrlichende Bücher in Stadtbüchereien auch für Ju­gendliche frei zugänglich und ausleihbar sein?

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Dr. med. Walter Horless schickte uns zum Schwerpunktt­hema einen Meinungs-Beitrag, den wir gekürzt wiederge­ben:

Globale Alternative: Gewaltfreiheit oder Untergang!

Diese These scheint auf den ersten Blick sehr gewagt. Ist Gewalt nicht unvermeidlich? Wird nicht alles Leben auf dieser Welt von Gewalt be­stimmt? Wo wir auch hinsehen in nichtzivilisierten Ländern: Gewalt und Mord sind alltäglich und viele Ordnungshüter resignieren vor ihr, ja wenden sie selbst unbarmherzig und grausam an.

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"Sind die GRÜ­NEN für die Friedensbewegung noch wähl­bar?" im Friedens­forum 5/90

Leserbrief zum Artikel von Hen­ning Schierholz

Als Mitglied (Kreisvorstand KV Kiel) in der "erfolgreichsten poli­tisch-parla­mentarischen Kraft der 80er Jahre" (gemeint sind die Grünen) kann ich den Artikel von H.S. nicht unwidersprochen stehen lassen. Gerade jetzt im 1. ge­samtdeutschen Wahlkampf, in dem es darum geht eine starke Opposition ge­gen schwarz-rot-goldene Deutschtüme­lei des Alt­parteienkartells einschl.

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