Cover FriedensForum 7/1991
7 / 1991

Fremdenhaß und Gewalt

Weitere Themen:

  • Jugoslawien
  • Kurdistan
  • Sowjetunion
  • Ökumenische Friedensdekade

Initiativen

Mani Stenner

Im Überblick:

Arbeitsprojekte im Netzwerk

Das Netzwerk Friedenskooperative versucht kontinuierlich - unter Ein­beziehung eines breiten politischen Spektrums - einen überregionalen Informations- und Diskussionsprozess der Friedens- und anderer sozi­aler Bewegungen zu ermöglichen und eine minimale Organisations-In­frastruktur zu erhalten. Dazu dienen das Bonner Büro als Ansprech­partner, das "FriedensForum" als Magazin mit weiter Verbreitung, re­gelmäßige Beratungstreffen und Rundschreiben zwischen den mitarbei­tenden Gruppen und Beratungstreffen und -konferenzen.

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Cornelia Wilß-Hasenkamp

Ein Erfahrungsbericht zur diesjährigen 12. Ökumenischen Dekade für Frieden in Gerechtigkeit

"Gewaltfreie widerstehen" - Widerstandsansage an herrschenden Trend

Am 20. November 1991 ging die 12. Ökumenische Dekade für Frieden in Gerechtigkeit, die in diesem Jahr unter dem Motto "Gewaltfrei widerste­hen" stand, zu Ende. Die nachstehenden Überlegungen zum Dekaden­verlauf spiegeln - das sei vorangestellt - meine Erfahrungen und meine Sicht als Koordinatorin wider.

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Wo bleibt denn die Friedensbewegung

Unterstützung der Antikriegsbewegungen in Jugoslawien

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Appell an die EG-Staaten

Kooperation zwischen jugoslawischen und deutschen Friedensgruppen

VertreterInnen der Anti-Kriegs-Initiativen in Jugoslawien bemühen sich um Unterstützung in der Bundesrepublik und anderen Staaten der EG, um einer weiteren Verselbständigung des Krieges und der Vertiefung des Hasses zwischen den Völkern in Jugoslawien Einhalt zu gebieten und für Gewaltverzicht, Verhandlungen und Verständigung zu werben.

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Werner Lechtenfeld

Was tut sich in der Sowjetunion Arbeit?

Deutsch-sowjetische Begegnungen sind ein Stück Alltag geworden. Trotz Zerfall der Sowjetunion und Putschversuch im August arbeiten die Initiativen weiter. Während der Friedenswoche 1991 waren über 200 sowjetische Gäste in der Bundesrepublik. Allerdings ohne zentrale Koordination, sondern durch direkte Verabredungen und auf Grund vieler einzelner Absprachen.

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Robert Hülsbusch

3. Deutsch-sowjetische Friedenswoche

Konkrete Hilfsangebote und gemeinsame Perspektiven

"Auf Wiedersehen in Kursk!" Türen schlagen, Taschentücher werden gezückt. Der Zug setzt sich in Bewegung. Wenig später verlässt der IC den Hauptbahnhof Münster, um unsere Gäste aus Russland nach Frankfurt zu bringen. Dort werden sie das Flugzeug nach Moskau besteigen. Mit dem Nachtzug geht es weiter bis in die Heimatstadt Kursk, eine Stadt 500 km südlich von Moskau. Die Strecke ist mir wohl bekannt.

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Andreas Zumach

Die Nato lebt weiter als Instrument der gegenseitigen Einbindung und Kontrolle ihrer auseinanderstrebenden Mitglieder

Von der flexiblen Antwort zur flexiblen Interpretation

Die NATO ist tot, es lebe die NATO! Auf diese Kurzformel läßt sich der Verlauf der bisherigen Debatte bringen, die mit dem Gipfel in Rom Anfang November ihr (vorläufiges) Ende fand. Der Dinosaurier wird noch eine Weile weiterexistieren. Mehr denn je zuvor allerdings nicht wegen gemeinsamer Interessen der 16 Mitglieder, sondern als Instrument zur gegenseitigen Einbindung und Kontrolle angesichts wachsender Widersprüche und Gegensätze.

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Martin Singe

Weitere Freisprüche für Golfkriegsgegner in Bonn

Im letzten Friedensforum berichteten wir u.a. über Bonner Prozesse ge­gen Golfkriegsgegner, die unter dem Verdacht des Aufrufs zu einer Straftat (Befehlsverweigerung) standen. Heute können wir einige zen­trale Aussagen aus dem freisprechenden Urteil zitieren:

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Traudel Stahl

statt Einsätze der Bundeswehr in aller Welt!

Massenhafte Kriegsdienstverweigerung

Der Golfkrieg ist beendet. Vergessen ist, daß der Krieg Tausende von Menschen getötet, Kuwait und den Irak zerstört und in eine ökologische Katastrophe geführt hat. Kein Problem im Nahen Osten wurde dadurch gelöst, viele, wie z.B. das Schicksal der Kurden, wurden verschlimmert. Trotzdem gehören Entspannung und Abrüstung wieder der Vergangen­heit an, internationale Konflikte sind am besten und einfachsten militä­risch zu lösen.

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Hans-Jürgen Häßler

Internationaler Kongreß

"Frieden, Tradition und Zukunft als Kulturaufgabe. Wie gestalten wir die Zukunft des Planeten Erde?"

Vom 1. - 3. November 1991 fand unter o.g. Titel der 4. Internationale Kongress der der Initiative "Kulturwissenschaftler für Frieden und Abrü­stung" statt. Die Veranstaltung wurde im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Niedersächsischen Landeshauptstadt durchgeführt und vom Land Nie­dersachsen, der Stadt Hannover, dem Freundeskreis Hannover, von der Stiftung Niedersachsen und von der Hannoversch-Braunschweigischen Elektrizitäts-Gesellschaft unterstützt. An den Veranstaltungen des Kon­gresses nahmen ca.

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"Das Kurdische Volk - keine Zukunft ohne Menschenrechte"

Ende September 1991 fand in Bonn eine Internationale Konferenz unter dem Titel "Das Kurdische Volk - keine Zukunft ohne Menschenrechte" statt. An ihr nahmen als Teilnehmer oder Beobachter u.a. Vertreter eu­ropäischer Regierungen und Landesregierungen der BRD, Mitglieder des Europaparlaments und der Parlamentarischen Versammlung des Europarats teil, außerdem Mitglieder von Parteien und Bewegungen aus Kurdistan und kurdischen Exilorganisationen. Die Konferenz verab­schiedete eine Bonner Erklärung, die wir hier in Auszügen dokumentie­ren:  

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Mani Stenner

Symposium in Marburg:

Deserteure - Verfolgte der Militärstrafjustiz und der Militärpsychatrie

Im Lichte der jüngeren Forschungen erweist sich entgegen früherer Le­genden die Wehrmacht als eine der tragenden Säulen der NS-Herr­schaft, die Militärjustiz als Verfolgungsinstrument, das dem Volksge­richtshof nicht nachstand und die Psychiatrie im Dienste der Militärs als Folterinstanz, die Soldaten mit rabiater "Therapie" wieder an die Front brachte, den Kriegsgerichten zuführte oder zur Psychiatrie und Eutha­nasie aussortierte. Erst in jüngster Zeit wurde - vorwiegend durch mu­tige engagierte Einzelgänger - das beschönigende Geschichtsbild ge­knackt.

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Ilse-Marie Wülpern

Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz

Wir Deserteure, Kriegsdienstverweiger und "Wehrkraftzersetzer" des II. Weltkriegs haben im Oktober 1990 unsere Bundesvereinigung gegrün­det. Über hundert Zeitungen, Radio- und TV-Sendungen haben seitdem über uns berichtet.

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Gregor Witt

Sicherheitspolitischer Ladenhüter

Ein Jahr lang brüteten 27 Experten in einer "Unabhängigen Kommission für die künftigen Aufgaben der Bundeswehr". Seit Anfang September liegen Abschlussbericht und Emp­fehlungen vor. Die öffentliche Reso­nanz war dem Anlaß an­gemessen: Kaum jemand interessierte sich für die 36 Seiten lange Liste sicherheitspolitischer Ladenhüter.

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Campaign against military and nuclear collaboration with South Africa

Atommacht Südafrika

Die internationale Gemeinschaft hat sich seit den sechziger Jahren über das südafrikanische Atomwaffenprogramm gesorgt und die Verhängung strenger atomarer Sanktionen verlangt. Im Laufe der Jahre wurde mehr und mehr über Südafrikas Atomwaffenpotential bekannt und die Vereinten Natio­nen und andere internationale Körperschaften verabschiedeten zahlreiche Resolutionen, die die Beendigung aller Zusammenar­beit mit Südafrika im Atombereich forderten.

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Gerd Greune

Kriegsdienstverweigerung: Die neuen Zahlen

Die Zahl der Reservisten, die in diesem Jahr ihren Wehrpaß zurückga­ben und den Kriegsdienst verweigerten hat sich nach Angaben des Bundesamtes für Zivildienst von 6000 im Jahre 1990 auf 35.000 im lau­fenden Jahr erhöht. (Stand 1.10.) Insgesamt verweigerten in den ersten zehn Monaten 1991 insgesamt 133.961 den Kriegsdienst. Der nachste­henden Bewertung durch das Bundesamt für Zivildienst braucht nichts hinzugefügt werden.

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Hintergrund

Renate Domnick

1992 - Warum nur Lateinamerika

Als die Uramerikaner vor 500 Jahren Bekanntschaft mit den Sendboten des christlichen Abendlandes machten, gab es in den "Konsequenzen" der Eroberung zwischen Nord und Süd keinen Unterschied. Sie verlan­gen daher gemeinsam, daß die Lüge der "Entdeckung" im Jahr 1992 von der internationalen Öffentlichkeit entlarvt wird, mit allem, was sich hinter diesem kolonialen Konzept verbirgt. Dazu gehört u.a.

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Schwerpunkt

Mani Stenner

Nachlese zum Aktionstag gegen Fremdenhaß und Gewalt

Netzwerk gegen Rassismus?

Am 9. November, dem Jahrestag der "Reichspogromnacht" von 1938, haben ca. 200.000 in rund 100 Städten an Veranstaltungen gegen Ras­sismus, Fremdenhaß und Gewalt teilgenommen. Im Unterschied zu den wohlfeilen Bekenntnissen von Parteien und Politikern gegen die An­schläge und den jetzt angelaufenen good-will-Werbespots und -Plaka­ten wurde die Politik gegen die Flüchtlinge dafür mithaftbar gemacht. Die veranstaltenden Organisationen und Initiativen haben am 9.11. aber keine Meinungsführerschaft zum Thema bekommen.

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Herbert Leuninger

Hauptredebeitrag zum Aktionstag 9.11.91 auf dem Bonner Marktplatz:

Unser Gegner ist die gesamte politische Klasse des Landes

Der heutige Tag ist in der Nachkriegs­geschichte Deutschlands von herausra­gender Bedeutung. Werden wir den Schatten unserer Geschichte annehmen, aus dem viele politische Kräfte seit Jah­ren herauszutreten versuchen? Werden wir ihn endlich annehmen und aus ihm die entscheidenden Lehren ziehen? Die Reichspogromnacht ist nach 53 Jah­ren endgültig keine Geschichte mehr, sie ist für das vereinigte große Deutschland unmittelbare Gegenwart.

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Wilhelm Heitmeyer

Wie kommt es nur zu dieser verdammten Konjunkturreiterei?

Es ist wieder einmal so weit. Ein Kommentar ist fällig, weil sich die aus­breitende Gewalt und die Fremdenfeindlichkeit beim besten Willen nicht mehr einfach übersehen lassen. Aber wozu ist er eigentlich noch nütz­lich, jetzt, da die "Welle läuft"? Ist es wieder und immer wieder die Beruhigungspille, die Aktivitäten ruhigstellt und doch das gedenkende Dabeisein garantiert?

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Hajo Funke

"Eine Stimme der Gewalt"

Der Politologe Hajo Funke erklärt in dem folgenden Interview, das wir nachfolgend dokumentieren, warum Nationalismus und Ausländerhass gerade in Ostdeutschland so stark gewachsen sind.

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Inländer ohne deutschen Paß

Heiner Geißler, CDU-Präsidiumsmitglied und stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, äußerte sich in einem Interview der Wochenzeitung "Freitag" gegenüber zum Thema "Einwanderungsland Deutschland", wobei er auch die Mehrheitspositionen in seiner eigenen Partei angriff. Frage: Herr Geißler, Sie werben seit gut drei Jahren für die "multikulturelle Gesellschaft". Eine zu späte Erkenntnis?

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Der tägliche Rassismus - Alltagserfahrungen

Morgen ist der 9. November. Überall finden Demonstrationen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit statt - ich gehe nicht hin. Ich müßte meine beiden dunklen Kinder in der Zwillingskarre mitnehmen und wer würde uns beschützen, im Fall des Falles? Unsere ausländischen Freunde und ihre deutschen Partner und Partnerinnen teilen meine Angst. Diejenigen aber, die nicht direkt betroffen sind so wie wir, haben nur sehr selten Verständnis. Sie glauben, wir übertreiben.

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Heinz Lehmbruch

- ein Praxisbericht

Die Ortserkundung in der Friedenserziehung

Im Rahmen einer regionalen LehrerInnen-Fortbildung über "Friedenserziehung im Unterricht" mit TeilnehmerInnen aus den unterschiedlichsten Schulformen fand am 16.10.91 in Köln ein Projekttag zum Thema "Friedensfähigkeit in einer multikulturellen Gesellschaft: Sinti und Roma, Asylbewerber" statt, in dessen Verlauf die 22 TeilnehmerInnen eigene praktische Erfahrungen mit der Methode der Ortserkundung machten.

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Werner Gaede

Das läuft wie bei "Trimm Dich"

Über Sinn und Unsinn einer Werbekampagne gegen Ausländerfeind­lichkeit sprach die "tageszeitung" mit Werner Gaede, Prof. für Werbekommunikation. taz: Sind Sie dafür, daß Agenturen, die sonst für Brühwürfel werben, jetzt Sym­pathien für AusländerInnen zu wecken versuchen?

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Osman Engin

"O" wie Osman

"Hallo, hier spricht Hedwig Prizibilsky!" "Ja, guten Tag, hier ist Osman Engin. Ich habe von einem Arbeitskollegen ge­hört, daß Sie seit einem halben Jahr eine Dachgeschoßwohnung freistehen haben. Und da wollte ich Sie mal so fragen ..." "Ostmann? Sagten Sie Ostmann?"

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