Titelblatt FriedensForum 7 1989
7/1989

Internationale Friedensbewegung

Schwerpunkte:

  • Für ein Spanien ohne Armee
  • Peace Brigades International

Außerdem:

  • "Alle Soldaten sind Mörder"
  • Hardthöhe geschlossen
  • Die Bundeswehr in der Klemme

Editorial

Editorial

Dieses letzte Friedensforum des Jah­res 1989 ist dem Thema "Friedens­bewegungen in anderen Ländern" gewidmet. Uns alle bewegen sicherlich die Veränderungen, die durch die ge­waltfreien Proteste in den östlichen Ländern erreicht wurden, und die be­gonnenen Umgestaltungen. Da wir in diesem Friedensforum nur kurz auf die DDR-Situation eingehen, haben wir den Schwerpunkt der nächsten Nr. 1/90 ganz auf dieses Thema abgestellt: "Friedenskooperation Ost-West".

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Im Blickpunkt

Gregor Witt

Gespräche in Moskau

Die mit der deutsch-sowjetischen Friedenswoche im Mai 1989 begonnene "Volksdiplomatie“ soll im September 1990 mit einem Gegenbesuch von bundesdeutschen Friedensaktiven in der Sowjetunion fortgesetzt werden. Zur Vorbereitung der sowjetischdeutschen Friedenswoche reisten Vertreter einer noch vom Koordinierungsausschuß etablierten Arbeitsgruppe Ende September nach Moskau, wo sie außer mit dem Sowjetischen Friedenskomitee auch mit informellen Gruppen Gespräche führen konnten.

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Henning Schierholz

Eindrücke von der DDR-Opposition

Am 24. und 25. Oktober besuchte eine Delegation bundesdeutscher Friedensor­ganisationen auf Einladung der Friedensbewegung der DDR Ost-Berlin. Einige VertreterInnen (KA, DFG-VK, IFIAS, Darmstädter Signal, Krefelder Initiative) führten am Rande eine Reihe sehr interessanter Gespräche mit kirchlichen, al­ternativen und oppositionellen Gruppen.

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Initiativen

Raimund Schmid

IX. Weltkongreß der IPPNW

Die meisten japanischen Ärzte geben es zwar nicht gerne zu, streiten es aber auch nicht ab: Den meisten der 200 000 Strahlenopfer von Hiroshima und Nagasaki, die die Atombombenabwürfe durch die Amerikaner im August 1945 bis heute überlebt haben, konnte bisher medizinisch kaum geholfen werden. Dieses Eingeständnis dürfte dem Bestreben der 200 000 Mediziner der Internationalen Vereinigung für die Verhütung eines Atomkrieges (IPPNW), die kürzlich ihren 9.

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Petra Metsch

Friedenswoche Hannover 1989

Die Völker der Erde brauchen Frieden und Gerechtigkeit

In vielen Städten und Regionen wurden auch in diesem Jahr während der Frie­densdekade Friedenswochen durchgeführt. Beispielhaft berichten wir hier von der Dekade in Hannover.

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Christa Thierig

Die Aktualität des "Die Waffen nieder!"

Genau 100 Jahre nach Erscheinen des Romans "Die Waffen niederl" von Bertha von Suttner veranstaltete die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegnerlnnen am 11./12.11.1989 in Essen einen Schriftstellerinnenkongreß. Die Teilnehmerinnen diskutierten die heutige Bedeutung des Werkes in Zusammenhang mit spezifischen Problemen von Frauen in Politik und Gesellschaft.

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Appell der Christlichen Initiative Romero

Die Regierung und Streitkräfte El Salvadors kämpfen nicht mehr nur gegen die Befreiungs- und Aufstandsbewegung FMLN, sondern haben auch der Bevölkerung und sogar der Kirchenhierarchie den Krieg erklärt.

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Volker Nick

Eine Auswertung

1. Mutlanger Tagung über Gewaltfreiheit und Zivilen Ungehorsam

Die Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen, das Carl-Kabat-Haus und der Bund für Soziale Verteidigung hatten "alle Einzelpersonen, Gruppen, Kampa­gnen und Organisationen, die an Brennpunkten der militärischen und ökologi­schen Bedrohung und Zerstörung mit den Mitteln der Gewaltfreiheit und insbe­sondere des Zivilen Ungehorsams konkrete Ansätze einer Sozialen Verteidigung entwickeln und in die Tat umsetzen", für den 3. - 5. November '89 nach Mutlan­gen eingeladen.

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Jürgen Grässlin

Erfolgreiche Friedensarbeit in einer Waffenstadt

Der Tod ist ein Weltmeister aus Oberndorf

Während die Regierungskoalitionen in Bonn seit Jahren eine "restriktive Rü­stungsexportpolitik" vortäuschten, wurden mit ihrem Wissen, ihrer Genehmigung und gerade in den folgenschwersten Fällen auf ihr "Betreiben" Lizenzen für den Nachbau des Schnellfeuergewehrs G3 auch in Staaten der Dritten Welt verge­ben. Dank des Rechts zum Nachbau des von Heckler & Koch in Oberndorf ent­wickelten Gewehrs konnten diese in mindestens sechzehn Staaten produziert und von dort aus weltweit weiterexportiert werden.

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Uli Stadtmann

Verteidigungsministerium geschlossen

Seit dem 26. November 1989, dem Tag, an dem in der Schweiz über die Abschaf­fung der Armee abgestimmt wurde, ist das Verteidigungsministerium auf der Bonner Hardthöhe geschlossen. Fünfzig geladene FestaktteilnehmerInnen beju­belten die offizielle Schließungsrede. Mit Sekt und GSoA-Wein - von der "Gruppe für eine Schweiz ohne Armee" gestiftet - wurde die Montage des überdimensio­nalen Vorhängeschlosses begossen. Das anschließende Kulturprogramm bein­haltete das erste BoA - BRD ohne Armee - Gedicht.

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Heide Platen

"Alle Soldaten sind potentielle Mörder"

Der Frankfurter Arzt Peter Augst ist ein sanfter Mann mit freundlichen blauen Augen. Nur manchmal regt er sich auf. Eben darum hat er im Sommer 1984 während einer Podiumsdiskussion vor Schülerinnen und Schülern der Friedrich-Ebert-Schule gesagt: "Alle Soldaten sind potentielle Mörder!" Seither fühlen sich die "Bürger in Uniform" und ihre obersten Dienstherren schwer beleidigt durch den Pazifisten und prozessieren.

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Hintergrund

Axel Weirich

Neue Atombomben der Amerikaner

Unbemerkt von der deutschen Bevöl­kerung ist die NATO derzeit dabei, fast ihr gesamtes Atomwaffenarsenal in der Bundesrepublik zu "modernisieren". In erster Linie be­troffen von diesem 75 Milliarden Dol­lar teuren "Modernisierungspro­gramm" sind die etwa 1000 Atomgra­naten und rund 600 Atombomben für die Düsenjäger Tornado und F-16. So sollen die Atombomben vom Typ B28, B57 und B43 durch das neue Modell B61 ersetzt werden.

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Klaus Vack

Freispruch in Sachen Nötigung

Das Amtsgericht Pirmasens hat festge­stellt, daß Sitzblockaden weder "Gewalt" noch "verwerflich" im Sinne von Paragraph 240 des Strafgesetzbu­ches (Nötigung) sind.

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Wolfgang Beer

Stehen wir vor einem biologischen Rüstungswettlauf?

Gentechnik und Krieg

Biologische Waffen (B-Waffen) haben in der rüstungs- und friedenspolitischen Diskussion der letzten Jahre kaum eine Rolle gespielt. Dies schien auch plausi­bel, denn das Internationale Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung von B-Waffen vom 1. April 1972, dem die Bundesre­publik 1983 beigetreten ist, schien das Problem gelöst zu haben.

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Klaus Wazlawick

Die Zukunft der DDR

Die zukünftige Entwicklung der DDR läßt sich nicht trennen von ihrer 40-jähri­gen Geschichte. Dieser Zeitabschnitt bis November 1989 hat seine Prägung und Zeichen der Unvereinbarkeit zwischen bestimmten gesellschaftlichen Erschei­nungen hinterlassen: Angst - Wohlstand - "Nischendenken". Die Erziehung durch die Doktrin der vorherrschenden Weltanschauung erbrachte bei vielen, beson­ders jungen Menschen eine Mitläufermentalität - ein Überdenken des prokla­mierten gesellschaftlichen Ziels fand in den Köpfen meist keinen Raum.

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Harald Fuchs

Professionalisierung der Friedensbewegung?

Professionelle FriedensarbeiterInnen (Profis) wird es geben, solange friedens­bewegte Menschen (Laien) Rundbriefe abbonnieren, Mitgliedsbeiträge bezahlen oder regelmäßig Geld für Friedensarbeit spenden und solange Großorganisatio­nen (Parteien, Gewerkschaften, Kirchen) oder staatliche und halbstaatliche Stellen (Kommunen, Forschungseinrichtungen, Bildungsinstitutionen) das Thema "Frieden" für wichtig genug halten, MitarbeiterInnen für diesen Bereich abzustellen - unabhängig davon, ob wir uns diese Professionalisierung wünschen oder nicht.

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Lieselotte Wollny

Sowjetisches-Deutsches Seminar

Alternativen zur "Atomfixiertheit"

Im April 1986, wenige Tage vor der Katastrophe von Tschernobyl befand sich eine Delegation der Grünen Partei zu politischen Gesprächen in Moskau. Ange­sichts der "Atomfixiertheit" der Sowjets wurde bei einem Gespräch mit dem ZK der KPdSU der Vorschlag gemacht, eine Seminarreihe in Moskau und in der BRD zu veranstalten. Dieses Seminar sollte dem Meinungsaustausch zwischen sowjetischen und deutschen Wissenschaftlern über die verschiedenen Möglich­keiten der zukünftigen Energieversorgung dienen.

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Michail Lemeschew

Umwweltdialog: Erfolge und Probleme

Vom 18. bis 22. September 1989 fand in Moskau ein deutsch-sowjetisches Semi­nar statt, das von der Führung der Grünen und der KPdSU organisiert worden war. An diesem Seminar nahmen über 20 Vertreter der BRD und etwa 40 Vertre­ter der UdSSR teil. Delegationsleiterin auf deutscher Seite war Jutta Ditfurth, auf sowjetischer Seite Akademiemitglied Iwan Frolow.

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Martin Böttger

Gemeinsame Zukunft - Welchen Inhalts?

Knappe 60 Menschen aus verschiedenen Friedensinitiativen waren Mitte No­vember in Köln zusammengekommen, um auf Einladung des Komitees für Frie­den, Abrüstung zu Zusammenarbeit diese Frage zu diskutieren. Rezepte, wie "es" weitergehen soll, waren nicht versprochen, wurden auch nicht geliefert. Stattdes­sen versuchte mensch gemeinsam, den eigenen politischen Horizont zu erweitern.

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Martin Singe

Die Bundeswehr in der Klemme

"Heute findet Wehrdienst seinen der Vernunft einsehbaren Zweck und seine sittliche Rechtfertigung allein in der Verhütung eines Krieges. An die Stelle eines Sieges oder einer Niederlage in einem Krieg ist die Gewißheit der Selbstzerstörung getreten. (...) Wehrdienst ist Kriegsverhinderungsdienst. Wird dieses Ziel verfehlt, ist der Dienst am Ende seiner Brauchbarkeit angelangt." (Bundespräsident Richard von Weizsäc­ker am 5. 7. 1989).

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Schwerpunkt

Bruno Kaufmann

Nach der Volksabstimmung "Schweiz ohne Armee"

Träumen - mit hellwacher Vernunft

35,6 Prozent der Abstimmenden, das sind genau 1.052.218 Schweizerinnen und Schweizer, haben am letzten November-Wochenende Ja gesagt zu einer Schweiz zwar ohne Armee, dafür mit einer umfassenden Friedenspolitik. Mehr als ein Drittel der EidgenossInnen haben damit in dieser weltgeschichtlich erstmaligen Volksbefragung dem Militarismus eine Absage erteilt.

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Meg Berresford

Strategie und Taktik für die neunziger Jahre

Jedesmal, wenn ich über die Zukunft von CND nachdenke, muß ich feststellen, daß ich meine Gedanken zu erneuern habe, Die außergewöhnlichen und bewegenden Ereignisse der letzten Zeit wie die Durchbrüche in der Berliner Mauer, die großartigen Demonstrationen, daß sich Millionen hin- und her bewegen, bedeuten, daß der große Traum der Friedensbewegung - die Zerstörung der Militärblöcke - Realität zu werden scheint.

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B. Dreand

Frankreich

Welche Zukunft haben die Friedensbewegungen?

Die sowjetischen und amerikanischen Soldaten werden nach Hause zurückkeh­ren, die Raketen werden auf den Schrott geschickt, die Abrüstung scheint am Ende der achtziger Jahre auf unsicheren Füßen in Europa zu stehen, welche Re­alität. Und trotzdem ist dies der Augenblick, den die französischen Abgeordne­ten wählten, um das Programm zur Entwicklung neuer nuklearer (besonders der Rakete HADES) und konventioneller Kapazitäten (besonders das Flugzeug RAFALE und der LECLERC) der französischen Armee zu bestätigen.

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Bernt Schnettler, Martin Wurzel

Drei Jahre nach dem NATO-Referendum

Insumison - Für ein Spanien ohne Armee

Die breite Volksbewegung für einen Austritt aus der NATO hat Geschichte ge­macht, mit der Niederlage im Referendum 1986 ist sie allerdings auch zur Ge­schichte geworden. Der Widerstand gegen die Militarisierung konzentriert sich nun stärker auf die Wurzel und die Träger des Militärsystems: Die Wehrpflicht steht im Brennpunkt der Kritik, den Militär- und Zivildienst, auch kurz Cam­paña Insumisón genannt, sind wesentlich weitgehender: letztlich geht es darum, die völlige Abschaffung aller Armeen voranzutreiben.

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Manfred Wolf

Hoffnungen auf einen palästinensisch-israelischen Dialog

Friedensbewegung während der Intifada

Es scheint paradox: Trotz des Leides der Palästinenser in den Israelis besetzten Gebieten, trotz der Versuche des israelischen Militärs, die Intifada, den Auf­stand der Palästinenser brutal zu unterdrücken, gibt es eine Annäherung der Positionen von gesprächsbereiten Israelis und den Palästinensern.

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Klaus Jensen

Ein Beitrag zur Kultur gewaltfreier Konfliktlösung

Peace Brigades International

Das Leben einer von Ermordung oder Entführung bedrohten Person zu schüt­zen, ohne dabei eine Waffe zu tragen; zwischen Konfliktparteien in Krisengebie­ten zu vermitteln, ohne politische Macht und Mandat irgendwelcher Regierun­gen; Trainings und Seminare zu gewaltfreiem Widerstand durchzuführen inmit­ten gewalttätiger Auseinandersetzungen, kurz, friedenschaffende und friedenser­haltende Initiativen auf der Grundlage aktiver Gewaltfreiheit dort zu ergreifen, wo Gewalt in ihrer brutalsten Ausprägung den Alltag bestimmt, alles dies sind keine bloßen Wunsch

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Rob Goldman

Die Bewegung für Kriegsdienstverweigerung und die Widerstandskampagne in Südafrika

In der Geschichte und in jedem Staat wird Kriegsdienstverweigerung als ein Akt des Widerstands angesehen. In Südafrika kommt diesem Widerstandsakt infolge der dort herrschenden, besonderen sozio-politischen Strukturen eine große Bedeutung zu. Zum Schaden der schwarzen Bevölkerung ziehen die Weißen den größten materiellen Nutzen aus der Apartheid. Um dieses Privileg zu behalten, werden Weiße, und nur Weiße, zu SADF eingezogen (SADF = South African Defence Force - südafrikanische Armee).

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