Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung in Frankfurt am 4. August 2018

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Doomsday Clock

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Seit 1945 gibt eine kritische US-amerikanische Gruppe das „Bulletin der Atomwissenschaftler“ heraus, und ihr Komitee publiziert alljährlich einen Bericht über die aktuelle Gefahr eines Atomkriegs. Um diese Gefahr anschaulich zu machen, zeigen sie auf der „Doomsday Clock“ - der Weltuntergangsuhr - die Zeitspanne an, die uns von der Mitternacht des Atomkrieges trennt. In diesem Jahr rückten sie die symbolischen Zeiger vor bis auf 2 Minuten vor 12, also eine sehr knappe Spanne vor der Katastrophe. Als Grund für diese zugespitzte Bedrohung nannten sie die fortbestehende Konfrontation in Korea, dann die Kündigung des Atomvertrags mit dem Iran durch die Regierung Trump, und schließlich die erneute Frontstellung der beiden großen Atomwaffenmächte USA und Russland durch den militärischen Aufmarsch an Russlands Grenzen und die gleichzeitige erneute nukleare Aufrüstung, an der ja auch Deutschland durch neue US-Bomben auf dem Luftwaffenstützpunkt Büchel beteiligt ist.
Spannend für mich, dass die Wissenschaftler als weiteres, schleichendes Katastrophenszenario den Klimawandel benennen, der nicht mit großen Explosionen einhergeht, aber durch die Ignoranz gegenüber der fortschreitenden Veränderung der Biosphäre desaströse Folgen für weite Teile der Erde in den nächsten Jahrzehnten erwarten läßt.

Unsere Zivilisation und das Leben von Millionen von Menschen sind weiterhin in extremem Maße bedroht, und das nicht durch außerirdische Mächte aus dem Weltraum, sondern durch die strukturellen Fehler unseres gesellschaftlichen und internationalen Zusammenlebens.

Wir setzen heute hier einen kleinen Markstein gegen die Destruktivität von Mechanismen, die uns alle in Katastrophen stürzen können - Katastrophen, wie sie Menschen in anderen Ländern schon jetzt durchleben: in Afghanistan, in Libyen, in Syrien, im Irak, und in Flüchtlingsbooten auf dem Mittelmeer.

Gegen das Vergessen des Grauens, das 1945 in den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki einen schrecklichen Schlusspunkt fand, setzen wir die Erinnerung, das Nachdenken über die Ursachen, und die Anstrengungen, durch Prävention Kriege zu verhüten, statt immer neue vorzubereiten. Wir verbinden uns mit den Menschen in Hiroshima und Nagasaki, auch mit den Menschen in Russland, bilden Netze von Städten, die sich international für den Frieden verbünden.

Wir danken allen, die uns bei dieser Arbeit heute hier unterstützt haben:

  • Stadtrat Claus Möbius aus dem Frankfurter Römer,
  • Sascha Hach von ICAN, der aus Berlin angereist ist,
  • Philipp Jacks, dem Vorsitzenden des Frankfurter DGB,
  • und natürlich Bruni Freyeisen und den Freunden von der Friedens-und Zukunftswerkstatt.

Zum Schluss hören wir nun noch einmal Alexander Sauer, bei dem wir uns für sein so schönes Trompetenspiel besonders bedanken.

 

Matthias Jochheim ist aktiv bei der IPPNW Regionalgruppe in Frankfurt.