Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung am 6. August 2019 in Bonn

 

- Es gilt das gesprochene -

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Hiroshima – weltweit wird der Name dieser japanischen Stadt mit den Schrecken der Atomwaffen verbunden. Weltweit wird am 6. August derer gedacht, die 1945 an diesem Tag Opfer der ersten gegen Menschen eingesetzten Atombombe wurden. Tausende starben sofort oder litten seither unter den Folgen der atomaren Strahlung.

Auch wir gedenken am Hiroshima-Tag der Opfer von Atombomben und mahnen vor den Gefahren der Atomwaffen. Wie in allen Jahren seit 1985 versammeln wir uns an dem von uns geschaffenen Mahnmal am Beueler Rheinufer und heute in einer Kundgebung zuvor hier am Bonner Rathaus. Hier beginnen wir, weil wir den Oberbürgermeister unserer Stadt auffordern wollen, den ICAN-Städteappell zu unterzeichnen.

In diesem Jahr sind wir in größerer Sorge als in den vergangenen Jahren.

Auch wenn die USA und die damalige Sowjetunion 1987 den INF-Vertrag abschlossen, der ihnen nukleare Mittelstreckenraketen in Europa untersagt und die Verschrottung der Atomraketen bewirkte, ein Vertrag, den wir, die deutsche und die internationale Friedensbewegung erkämpft haben!

Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten die Atomwaffen nicht mehr im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion standen, waren wir nie frei von der Bedrohung durch Atomwaffen.

20 Atombomben liegen in Büchel in der Eifel, nur 80 km von Bonn entfernt. Sie werden für den jederzeitigen Einsatz bereitgehalten. Die Modernisierung des amerikanischen Arsenals ist beschlossen, auch der in Büchel stationierten Atombomben.

Weltweit befinden sich noch immer etwa 16.000 Atomwaffen im Besitz der Staaten USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea. 1.800 dieser Waffen befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft und stellen eine permanente Bedrohung dar.

Das Verhältnis zwischen USA und Russland, Iran und lange Zeit auch Nordkorea wird von Drohungen bestimmt, Verträge werden aufgekündigt.

Der INF-Vertrag von 1987 zum Verbot landgestützter Mittelstreckenraketen bindet nach seiner Aufkündigung seit wenigen Tagen die USA und Russland nicht länger. Wir befürchten ein neues atomares Wettrüsten, zu Recht, wie entsprechende Ankündigungen von Seiten der USA keine 48 Stunden nach Ende des Vertrages zeigen.

Atomwaffen sind eine Gefahr weit weg und ganz nah, eine Gefahr von gestern und heute. Soll es auch eine von morgen sein?!

Solange es Atomwaffen gibt, stellen sie eine immense tödliche Gefahr dar, die auch nicht regional begrenzt werden kann. Wir wissen, dass das Zünden auch nur einer Atombombe nicht nur für das Leben in einer Region vernichtend wäre, sondern weltweit die größte Klimakatastrophe darstellen würde, die die Menschen aller Kontinente und ihre Umwelt betrifft.

Da ist einerseits diese beängstigende Eskalation.

Da sind aber andererseits Chancen, wirksam gegenzusteuern.

Vor 2 Jahren wurde in der Generalversammlung der Vereinten Nationen das Abkommen für ein grundlegendes allgemeines Verbot aller Atomwaffen angenommen. ICAN, die International Campaign to Abolish Nuclear Weapons, hat dies erreicht und wurde dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Dem Atomwaffenverbotsvertrag sind bisher 70 Staaten beigetreten. Die Tür steht weit offen!

Deutschland fehlt in diesem Kreis, ebenso wie die anderen NATO-Staaten und vor allem die Staaten, die über Atomwaffen verfügen.

Wir fordern, Deutschland solle in dieser Frage nicht weiter treu an der Seite der USA und der NATO verbleiben, sondern

in Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft nicht nur unseres Landes

den Atomwaffenverbotsantrag beispielhaft und tonangebend unterschreiben.

Das hat auch der ICAN-Städteappell zum Ziel: Bürgermeister*innen vieler Städte in Deutschland haben sich diesem Appell bereits angeschlossen und erklären:

“Unsere Stadt/unsere Gemeinde ist zutiefst besorgt über die immense Bedrohung, die Atomwaffen für Städte und Gemeinden auf der ganzen Welt darstellen. Wir sind fest überzeugt, dass unsere Einwohner und Einwohnerinnen das Recht auf ein Leben frei von dieser Bedrohung haben. Jeder Einsatz von Atomwaffen, ob vorsätzlich oder versehentlich, würde katastrophale, weitreichende und lang anhaltende Folgen für Mensch und Umwelt nach sich ziehen. Daher begrüßen wir den von den Vereinten Nationen verabschiedeten Vertrag zum Verbot von Atomwaffen 2017 und fordern die Bundesregierung zum Beitritt auf.“

Von Hiroshima ging die Organisation der „Mayors for Peace“ aus. Dieser gehört auch der Bonner Oberbürgermeister an. Als Mayor for Peace hat er heute zu uns gesprochen.

Wir meinen, es ist an der Zeit, einen weiteren Schritt zu gehen und appellieren an den Bonner Oberbürgermeister: Unterzeichnen Sie den Städteappell!

Stellen Sie sich damit an die Seite der Oberbürgermeister*innen von Mainz, Köln, München, Freiburg, Essen, Trier, oder, als neuestes Beispiel von Darmstadt, dessen OB am 9. August, dem Jahrestag des Bombenabwurfs auf Nagasaki, den Städteappell unterzeichnen wird und dazu erklärt:

"Der Sicherheit und der Schutz der Bürgerinnen und Bürger stehen für mich als Oberbürgermeister an erster Stelle. Daher setze ich mich vehement gegen Atomwaffen und ihre Verbreitung ein. Leider ist weltweit die Entwicklung eine andere. Es besorgt mich zutiefst, wenn Atommächte ihre Arsenale modernisieren und wichtige Verträge zur Begrenzung von Atomwaffen aushebeln. Mit dieser Aktion wollen wir, die Bürgermeister für den Frieden, daher den Druck auf die Atommächte erhöhen und ein Zeichen für eine Welt ohne Atomwaffen setzen. Dafür brauchen wir viele engagierte Stimmen.“

Wir Bürgerinnen und Bürger Bonns wollen auch in unserer Stadt, der internationalen UN-Stadt Bonn, solche engagierte Stimme hören! Herr Oberbürgermeister, unterzeichnen Sie den Städteappell und bringen Sie uns alle gemeinsam einen Schritt weiter auf dem langen Weg zum großen Ziel: Eine Welt ohne Atomwaffen!

Vielen Dank.

 

Susanne Rohde ist aktiv bei der Friedensinitieve (Bonn)-Beuel.