Redebeitrag für die Hiroshima / Nagaski Gedenkveranstaltung am 9. August 2019 in Hamburg

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,

Heute vor 74 Jahren am 09. August 1945, 3 Tage nach Hiroshima zerstörte eine zweite Atombombe die japanische Hafenstadt Nagasaki. Um 11.02 Uhr wurde die Plutoniumbombe in 500 m Höhe über der Stadt mit seinen 260.000 Menschen gezündet.

Die Folgen waren verheerend:

Der größte Teil der Stadt war dem Erdboden gleichgemacht.

22.000 Menschen starben sofort , 74.000 waren es bis zum Ende des Jahres 1945. Die Verletzten, 42 000 , konnten medizinisch nicht versorgt werden. Die Krankenhäuser waren zerstört und die medizinische Versorgung komplett zusammengebrochen.

Vor kurzem berichtete mir ein Zeitzeuge in einem Interview vom Hamburger Feuersturm 1943. Er war dort als der als 15 jähriger eingesetzt, die Brände in Hamm und Rothenburgsort zu löschen. Die Bilder verfolgen ihn bis heute.

Damals war der nächtliche Einsatz von 700 Bomberflugzeugen für die Zerstörung verantwortlich, die sog.“Operation Gomorrha“.

In Hiroshima und Nagasaki hat eine einzige Atombombe genügt, um in wenigen Sekunden eine noch viel katastrophalere zerstörerische Kraft zu entfalten. Atombomben setzen riesige Mengen an Energie frei in Form von Druckwelle, Hitze und radioaktiver Strahlung.

Die Druckwelle führt zu inneren und äußeren Verletzungen durch einstürzende Gebäude und umherfliegende Gegenstände. Temperaturen doppelt so heiß wie die Sonne führen dazu, dass in der Nähe des Epizentrums fast alles verdampft. Es entstehen gigantische Feuerstürme und die Menschen erleiden schwerste Verbrennungen.“Es war, als hätte man zwei Sonnen in eine Stadt geworfen“ schreibt der japanische Schriftsteller Hisashi Inoue.

Im Unterschied zu konventionellen Waffen wird zusätzlich ionisierende Strahlung freigesetzt. Diese führen entweder zum raschen Tod durch die akute Strahlenkrankheit oder zu Jahre-oder Jahrzehnte später auftretenden Krebserkrankungen. Die Zahl von Fehlgeburten und kindlichen Missbildungen nimmt ebenso zu, wie genetische Schäden, die an die nächste Generation weitergegeben werden. Auch Pflanzen und Tiere und das gesamte Ökosystem sind hiervon betroffen.

Atomwaffen sind die einzigen Waffen, die sämtliche Lebensformen auf der Erde in kurzer Zeit zerstören können. Dafür würden schon 7% der weltweiten Bestände reichen. Im Gegensatz zu den 1945 eingesetzten Atomwaffen verfügen moderne Atomwaffen über eine vielfache zerstörerische Wirkung, wie auch die in Deutschland in Büchel gelagerten amerikanischen Atomwaffen.

Auch ein nur begrenzter Atomkrieg, z.B. zwischen Indien und Pakistan würde durch die Rauch und Staubentwicklung das globale Klima so stark schädigen, dass es infolge von globalem Temperaturabfall zu massiven Ernteausfällen und in Folge zu Hungersnöten kommen würde. Es würde zu schweren Schäden in der Ozonschicht kommen mit allen gesundheitlichen und ökologischen Folgen.

Atomwaffen töten schon bevor sie eingesetzt werden:

Seit 1945 wurden mehr als 2000 Atomwaffentests weltweit durchgeführt.

Nach einer Studie der IPPNW sind von 1945-1980 ca. 2,4 Millionen Menschen an den Folgen der oberirdischen Atomtests gestorben.

Auch die Produktion von Atomwaffen gefährdet unsere Gesundheit durch den Abbau und die Anreicherung von Uran und durch die Produktion von Plutonium in Atomkraftwerken.

Unmengen von Geld und Ressourcen werden verschleudert, die zur Bekämpfung der Armut und für das Erreichen der Milleniumsziele dringend notwendig wären.

Schon die 1. Sitzung der UN-Vollversammlung forderte im Januar 1946, Hiroshima und Nagasaki vor Augen, die Abschaffung der Nuklearwaffen.

Dennoch sollte es 72 Jahre bis zum 07.07.2017 dauern, bis die UNO mit überwältigender Mehrheit aller Staaten (122 von 190) den historischen Atomwaffenverbotsvertrag beschloss.

Atomwaffen unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Sie treffen unterschiedslos jeden, auch nicht am Konflikt beteiligte Länder. 1996 erklärte der Internationale Gerichtshof Atomwaffen als nicht vereinbar mit dem Internationalen Völkerrecht.

Atomwaffen verursachen inakzeptables Leid für Menschen und Umwelt, ähnlich wie die bereits schon lange völkerrechtlich geächteten biologischen und chemischen Waffen.

Es gibt eine lange Liste von Vorfällen, die beinahe einen Atomkrieg ausgelöst haben, sei es durch menschliches oder technisches Versagen. Dieses Risiko können wir uns im Interesse unseres Überlebens nicht leisten.Wir haben nur eine Wahl:

Atomwaffen müssen endlich auch von Deutschland völkerrechtlich geächtet werden, wie es die große Mehrheit aller Staaten bereits getan hat.

Auch die Bevölkerung steht mehrheitlich hinter dieser Forderung.

Wir brauchen jetzt Politiker, die den Mut haben, dies um zusetzten.

 

Ute Rippel-Lau ist aktiv bei der IPPNW und ICAN in Hamburg.