Redebeitrag für die Hiroshima / Nagasaki- Gedenkveranstaltung am 6. August 2020 in Hannover

 

- Es gilt das gesprochene Wort –

 

Sehr geehrte damen und Herren,

in einer Zeit von Krieg und Zerstörung sieht und hört der Prophet Micha ein großartiges, tröstliches Bild und er sagt das weiter. Ich wiederhole seine Worte aus dem vierten Kapitel seines Buches

1 In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen,

2 und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.

3 Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

4 Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des HERRN Zebaoth hat's geredet. Micha 4, 1-4

In einer Zeit von Krieg und Zerstörung bereiten Diplomaten aus der ganzen Welt im Mai und Juni 1945 die Charta der UN vor, in Europa ist der 2. Weltkrieg vorbei, aber in Asien tobt noch das Grauen im Kapitel I wird eine Friedensordnung der Welt entworfen. In dem Artikel 2, Absatz 4 lesen wir:

Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.

Diese Verheißung des Friedens ist noch nicht erfüllt, die Friedensordnung der Völkergemeinschaft wird noch von zu wenigen Staaten und Regierung aktiv umgesetzt!

Frieden müssen wir Menschen lernen, ein harter, geduldiger Lernprozess ist nötig! Jahrtausende Krieg müssen abgelöst werden durch eine gemeinsame Anstrengung aller! Hannover ist zusammen mit unserer Partnerstadt Hiroshima Mitglied im Bündnis der Mayors for Peace der Bürgermeisterinnen und Bürgermeiste für den Frieden. Friedenspädagogik ist nicht Theorie sondern Praxis in unseren Kindertagesstätten und Schulen, die jungen Menschen des CVJM und ihre internationalen Freunde erfüllen uns mit Zuversicht!

Der heutige Jahrestag mahnt uns im Gedenken der Opfer von Hiroshima und von Nagasaki am 9. August, aber zugleich ermutigt uns dieses Zusammentreffen im Mahnmal St. Aegidien, die Glocke unserer Partnerstadt Hiroshima stimmt ein in die Charta der UN, sie klingt wie drei Hammerschläge zum Umschmieden der Schwerter zu einem Pflug.

Vielen Dank.

 

Thomas Höflich ist Stadtsuperintendenten von Hannover.